Chapter 13

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Als Thor seinen Bruder das nächste Mal wiedersah, war es an einem Ort, an dem er definitiv nicht mit ihm gerechnet hatte.

Es war ein kühler, aber sonniger Nachmittag im Spätherbst, und Thor hatte sich auf einen gemütlichen Spaziergang mit Jane durch die Innenstadt von San Francisco gefreut. Obwohl sie schon vor längerer Zeit in Freundschaft auseinandergegangen waren, hatten sie doch noch immer Kontakt zueinander, und als Jane, die mittlerweile an der Westküste arbeitete, ihn über das Wochenende zum Sightseeing eingeladen hatte, hatte er nicht nein gesagt. Loki war seit dem Kampf im Central Park verschollen und Thor sehnte sich nach Ablenkung. Als Janes Anruf gekommen war, hatte er darum nicht lange gezögert und sich unverzüglich auf den Weg gemacht.

Zwei Stunden nach seiner Ankunft in San Francisco bekam er einen Anruf aus dem Avengers-Hauptquartier.

„Uhm", machte Steve, was nie ein gutes Zeichen war.

Thor seufzte. So viel zu dem Spaziergang. „Was ist es dieses Mal?"

„Es sieht aus, als hätte eine uns bislang unbekannte Alienspezies weite Teile der Menschheit unterwandert", berichtete Steve. „Fury hielt es anscheinend für eine gute Idee, bis zum denkbar letzten Moment zu warten, um uns darüber in Kenntnis zu setzen, und heute ist der Tag, an dem der Feind kollektiv zuschlagen wird, insbesondere in den Großstädten. Ich habe den Rest des Teams so gut es geht über das Land verteilt, aber es wird knapp werden. Halte dich bereit und sei auf der Hut. Sie können aussehen wie jeder von uns."

Thor starrte das Telefon noch für eine halbe Minute an, nachdem Steve sich schon längst verabschiedet hatte, bevor er es kopfschüttelnd wieder weglegte.

„Thor? Dein Gesichtsausdruck macht mir Sorgen", sagte Jane, als er zu ihr ins Wohnzimmer zurückkehrte. „Womit haben wir es nun schon wieder zu tun?"

„Mit einer Kriegerrasse aus dem All, die die Menschheit infiltriert hat", erwiderte Thor. „Offenbar nennen sie sich Skrull."

„Okay", sagte Jane und fuhr sich seufzend mit den Fingern durch die Haare. „Ich geh dann mal meine Stiefel anziehen und den Taser aus dem Schlafzimmer holen."

Thor schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.

Plötzlich wusste er wieder, warum er sie geliebt hatte.

~*~

Unter anderen Umständen hätte die Golden Gate Bridge einen malerischen Hintergrund abgegeben, nicht jedoch, wenn sich San Francisco in ein Schlachtfeld verwandelt hatte.

Steve hatte nicht gelogen – sie konnten in der Tat wie jeder aussehen, und sie waren wahnsinnig stark. Die menschliche Bevölkerung hatte kaum eine Chance. Oder hätte kaum eine Chance gehabt, wäre die Anzahl von Skrulls im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung nicht so gering gewesen, dass sich die Kämpfe auf ein knappes Dutzend Schlachtfelder innerhalb der Stadt beschränkten. Doch trotz ihrer geringen Menge war der Schaden, den sie anrichteten, immer noch enorm, und Thor und Jane hatten alle Hände voll zu tun, ihn zu begrenzen.

„Geh nur!", rief Jane ihm schließlich zu, in einer Hand ihren Taser, in der anderen eine Leuchtpistole. „Wenn wir uns aufteilen, schaffen wir mehr!"

„Bist du dir sicher?", fragte Thor besorgt. „Der Feind könnte überall lauern."

„Wir haben diesen Planeten schon beschützt, bevor du hier aufgetaucht bist", entgegnete Jane sanft und legte eine Hand an seine Wange. „Wir werden schon zurechtkommen."

Sie umarmte ihn kurz.

„Bis später!", rief sie dann und lief los.

Thor sah ihr für einen Moment nach. Er wusste, dass sie Recht hatte, und dass sie kompetent genug war, sich zu verteidigen. Es war nicht länger seine Aufgabe, sie zu beschützen, sondern darauf zu vertrauen, dass sie es auch selbst tun konnte.

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