Chapter 2

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„Mach es ab."

„Loki..."

„Ich meine es ernst, Thor, mach es ab!"

„Das kann ich nicht."

„Kannst du es nicht oder willst du es nicht?"

„Du weiß, was ich meine, Loki...!"

Thor senkte seine Stimme, als sich ein paar Passanten verwundert nach ihnen umsahen.

Sein Bruder hatte den Kragen seines Wintermantels hochgeschlagen und seinen Schal fast bis zur Nase hochgeschoben, um sein blaues Gesicht zu verbergen, doch jeder, der mehr als einen flüchtigen Blick in seine Richtung warf, machte auf dem Absatz kehrt und suchte schleunigst das Weite.

„Das ist erniedrigend!", sagte Loki zerknirscht. „Du weißt genau, dass ich diese Gestalt hasse! Wieso tust du mir das an? Macht es dich glücklich zu wissen, dass ich darunter leide?"

Thor wusste genau, dass Loki ihn nur zu manipulieren versuchte, und doch versetzte ihm die Bemerkung einen Stich.

„Dein Schmerz macht mich nicht glücklich, Bruder", erwiderte er leise. „Das hat er noch nie getan."

„Dann befreie mich von diesem Ding! Ich verspreche auch, dass ich mich nicht an dem Zauberer dafür rächen werde."

Thor seufzte.

Er wusste, dass Loki keinen Moment lang locker lassen würde, bis er bekam, was er wollte. Und es war nicht so, als könnte Thor seinen Bruder nicht verstehen. Seine Magie nicht nutzen zu können, war für ihn schon schlimm genug, aber in der Gestalt einer der Alptraumfiguren ihrer Kindheit gefangen zu sein, war einfach nur unnötig grausam.

Und trotz der vielen kleineren und größeren Vorfälle, die es gegeben hatte, seitdem sein Bruder im Hauptquartier eingezogen war, empfand Thor Stranges Maßnahme als zu harsch.

Seufzend packte er seinen Bruder am Oberarm und bog mit ihm in die nächste Seitenstraße ein.

„Gib mir dein Handgelenk", sagte er.

Offensichtlich erleichtert, dass Thor endlich ein Einsehen hatte, schob Loki den Stoff seines Ärmels zum Ellenbogen hoch und streckte die Hand aus.

Thor griff behutsam nach seinem Arm, um das goldene Band wieder zu lösen – und zog augenblicklich die Hand weg, als ein beißender Schmerz durch seine Finger fuhr, fast so, als hätte er sie verbrannt.

„Was zum–!", stieß er hervor, während er seinen Bruder ansah, und schob die Hand unter seine Achsel, um sie zu wärmen. „Was war das?"

Loki starrte derweil auf seine Finger herab.

„Das war ich", murmelte er und ballte die Hand zur Faust. Dann hob er den Blick und sah Thor an. „Ich habe dir wehgetan."

Und in den vielen Jahrhunderten, die Thor ihn schon kannte, hatte er seinen Bruder noch nie so betroffen erlebt.

~*~

Das Armband ließ sich nicht lösen.

Nachdem der erste Versuch missglückt war, versuchte Thor es erneut, wobei er dieses Mal sorgfältig darauf achtete, nur den Armreif zu berühren. Doch egal, wie sehr er am Verschluss rüttelte, er schaffte es nicht, ihn zu öffnen.

„Ich verstehe nicht", sagte er schließlich frustriert. „Strange sagte, nur ich wäre in der Lage, es zu öffnen."

Loki, der seinen Versuchen mit steigender Resignation zugesehen hatte, war für eine Weile still. Dann lachte er auf einmal leise auf.

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