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Die restlichen Tage verliefen ziemlich gut.

Während Thomas Brown - Mia's Onkel - seinen Besuch verschieben musste, verstanden Mitchell und Mia sich weiterhin hervorragend. Sie besuchten ein Kino, schauten sich einen Kinderfilm ab 6 Jahren an, spielten Videospiele oder saßen Abends einfach schweigend vor dem Kamin und beobachteten die Flammen. Man merkte beiden an, dass sie sich sehr mochten, deshalb kränkte Mitchell der Gedanke sehr, wenn er daran dachte, dass Mia vermutlich bald zu ihrem Onkel gehen und bei ihm wohnen musste. 

Er hatte große Angst davor, dass er sie nie wieder sehen würde. In der kurzen Zeit war sie ihm sehr ans Herz gewachsen und er konnte sich kein Leben mehr ohne das lebensfreudige Mädchen vorstellen. 

Jedoch besuchte Thomas Brown, trotz Mitchell's Erkenntniss das er Mia verlieren würde, seine Neffin ein paar Tage später in London. 

»Onkel Tommy!«, schrie Mia als ihr Onkel an der Tür geklingelt hatte. Fest drückte er sie an sich und hob sie hoch. Ein wenig später trat Mitchell aus dem Türrahmen der Küche und lächelte den großen Mann schüchtern an. »Hallo, ich bin Thomas Brown. Freut mich Sie kennen zu lernen, Mr. Parker« Beide schüttelten sich die Hand, als Mia noch immer auf dem Arm ihres Onkels saß und dieser das Haus betrat. »Es freut mich ebenfalls Sie kennen zu lernen, Mr. Brown«

Thomas zog seinen Mantel aus und hang ihn auf den Garderobenständer, ehe er Mitchell ins Wohnzimmer folgte und sich flüchtig die vielen Bilder an den Wänden anschaute. Er setzte sich auf die große Couch, als Mitchell sich kurz entschuldigte und das Wohnzimmer eilig verließ. 

Währenddessen erzählte Mia ihm, wie toll Mitchell war und was für einen Spaß die beiden in den letzten Tagen zusammen hatten. 

»Wir haben sogar einen Schneeengel gemacht, Onkel Tommy!«, kicherte sie und drückte sich lachend an ihren Onkel. Sie mochte ihn sehr.

»Hier ist der Brief.«, flüsterte Mitchell leise als er das Wohnzimmer erneut betrat und Thomas mitleidig anschaute. »Mia, willst du nach oben spielen gehen?«, Mia nickte und rannte beinahe aus dem Türrahmen, doch als sie sah das Mitchell ihr nicht folgte, blieb sie verwirrt stehen. »Kommst du nicht mit?« - »Ich komme gleich nach.« 

Als Mia letztendlich komplett aus dem Wohnzimmer verschwunden war, öffnete Thomas den Brief und fing stumm an ihn zu lesen. 

Anhand seiner Mimik, erkannte Mitchell die Trauer und Wut in ihm und für einen weiteren Moment, tat ihm der Fremde leid. Thomas wischte sich die kleinen Tränen, die sich in seinen Augen gebildet hatten, mit seinem Handrücken weg, ehe er traurig zu Mitchell schaute und den Brief auf den hellbraunen Esstisch legte.

»Maria war immer sehr stark gewesen. Sie war eine bewundernswerte junge Frau, die mit beiden Füßen im Leben stand. Sie hat Mia völlig alleine groß gezogen, wissen Sie? Sie war ein toller Mensch, immer hilfsbereit. Sie war immer da, wenn man sie brauchte. Sie ist viel zu früh gegangen, viel zu früh..« - »Das glaube ich Ihnen. Es tut mir sehr Leid, mein herzlichstes Beileid.«

Thomas lächelte gezwungen und nickte nachdenklich, als er sein Gesicht in seine großen Hände legte und sich kurz durch sein leicht lockiges Haar fuhr.

»Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?« - »Das wäre sehr nett, danke«

Mitchell machte sich auf den Weg in die Küche und holte sich ein durchsichtiges Glass aus dem Schrank, ehe er dieses mit kaltem Leitungswasser füllte. Schnell griff er zu der Keksdose, die auf dem Tresen stand und betrat ein weiteres Mal das gemütliche Wohnzimmer. Nachdem der Braunhaarige die Sachen auf dem Tisch abgelegt hatte, setzte er sich zurück zu Mr. Brown auf die Couch.

»Ich danke Ihnen dass sie Mia haben bei sich wohnen lassen, das ist sehr freundlich von Ihnen« Mitchell schüttelte das Kompliment nur lächelnd ab. Mit Komplimenten konnte er noch nie gut umgehen.

»Bitte denken Sie nicht falsch von mir, Mr. Parker. Mia ist wie eine Tochter für mich, ich liebe sie wie mein eigenes Kind, dennoch kann ich sie unmöglich bei mir aufnehmen. Meine geschäftliche Lage bindet mir die Hände zusammen.

Ich denke, Mia muss wohl oder übel in ein Heim oder zu einer Pflegefamilie. Ich kenne keinen, der sich um sie kümmern kann.«, fuhr er fort.

Aus dem Gesicht des Älteren kullerte eine Träne, als sein Blick beschämt auf den Boden gleitete. Mitchell zog zur selben Zeit scharf die Luft ein. Seine Augen hatten sich unglaubwürdig geweitet, als er den Fremden Engländer musterte.

»Ich denke, wir finden eine Lösung.
Notfalls kann sie auch gerne hier bleiben, bei mir.«

»Machen Sie sich nichts vor, Mr. Parker.

Sie haben genug für uns getan. Ich kann Sie nicht weiterhin mit einem kleinen Mädchen belasten. Mia wird Fragen stellen. Es wird schwer sein, ihr diese kindgerecht zu beantworten. Sie muss in den Kindergarten, irgendwann in die Schule. Wie alt sind Sie? 22? Sie haben Ihr ganzes Leben noch vor sich! Ein Kind wird Ihnen Zeit und Nerv rauben, glauben Sie mir. Feiern, Partys und Alkohol werden in den Hintergrund rücken müssen, Mr. Parker«

Mitchell nickte entschlossen, als er eine eigene Entscheidung für sich gefallen hatte.

»Ich bin kein Mensch der Partys und Alkohol braucht. Ich lebe ein ziemlich langweiliges und eintöniges Leben. Menschen wie Mia würden Licht ins Dunkle bringen. Ich glaube nicht das sie eine Last für mich wäre. Viel eher wäre sie eine Unterstützung für mich. Ganz egal wie sie sich entscheiden, Mr. Brown, ich möchte das Sie wissen, dass Mia immer zu mir kommen kann und ich sie gerne bei mir aufnehmen würde. Sie könnten immer vorbei kommen, wenn Sie wollen und sehen, wie es ihr geht. Ich würde auf sie aufpassen, genauso wie ich es die letzten Tage getan habe.«

Mitchell blickte in die blauen Augen von Thomas, als dieser nervös mit seinen Händen spielte. Es schien, als würde er überlegen.

Konnte er Mitchell überhaupt vertrauen? Was wenn dieser Mia etwas antut? Was wenn er sie wie Dreck behandeln oder sie anfassen, wie es der Fremde bei seiner kleinen Schwester getan hatte, würde?

Anderseits hätte er es dann nicht schon längst getan? Wieso würde er Ihn anrufen, wenn er Mia verletzen wollen würde?

Mr. Brown entschied kurzerhand, Mia nach Ihrer Meinung zu fragen.

»Können Sie Mia vielleicht bitte nach unten holen? Ich denke, sie soll entscheiden, bei wem sie leben möchte.«

Sofort stimmte Mitchell ein. Schnell holte er Mia aus seinen Schlafzimmer, die mit den kleinen Puppen spielte, die er in seinem Keller gefunden hatte, und brachte sie nach unten zu ihrem Onkel.

»Mia, sag mal, möchtest du bei Mitchell bleiben?«

»I Really Don't Care.«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt