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Einige anstrengende und aufregende Monate waren seit dem Kennenlernen von Perrie und Mitchell vergangen. Mitchell hatte die Einkaufstraße, in der er Perrie an jenem Tag traf, bis dato strikt gemieden. 

Er hatte zu große Angst davor, Perrie ein weiteres Mal zu treffen und ihr zu begegnen. Mitchell war nämlich vollkommen davon überzeugt, dass Zayn Malik, der Verlobte und feste Freund von Perrie, ihn schlagen würde, wenn er die beiden zusammen sah. Dieses Risko war Mitchell nicht bereit einzugehen, auch wenn er Perrie gerne noch einmal gesehen und mit ihr gesprochen hätte. 

Langsam kehrte jedoch der normale Alltag der beiden in ihr Leben und beinahe vergaßen beide ihre zufälllige Begegnung im Supermarkt.

Mitchell war gerade dabei Spaghetti Carbonara, sein Lieblingsgericht, zu kochen, als es plötzlich unerwartet an der Tür klingelte. Etwas verwundert über den urplötzlichen Besuch, band er langsam seine rote Kochschürze ab, faltete diese ordentlich zusammen und legte diese kurzzeitig auf den ebenfalls roten Stuhl, ehe er zögernd zur Tür schlenderte. Mit jedem Schritt den er machte, schlug sein Herz einen Takt schneller und lies das Blut in seinen Adern gefrieren.

Kurz und fast unbemerkt, schloss er seine Augen, atmete einmal tief ein und aus und öffnete die große Holztür. Die kalte Winterluft stieß ihm sofort ins Gesicht und ließ ihn für einen kurzen Moment erzittern. Leicht benommen und verwirrt, schaute Mitchell zu dem kleinen, braunhaarigen Mädchen hinunter, dass ängstlich zu ihm hoch sah und völlig frierte. 

»Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte Mitchell freundlich und lächelte das Mädchen warm an. »I-Ich, also, meine, äh, Mama, die, die, ist einfach weg gewesen!« Das Mädchen fuchtelte schnell mit ihren Händen in der Luft herum und schaute Mitchell mit ihren tränenüberfüllten Augen unsicher an. 

Mitchell nickte verständnisvoll und fuhr sich nervös durch sein braunes Haar. Er war sichtlich mit der gesamten Sitation überfordert und wusste nicht, was er tun sollte, aber für ihn war sicher, dass er das Mädchen nun nicht alleine lassen konnte.

»Komm erstmal mit rein. Dann erzählst du mir alles in Ruhe, okay?« Er reichte dem Mädchen die Hand, jedoch schüttelte dieses kräftig ihren Kopf und trat einen Schritt zur Seite. »Nein! Mama hat gesagt, ich soll nicht mit Fremden mitgehen!« Um ihre Worte deutlich zu machen, schüttelte sie mit dem Kopf. Mitchell schmunzelte einen Moment lang über ihre kindliche und überaus süße Art. »Deine Mama hat auch total Recht, keine Frage, aber ich möchte dir wirklich nur helfen.« Er kniete sich leicht auf den Boden um mit dem Mädchen auf Augenhöhe zu sein und lächelte sie freundlich an. »Ich will dir nichts böses, keine Sorge, aber wenn du nicht mitkommst, kann ich dir nicht so gut helfen.« Das Mädchen schien zu überlegen, ehe es mit dem Kopf nickte. »Also kommst du mit rein?«, hackte Mitchell noch einmal nach und lächelte ein weiteres mal, als das Mädchen mit dem Kopf nickte. 

Mitchell reichte ihr seine Hand, die das Mädchen dieses Mal annahm und führte sie in sein Wohnzimmer. Kurz ließ er sie alleine und durchsuchte seinen Kleiderschrank, nach dicken Pullovern, die ihm zu klein waren, weil er sie zu heiß gewaschen hatte oder weil er größer geworden war. Mit ein paar Pullovern und anderen Kleidungsstücken, machte er sich auf den Weg nach unten. Das kleine Mädchen, dass schätzungsweiße vier Jahre alt war, saß auf dem Boden und beobachtete begeistert das Feuer im Kamin. 

»Hier, ich hab dir mal ein paar Pullover von mir mitgebracht. Die sind wahrscheinlich alle viel zu groß, aber ich habe gerade nichts anderes hier.« Mitchell gab ihr die vielen grauen, schwarzen und weißen Pullover, die das Mädchen dankend annahm.

»Kannst du mir vielleicht helfen?« Mitchell nickte und half dem Mädchen zunächst beim Ausziehen ihrer alten und durchnässte Klamotten, bevor er ihr einen grauen Pullover mit einem schwarzen Katzenmotiv auf der Vorderseite anzog, den die Kleine begeistert gemustert hatte. Als diese dann ihre viel zu großen Klamotten angezogen hatte, setzen beide sich auf die Couch und schwiegen eine Weile. 

»Wie heißt du den eigentlich?« Mitchell startete ein Gespräch und lehnte sich interessiert zu dem Mädchen, dass vor knapp zwanzig Minuten, völlig durchgefroren und ängstlich an seiner Haustür geklingelt hatte. »Mia« - »Schöner Name, ich bin Mitchell.« Mia kicherte über das kleine Kompliment und spielte verspielt mit ihren braunen Haaren, die ihr achtlos ins Gesicht fielen. »Willst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist, Mia?« 

Mia bejahte die Frage und fing eifrig an zu erzählen. 

»Mama und ich waren zuerst beim Bäcker um die Ecke und haben Brot und einen ganzen Brezel mit viel, viel Käse für mich gekauft! Dann sind wir zu Onkel Tommy gefahren. Da war dann auch Onkel David und Tante Pia. Wir haben dann alle Kuchen gegessen und ich hab ein Stück Käsekuchen bekommen, was Onkel David nur für mich gebacken hatte! Später sind wir dann aber leider nachhause gefahren, aber Mama hat dann gesagt, dass wir nochmal kurz nach draußen müssen. Ich hab' mir dann meine Schuhe angezogen. Die sind so schön pink und leuchten sogar im Dunkeln!«  

Mitchell lachte kurz auf. Mia war ziemlich süß, wenn sie in ihrer kindlichen Sprache sprach. 

»Und was ist dann passiert?« - »Ich und Mama zu einem Feldweg an einem großen Wald gefahren. Mama hat mir dann gesagt, dass sie mich ganz dolle lieb hat und ich unbedingt auf mich aufpassen soll. Sie hat mir auch einen Kuss auf die Wange gegeben und mich ganz fest gedrückt. Dann hat sie mir ein Stück Papier in die Hand gedrückt, und gesagt dass ich das dringend behalten und Onkel Tommy geben muss und dann ist sie mit kleinen Tränen in den Augen gegangen. Ich hab' sie gefragt, wieso sie weint, aber Mama hat nur lächelnd den Kopf geschüttelt und mir gesagt, dass ich hier bleiben soll.«  

Es verschlug Mitchell die Sprache. Er konnte erahnen, was die Mutter von Mia auf das Stück Papier geschrieben hatte.

»Und wo ist das Stück Papier? Kann ich das mal sehen?« Mia zuckte mit den Schultern und griff in die Hosentasche ihrer kaputten und durchlöcherten Hose, die zusammengefaltet auf der Lehne des Sessels lag. Kurz darauf zog sie ein weißes, ordentlich gefaltetes Papier aus der Tasche und überreichte es Mitchell. 

Dieser nahm dieses in seine großen Hände, schluckte einmal unsicher, ehe er es zitternd öffnete und anfing, zu lesen.

»I Really Don't Care.«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt