3.Kapitel

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Ich schwinge mich auf den Rücken von Nightmoon und platziere das Seil der Taschen hinter mir. Danach helfe ich Julian nach oben der dann hinter dem Seil sitzt. Ich trabe meinen pechschwarzen Hengst an und schon geht es los, das ist das erste Mal das Julian mit mir ins Dorf reitet und nicht schon im Wald absteigt. Wir galoppieren die gerade Strecke als ich plötzlich ein Krachen vom Dorf her höre. Sofort bremse ich Nightmoon und langsam nähern wir uns dem Dorf. Plötzlich stürmen uns zwei schwarze, maskierte Menschen entgegen. "Haltet die Diebe!", ertönt eine männliche Stimme. "Absteigen und hier warten!", meine ich schroff zu meinem Bruder. Er nickt verwirrt und hüpft hinunter und ich drücke ihm seine Sachen in die Hand. Mittlerweile sind die Diebe schon bei uns vorbeigelaufen. Ich wende mein Pferd da ich genau weiß das Drachen in diesem dichten Wald nicht weiterkommen und galoppiere los.

Sobald wir außer Sichtweite sind lasse ich Nightmoon frei laufen und schon wird er immer schneller und schneller. Plötzlich höre ich das Wiehern von Pferden in der Nähe. "Na los mein Junge! Fangen wir die Diebe", flüstere ich vornübergebeugt in die zuckenden Ohren meines Pferdes. Schnaubend beschleunigt Nightmoon noch ein wenig mehr und wir springen über einen hohen Busch. Jetzt stehen wir auf einer Lichtung fast direkt vor den Dieben. Es sind zwei vielleicht 20 jährige, die bereits die Masken heruntergenommen haben und mich nun schockiert ansehen.

"Muss ich euch fesseln oder kommt ihr freiwillig mit?", stelle ich sie grinsend vor die Wahl. Doch das einzige was die tun ist mich auslachen. Ich zucke mit den Schultern, hüpfe von meinem Pferd und pflücke einen Grashalm, den ich in der Mitte zerreiße und zu zwei starken Lianen wachsen lasse. Doch das haben diese zwei Idioten gar nicht mitbekommen da sie sich die ganze Zeit über mich lustig machen.

Ich schwinge mich wieder auf meinen Hengst und reite auf sie zu. Ich binde die Seile zu zwei Lassos zusammen und schwinge das erste. Ich bin nun nah genug an den zwei und fange den ersten der beiden ein. Ohne auch nur der geringsten Chance zu begreifen was da passiert ist auch der zweite schon gefangen. Ich steige wieder ab und fessle sie jeweils an ein Pferd. Da Nightmoon ein dominanter Hengst ist unterwerfen sich die beiden Reittiere ihm und ich brauche nur noch auf Nightmoon voraus zu reiten und schon folgen sie mir brav.

Nach einiger Zeit kommen wir dann am Waldrand an wo eigentlich mein Bruder warten sollte, doch er ist nicht da. Doch ich weiß schon wo er ist. Ich reite in das Dorf und dort sehe ich ihn auch schon, neben meinem Vater. Nightmoon wiehert einmal und schon liegt die ganze Aufmerksamkeit auf mir und den Dieben hinter mir. Ich reite zu meiner Familie und fordere Julian auf, aufzusteigen. Mein Vater sieht mich nicht gerade glücklich an aber es liegt auch ein Hauch von Stolz in seinem Blick.

Wir galoppieren durch das Dorf und irgendwann haben wir dann auch den äußeren Rand des Dorfes erreicht. Mein Bruder beschreibt mir den Weg zu einem eher größeren Haus und springt mit den Taschen vom Pferderücken. Doch kurz bevor seine Hand die hölzerne Tür berührt winkt er mir und das ist mein Zeichen zu verschwinden. Ich reite aus dem Dorf hinaus und reite in halsbrecherischem Tempo durch die ebene Landschaft. Zuhause angekommen mache ich mich bettfertig und lege mich schlafen. Ich höre wie öfter ein Lied in meinen Träumen.

Als ich am nächsten Tag aufwache ist mein Vater schon weg, er hat nur einen Zettel hinterlassen das er bis übermorgen nicht nach Hause kommt da er auf eine Mission geschickt worden sei. Ich seufze und trinke wieder mein tägliches, halbes Glas Milch. Danach bürste ich mir meine Haare und wasche mir das Gesicht. Dann gehe ich nach draußen und atme erstmal die frische Luft ein. Ich mache mich auf den Weg zum Stall, da ich davon ausgehe das Nightmoon noch nicht auf der Koppel ist und ich liege richtig. Er steht dösend in seinem Stall und zuckt hin und wieder mit einem seiner Ohren. Ich schleiche mich in den Stall und flüstere: "Guten Morgen, mein Liebling!"

Kurze Zeit später galoppiere ich auch schon durch die Landschaft, da ich es vorziehe in einem Bogen um das Dorf zu reiten. Aus der Ferne sehe ich eine Gruppe von Reitern. Beim näherkommen erkenne ich, dass es sich um die Leute handelt die ein Ei bekommen habe. Ich lasse Nightmoon wieder wie ein normales Pferd  laufen und winke ihnen im vorbeigaloppieren zu.

Nach einiger Zeit erreiche ich dann auch das Haus in dem Julian übernachtet hat. Ich klopfe an der Tür und ein junges Mädchen öffnet die Tür. "Mami!", schreit die Kleine. Hinter ihr erscheint eine circa 35 jährige Frau die mich anlächelt. Sie öffnet die Tür ganz und bittet mich herein. "Wie kann ich dir helfen Liebes?", fragt sie. "Ich möchte zu Julian, er müsste hier sein", antworte ich höflich. Sie nickt und verschwindet oben, kurze Zeit später erscheint mein Bruder auch schon am oberen Ende der Treppe. "Ich will noch nicht heim!", jammert er. Plötzlich meint die Frau zu mir: "Bleib doch einfach noch eine Weile hier. Uns stört es nicht." Ich nicke und meine streng: "Maximal zwei Stunden noch!" Mein Bruder nickt und schon ist er verschwunden. Die Frau bittet mich in die Küche und gibt mir auf meinen Wunsch hin ein Glas Wasser. "Also in welchem Verhältnis stehst du mit Julian?", erkundigt sie sich. "Äh ich bin seine Schwester", antworte ich. Sie nickt überrascht.

Plötzlich hört man wie die Haustür aufgesperrt wird. "Wieso steht da draußen ein schwarzer Hengst? Haben wir noch einen Besucher?", ertönt plötzlich eine männliche Stimme. Man hört wie Jacke und Schuhe ausgezogen werden und plötzlich kommt einer der beliebtesten Jungs meiner Schule, der zufälligerweise in meine Klasse geht durch die Küchentür. Seine schwarzen Haare sind wie immer gestylt und seine grasgrünen Augen mustern mich. Am liebsten würde ich jetzt im Erdboden verschwinden, eigentlich könnte ich es ja auch aber dann würde ich preisgeben das ich die Elemente beherrsche und das wäre zu riskant. Also grüße ich einfach nur mit einem bemüht ruhigen "Hallo".

Die Drachen- Drachenreiter  (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt