Say Something

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Say something
Pov-Ardy
Nein. Nein, das konnte nicht wahr sein! Sie müssen sich im Namen geirrt haben. Nochmal begann ich den Brief zu lesen.
"Lieber Herr Bora,
es tut uns leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass sie an Bronchialkarzinom [Lungenkrebs] leiden. Da wir noch einige Untersuchungen durchführen müssen, kommen Sie bitte nächsten Montag ins Krankenhaus.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Doktor
Nein, einfach nein! Das war ein schlechter Scherz! Was sollte ich jetzt tun? Ich hatte doch noch so viel vor! Aber am schlimmsten...was war mit Taddl? Wie sollte ich ihm sagen, dass ich Krebs habe und vielleicht Ende das Jahres tot sein werde? Wir haben Oktober verdammt! Ich hatte beschlossen ihm erstmal nichts davon zu erzählen, doch irgendwann musste ich es tun. Ich hatte noch 3 Tage Zeit, bis ich zu den Untersuchungen ins Krankenhaus musste und die wollte ich ausnutzen um noch ein paar letzte Tage mit Taddl zu haben.
**Zeitsprung Sonntag Abend**
Die letzten Tage haben Taddl und ich alles zusammen gemacht. Wir waren im Kino, zusammen essen, Longboard fahren. Jetzt sitzen wir hier zusammen und schauen Digimon. Ich musste es jetzt wohl tun. "Taddl?", fing ich an. "Yiddle?" "Wir müssen reden....". Taddl sah mich besorgt an. "Wa...was ist denn?" "Ich....ich muss morgen weg......und ich werde wahrscheinlich auch nicht wiederkommen..." "Wa....was? Wieso? Wo...wo gehst du hin? Ha....hab' ich was gemacht?", fragte mich Taddl den Tränen nahe. Die Tatsache, dass Taddl jetzt schon fast weinte, machte es mir noch schwerer. "Ich....ich muss ins.....Krankenhaus". Jetzt sah Taddl mich geschockt an. "A...Ardy.....was...ist passiert?", ich sah wie sich eine Träne aus seinem Augenwinkel löste. Ich gab ihm den Brief und er nahm ihn mit zitternden Händen an sich. Er begann zu lesen. Aus der einen Träne wurden ganz schnell mehrere. Er sah von dem Brief hoch, direkt in meine Augen. So verletzt hatte ich ihn noch nie gesehen. Rot angeschwollene, verheulte Augen. Noch nie hatte ich ihn weinen gesehen und das brach mein Herz. "Taddl ich....", ohne etwas zu sagen, nahm Taddl mich in den Arm. "Ardy.....ich will das nicht!", nuschelte er in meine Haare. Ich zog ihn noch näher zu mir und vergrub meinen Kopf in seiner Schulter. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte in seinen grauen Kapuzenpulli. Taddl strich mir beruhigend über meinen Rücken. Jetzt saßen wir hier eng zusammengekuschelt und weinend auf dem Sofa. "Wie lange?", brach die tiefe Stimme meines besten Freundes die Stille. "I....ich weiß es noch nicht.", antwortete ich ihm, immer noch unter Tränen. "Ardy? Ich will nicht, dass es so endet mit uns.....ich will nicht mehr dein bester Freund sein..". Ungläubig starrte ich ihn an. "T...Taddl...das kannst du nicht machen! Ich brauche dich doch! Gerade jetzt!", ohne etwas zu erwidern, drückte Taddl seine Lippen auf meine. Mich umkam ein Gefühl von Geborgenheit und Glück. Mir war schon lange bewusst, dass ich mehr für Taddl empfand. Allerdings war ich nicht ein Typ, der sich sofort ritzte und Suizidgedanken hatte. Ich wollte den Kuss erwidern, doch Taddl hatte sich schon von mir gelöst und sah mich nun traurig an. Er wollte grade aufstehen, doch ich zog ihn am Handgelenk zurück und diesmal war ich derjenige, der ihn küsste. Der Kuss war intensiver und entschlossener als der erste und ich merkte wie Taddl's Lippen sich zu einem Lächeln formten. Ich löste mich von ihm und legte meine Stirn auf seine. Lange Zeit sahen wir uns nur in die Augen. "Ardy, ich liebe dich." "Ich dich auch Taddl, aber ich werde sterben, dass weißt du.." "Ardy ja! Aber wir wissen beide noch nicht wann, also hör auf sofort negativ zu denken!" "Taddl ich habe Lungenkrebs! Was soll ich da bitte positiv sehen?" "Du hast mich.", ohne, dass ich es wollte musste ich Lächeln. "Taddl? Kann ich vielleicht heute bei dir.....naja du weißt schon...." "Hol deine Sachen und komm!". Ich ging in mein Zimmer und holte mein Kissen, mit dem ich dann in Taddl's Zimmer ging. Als ich an Taddl's Zimmer ankam, sah ich, dass er schon im Bett lag. Ich legte mich ganz an den linken Rand des Bettes, bis sich plötzlich ein Arm, den ich Taddl zuordnete um mich legte und mich zu sich zog. Er verschränkte seine Finger mit meinen und vergrub seine Nase in meinen Haaren. "Ich liebe dich und wir schaffen das. Gute Nacht Ardy.", war das letzte was ich noch mitbekam, bevor ich in dem Armen meines Freundes einschlief.
**Zeitsprung Montagmorgen**
Ich hatte die Nacht total schlecht geschlafen, da ich die ganze Zeit darüber nachdenken musste, was passieren würde. Da ich immer noch in Taddl's Armen lag, könnte ich mich nicht umdrehen, also wusste ich auch nicht wie spät es war. "Na auch schon wach?", ich erschrak kurz, da ich davon ausgegangen war, dass Taddl noch schlief. "Ja, schon lange....denk' ich." "Ardy? Ich hab' Angst. Angst vor dem was heute passiert. Angst vor dem was noch passieren wird." "Ich auch Taddl. Ich auch." "Soll ich mit ins Krankenhaus?" "Gerne" "Soll ich uns Frühstück machen?" "Gerne" "Bacon?" "Bacon" "vielleicht wird Bacon unser immer" "Spaßt" "Ich liebe dich auch und jetzt lass mich Frühstück machen" "Okay" Nachdem Taddl aufgestanden war, steuerte ich seinen Schrank an und nahm mir seinen Nudel Hoodie und eine schwarze Jogginghose und ging ins Bad. Ich drehte das Wasser auf, entledigte mich meiner Kleidung und ging unter die Dusche. So wie jedes Mal, dachte ich über alle möglichen Sachen nach, aber am meisten über den Krebs, der nun ein Teil von mir war. Nach gefühlten 800 Stunden, stieg ich aus der Dusche und trocknete mich ab. Ich nahm mir die Klamotten von Taddl und zog sie an. Sie rochen extrem nach Taddl und obwohl ich nicht in Gefahr war, fühlte ich mich sicher. Ich machte mich auf den Weg in die Küche, wo ich Taddl begegnete. Er stand am Herd und briet den Bacon. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte große Lust in zu erschrecken. Ich schlich mich von hinten an ihn und als ich grade auf ihn springen wollte, drehte er sich um und ich landete in seinen Armen. Erst sah er mich geschockt an, doch als er an mir runter sah, bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. "Hab' ich dir schonmal gesagt, dass dir meine Sachen stehen?" "Hab' ich dir schonmal gesagt, dass du ein verdammter Dummkopf bist?" "Ja, schon ganz oft" unsere Köpfe waren so nah aneinander, dass sich unsere Nasenspitzen berührten und mein Verlangen ihn zu küssen wurde immer schlimmer, bis ich es nicht mehr aushielt. Für einen kurzen Moment, vergaß ich alles. Ich vergaß die Zeit, die Probleme, meinem Krebs. In diesem kurzen Moment zählte nur Taddl und mehr nicht. Leider wurde ich wieder zurück in die Realität geholt. Die Realität in der ich Krebs hatte und sterben würde. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich in 20 Minuten hatte, bevor ich ins Krankenhaus musste. "Taddl? Wir müssen los..." "Ok, komm." zusammen gingen wir in den Flur und zogen uns an. Ich hatte meine Sachen schon früher gepackt, weswegen wir sofort los konnten. Die ganze Fahrt über, sagte keiner ein Wort. Ich starrte die ganze Zeit aus dem Fenster, aber ich merkte trotzdem immer wieder Taddl's Blicke auf mir ruhen. Ich weiß, es war unfair. Alles war unfair! Ich würde sterben und Taddl zurücklassen! Als wir endlich am Krankenhaus ankamen, brach ich die Stille. "T..taddl...ich hab' Angst.", doch anstatt was zu sagen, zog Taddl mich in eine Umarmung. "Ardy du packst das! Ich glaub' an dich!", mit gesunkenem Kopf und Taddl's Hand in meiner Hand, betrat ich das Krankenhaus. Wie ich diese Gebäude hasste! Eigentlich dienen sie zum Schutz und doch wirken sie bedrohlich. Ich ging zusammen mit Taddl zur Rezeption um mich anzumelden. Die Sekretärin, brünett, Mitte 20, gab mir ein Formular, welches ich ausfüllen und später dem Arzt geben sollte. Nach ca. 800 Minuten kam der Arzt und bat mich in ein Zimmer. Leider konnte Taddl, aus welchem Grund auch immer, nicht mit. In dem Zimmer angekommen, zeigte mir der Arzt wo ich die nächsten drei Tage schlafen konnte und wo sich das Badezimmer befand. Er fragte mich noch ein paar Sachen aus und ich gab ihm das Formular. Taddl konnte zum Glück in dem Bett, das direkt neben meinem stand schlafen. Also war ich schon mal nicht komplett alleine.
**Zeitsprung 3 Tage**
Die letzen drei Tage, waren der Horror. Ich musste ständig in irgendwelche Scans oder irgendwelche Medikamente nehmen. Zum Glück war Taddl bei mir, sonst hätte ich das nicht überlebt. Laut dem Arzt sollten um 14 Uhr alle Testergebnisse ausgewertet sein und mir könne gesagt werden, wie lange ich noch zu leben hätte. Taddl und ich saßen auf meinem Bett und sahen uns in die Augen. Ich hielt die ganze Zeit seine Hand und strich behutsam mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Er kam meinem Gesicht immer näher, bis uns noch wenige Millimeter entfernten. Ich überbrückte die Millimeter zwischen uns und legte meine Lippen sanft auf seine. Ich wanderte mit meiner freien Hand in Taddl's Nacken, während seine Hand an meine Hüfte wanderte. Es war ein wundervoller Moment. In mir explodierte jedesmal ein Feuerwerk, wenn wir uns küssten und jedesmal stärker. Ich lehnte mich zu ihm rüber, als uns plötzlich ein Räuspern aus unserem tun holte. Wir schauten beide auf und sahen den Arzt mit Unterlagen vor uns. Wir setzen uns anständig hin und der Arzt setzte sich auf dem Stuhl, der neben meinem Bett stand. "Nun gut Herr Bora. Unsere Testergebnisse haben ergeben, dass sie voraussichtlich noch bis Ende des Jahres, also noch ca. 3 Monate zu leben haben. Es tut mir leid.", mit diesem Worten verließ er den Raum. Ich konnte nicht anders und fing an zu weinen. Für mich ist die Welt zusammengebrochen. Taddl nahm mich in den Arm und versuchte mich zu beruhigen, doch ich merkte wie auch er weinte. "Ardy wir schaffen das! Zusammen!"
**Zeitsprung 2 Monate, 3 Wochen und 6 Tage**
In den letzen Wochen und Monaten wurde alles schlimmer. Erst fing ich an durchgehend zu husten. Dann bekam ich zwischenzeitlich keine Luft mehr und irgendwann fing ich sogar an Blut zu husten. Ich wurde mit immer mehr Medikamenten zugestopft, doch die halfen nicht. Ich durfte auch nichts unternehmen, da es sonst noch schlimmer geworden wäre. Mal wieder war ich mit Taddl auf meinem Bett. Wir lagen zusammengekuschelt auf dem Bett. Mein Kopf lag auf seiner Brust und während er mit meinen Haaren spielte, zog ich Muster mit meinem Finger auf seinem Oberkörper. Durch den Krebs, war ich ziemlich schwach geworden, weswegen ich kaum noch etwas alleine tun konnte und auf die Hilfe anderer angewiesen war. Es war schon ziemlich spät, weswegen Taddl bereits eingeschlafen war. Er sah so verletzt aus und der Grund dafür war ich. Ich merkte, wie ich kaum noch Luft bekam, ich wusste es würde zu Ende gehen, doch ich wollte nicht sehen wie Taddl weint. Ich wollte ohne Schuldgefühle sterben und der Zeitpunkt war für mich gekommen. Ich schloss die Augen und versuchte normal zu atmen, doch es klappte nicht. Alles wurde schwarz und ich sah mein komplettes Leben an mir vorbeiziehen.
**5 Jahre später**
POV-Taddl
5 Jahre ist es jetzt her, dass Ardy gestorben ist. Diese 5 Jahren waren gefüllt mit Trauer und vielen Tränen. Ich zog mich vollkommen zurück und wollte keinen Kontakt mehr, zu niemandem. In diesen 5 Jahren dachte ich nur an Ardy und was wäre, wenn er noch leben würde. Jetzt stehe ich hier an der Hohenzollernbrücke, vor dem Schloss, was Ardy und ich als Zeichen unserer Freundschaft dort angebracht haben. Lange Zeit sah ich es an und erinnerte mich an die Zeiten mit ihm. Ich wollte bei ihm sein. Ihn spüren, mit ihm reden, ihn in meinem Armen halten und am wichtigsten, ich wollte ihn bei mir haben. Nach langem überlegen, kletterte ich über das Geländer der Brücke. "Gleich bin ich bei dir Ardy.", war das letzte was ich mir dachte. Ich ging einen Schritt nach vorne, dann noch einen, dann noch einen und dann wurde alles schwarz.

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Na ihr? Ich hoffe die Kurzgeschichte hat euch gefallen!💗 Es hat etwas länger gedauert um sie zu schreiben also seid mir bitte nicht böse.💗 lasst bitte konstruktive Kritik da und dann würde ich sagen, bis zum nächsten Mal.💗

Tardy One ShotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt