Freitag, 23:11 Uhr
Ich blickte mich um, die Straßenlaternen waren bereits lange eingeschaltet. Ich griff in meine Hosentasche und angelte nach dem Schlüsselband darin. Heraus zog ich ein Gewirr aus ein paar Schlüsseln, dafür aber umso mehr Anhängern, die das metallene Knäuel verzierten.
Um uns herum duftete es nach Blumen und einem Hauch von Tau, der in der Abendluft lag und sich wie eine Kuppel über den Schrebergarten legte.
Bereits meine Großeltern hatten unser Grundstück hier gehegt und gepflegt, um es für gemütliche Sommerabende perfekt zu gestalten. Auch meine Eltern genossen es früher, hier ihre Zeit zu verbringen. In den letzten Wochen hatten sie es jedoch lange nicht mehr hierhergeschafft und die Verantwortung war mir mehr oder weniger zugetragen worden. Das kleine Häuschen bot sich nicht nur für schöne Abende mit Freunden, sondern auch für stille Lesenächte hervorragend an und war mein Rückzugsort geworden. Meine Eltern wussten ihn zu respektieren und ich hatte schließlich ihren Schlüssel bekommen, um auch allein herkommen zu können.
Dieses Mal war ich jedoch nicht allein. Und zu sagen, Isaac Foster wäre mein Freund, wäre wohl auch eine vorschnelle Bahuptung gewesen, wie meine Mutter es mit hoher Sicherheit genannt hätte. Ich fand den goldenen Schlüssel und steckte ich ihn ins Schloss, dass mit einem leisen Knarzen öffnen ließ. Ich trat ein und hielt die Tür einladend hinter mir offen, auffordernd sah ich meinen Hintermann an, einzutreten.
Der Schwarzhaarige folgte mir, wenn auch mit einem leichten Zögern und trat in die Schwärze ein. Ich zog den Schlüssel aus der Tür und legte nun den Lichtschalter um, als ich die Tür in die Angel fallen ließ. Mit einem kurzen Surren erleuchtete der Raum im gelblichen Licht und Isaac drehte sich um die eigene Achse, um sich alles genau anzusehen. Die Hütte bestand aus drei kleinen Räumen, der größte davon war das Wohn- und Esszimmer, in dem wir uns gerade befanden. Auch eine Menge Gerümpel lag hier herum, so auch meine Hängematte, die ich zum Sonnen stets in den kleinen Garten stellte und deren Stoff bereits total verbleicht war.
„Gehört das alles dir?", fragte er nun mit offenem Mund und sah sich staunend die einzelne Herdpalatte an, die unter dem Fenster als kleine Küche diente und neben der ein gelbes Regal mit je einer Pfanne und einem Topf stand. „Nicht so wirklich, meine Familie hat diesen Platz schon vor Jahrzehnten gekauft und seitdem gehen sie damit um, als wäre es ein richtiges Haus. Sie haben über die Jahre eine Menge renoviert", gab ich zu und fuhr mit der Hand über den weißen Fensterrahmen, ehe ich die weißen Gardinen mit dem Blumenmuster zuzog.
„Ist ja wie ne eigene Bude", wunderte sich der Schwarzhaarige, dessen Gesicht ich nun erstmals besser sehen konnte. Wobei davon nicht wirklich die Rede sein konnte. Sein gesamtes Gesicht war mit Bandagen eingehüllt, genauso wie ich es schon in den Nachrichten und auf den Fahndungsfotos gesehen hatte, dennoch was es beinahe irreal ihn nun so vor sich stehen zu haben. Als mir auffiel, dass ich starrte, senkte ich meinen Blick wieder.
Schnellen Schrittes verließ ich den kleinen Raum und war dabei beinahe gehen den Esstisch gelaufen, an dem die fünf Klappstühle anlehnten, die wir zum Quatschen meistens in den Garten stellten. Auch den zweiten Raum ließ ich mit einem Klicken des Lichtschalters erhellen. Mein Blick wanderte über das hölzerne Bettgestell des knapp 1,40m breiten Bettes in der Ecke das Raumes, den Nachttisch direkt daneben und den ebenfalls hölzernen Schrank, in dem meine Familie am Bettende stets genug Kleidungsstücke für eine Übernachtung verstaute. Ich kniete mich auf den Boden und spürte Isaacs Blick in meinem Rücken, während ich eine Luftmatratze und einen Schalfsack aus der Bettschublade herauswühlte.
Ich drehte mich zu ihm um: „Willst du im Bett schlafen?". Ein Nicken folgte augenblicklich. Kurz musterte ich den Bandagierten, dann fuhr ich fort: „Dann zieh dich gleich um und nimm dir saubere Sachen aus dem Schrank da drüben. Mach die Gardienen aber zu, bevor dich jemand erkennt." Als ich die Verwirrung in seinem Gesicht sah, fuhr ich fort: „Falls hier morgen früh jemand langlaufen und dich sehen sollte."
Als Zeichen seines Verständnisses, bekam ich ein knappes „Aha", worauf folgte, dass er sich vor das kleine Fenster stellt, die Gardienen zuzog und sich dann den Hoodie über den Kopf streifte, bevor er ihn auf den Boden fallen ließ. Gebannt und zugleich auch etwas überrascht starrte ich ihm in den Rücken, der nun, abgesehen von den Bandagen, freigelegt war.
Wow, kam es mir in den Sinn. Irgendwie muskulöser als ich erwartet hätte.
Unter seinen Bandagen zeichneten sich überall Muskeln ab, die klar definiert waren. Ungehindert wanderte mein Blick über ihn, als er die Schranktür ergriff, und ich entdeckte eine Lücke im Verband. Dort war sein ganzer Arm voller schwerer Brandnarben, die auf eine frühere Verbrennung hindeuteten. Hat er die etwa überall? Wahrscheinlich sind die Narben der Grund dafür, dass er sich so einhüllt, vermutete ich unschlüssig und versuchte, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, und das war gerade einfach nicht Isaacs Körper. Dafür war es jedoch zu spät.„Na was glotzt du denn so? ", fragte er in einem genervten Tonfall. „Deine Narben? Woher hast du die? ", fragte ich ihn interessiert, während mein Blick ungewollt auf dem Arm hängen blieb. „Ach so ", meinte er und betrachtete sie kurz, ehe er antwortete: „Was interessiert dich das? Weißt du, ich bin echt müde und würd' mich jetzt gern aufs Ohr hauen, also geh mir nicht mit deinen beschissenen Fragen auf die Eier, okay?", er warf mir einen genervten, aber auch müden Blick zu und wand sich, dem Gespräch ausweichend, von mir ab.
Verdutzt von seiner harschen Antwort, schwieg ich zunächst und breitete schweigend mein provisorisches Bett auf dem Boden aus. Ich verließ den Raum, um nach einer Luftpumpe zu suchen, die sich unter der Spüle befand und als ich wieder hereinkam, hatte Isaac sich bereits in die Laken geschlungen und leise zu atmen begonnen. So leise wie nur möglich pumpte ich meine Matratze auf. Dabei beobachtete ich den Schwarzhaarigen stillschweigend, wie er seelenruhig dem Schlaf verfiel, genauso wie es jeder andere Mensch auch tat, wenn er ins Bett ging.
Er ist einfach nur ein Mensch. Auch wenn er all diesen Leute wirklich umgebracht hat, ändert es nichts daran, dass er auch einfach nur ein Junge ist, der vielleicht einfach nur auf den falschen Weg gebracht und abgebogen ist.
Erschöpft ließ ich mich in den Schlafsack sinken, vergrub meinen Kopf in dem Kissen und atmete schwer vor Erschöpfung aus. Meine Gedanken rasten. Ich schlafe heute Nacht mit einem gesuchten Mörder in einem Zimmer... Was würden mich wohl für Konsequenzen erwarten, wenn das jemals rauskäme?
Starr vor plötzlicher Furcht, drehte ich mich unruhig hin und her, bis ich schließlich gemütlich lag und versuchte, zu vergessen, was heute Abend alles geschehen war.
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Angels of Death - Zack x Reader - Wir retten Ray!
Fanfiction‼️Wird derzeit überarbeitet‼️ Rachel stand von der Bank auf und ging durch den Hof der Psychiatrie, in der sie, nachdem sie gefunden worden war, untergebracht wurde. Dann hörte sie eine männliche Stimme im Radio sprechen: ,,Der in die Mordfälle und...