3 Sekunden

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Der Schwarzhaarige mit den unterschiedlichen Augenfarben und ich saßen noch eine Weile im Zug, hatten uns aber nicht mehr wirklich unterhalten. Da mir langweilig war, holte ich schon mal den Stadtplaner heraus, um den schnellsten Weg zu unseren Hotel sofort zu finden, wenn wir ankämen. Und tatsächlich, keine 10 Minuten später ertönte die Durchsage, dass wir nun in den Bahnhof einfahren würden. Ich zog Zack an der Jacke vom Fenster weg und bedeutete ihm, er solle seine Sachen nehmen, indem ich ihm diese in die Hand drückte.

Sofort nach dem wir Eingefahren waren drängelte ich ihn durch den Bahnhof. Ich konnte diese Menschenmassen, die sich hier aufhielten einfach nicht ertragen. ,,Endlich sind wir da raus,", stöhnte ich genervt, nachdem wir den Bahnhof hinter uns gelassen hatten. ,,ich hasse Menschenmassen. Und Menschen", fügte ich noch etwas leiser hinzu. 

Zack neben mir grinste böse. Er hat gehört, was ich gesagt habe, dachte ich finster, aber auch irgendwie glücklich. Immerhin schien es ihm da ähnlich zu gehen. Dann dachte ich an die Bilder aus den Nachrichten. Ich schüttelte leicht entsetzt den Kopf. So ähnlich waren wir uns doch nicht, zum Glück...  Ich blieb stehen und sah mir den Stadtplan an. Ich hatte ein Hotel ausgewählt, von dem aus man meiner Ansicht nach auf einer kurzen und schnellen Route zur Psychiatrie gelangen konnte. 

Irgendwann riss Zack mir die Karte aus der Hand und hielt sie sich genau vor die Nase, so wie ein Maulwurf, der im Tageslicht nichts erkennen konnte. Er kniff die Augen zusammen und warf noch einen letzten Blick auf den Teil der Karte, auf dem ich das Hotel umkreist hatte. Dann drückte er sie mir wieder in die Hand, beugte sich leicht zu mir herunter und höhnte provozierend:,, Ich denke ich komm schneller an, als du." Er grinste breit, aber auch nicht ganz normal. Ich verdrehte die Augen und sah ihn mit einem Blick des Triumphes an:,, Wollen wir wetten?" Sein mörderisches Lächeln wuchs, sodass es mir für einen Moment lang drohte, kalt meinen Rücken runterzulaufen, dennoch hielt ich seinem Blick stand. 

,,Pass auf, ich zähle jetzt bis drei und bis dahin kannst du versuchen zu flieh-", ich unterbrach ihn mit einem verwunderten Blick. Hatte er gerade das zu mir gesagt, das er immer sagte bevor er jemanden umbrachte? Drei Sekunden? Wie gnädig. Als ihm aufgrund meines Gesichtsausdrucks klar geworden war, was er gerade von sich gegeben hatte, korrigierte er sich auch schnell wieder:,, Wenn ich bis drei gezählt habe, laufen wir beide los."

,,Also bekomme ich keine drei Sekunden?", fragte ich trocken. Er verformte seine Augen zu Schlitzen und sah wieder zu mir herab:,, Nein. Dieses Mal bekommst du keine drei Sekunden." Wieso kommt es mir so vor, als hätte er das schon mal zu jemandem gesagt? 

Ich nickte Zack als Bestätigung zu und drückte ihm seine Sachen auf:,, Die trägst du. Ich hab mein eigenes Zeug." Ich warf einen Blick auf meinen, zum Glück, nicht allzu großen Koffer und bedachte noch das Gewicht meines Rucksacks. Vielleicht könnte ich es schaffen. Eventuell könnte ich gewinnen. Ich blickte noch ein Mal auf den Stadtplan, um die ideale Route ausfindig zu machen, während ich meinen Koffer am Seitengriff hochhob, damit ich ihn tragen konnte. Zack allerdings schüttelte den Kopf und riss mir den Koffer aus der Hand. ,,Ich werde gewinnen. Ob ich das hier jetzt noch trage oder nicht.", sagte er mit einem so triumphierenden Ton, dass mein rechtes, unteres Augenlied sofort anfing gereizt zu Zucken. 

,,Wieso so siegessicher?", fragte ich eher herausfordernd als interessiert und hob die Augenbrauen erwartungsvoll. Ich bekam nur einen kühlen Seitenblick und ein ,,Wirst du schon sehen," als Antwort, als er sich augenscheinlich bereit machte loszulaufen. Ich zuckte mit den Schultern:,, Also dann... zählst du bis drei?" Besonders den letzten Teil des Satzes betonte ich nachdrücklich und biss mir kaum merklich auf die Zungenspitze, als ich ein Aufblitzen in seinen Augen vernahm. Da hab ich jetzt aber ins Schwarze getroffen.

,,Tz.", zischte er, nickte dann aber. 

,,Eiiins...", fing er an.

,,Zweiiiiiiii..", zog Isaac die Zahl mit zusammengebissenen Zähnen in die Länge. 

,,Und Drei-hei.", dann stieß er sich bereits vom Boden ab und stürmte mit einer unmenschlichen Schnelligkeit in die nächstgelegene Gasse. Okay?

Stirnrunzelnd  sah ihm ich verwirrt hinterher und konnte nun nur hoffen, dass er wirklich niemanden umbringen würde. Ich beschloss nun für mich, weiter der Hauptstraße zu folgen, um dieses Wettrennen trotz seines kleinen Vorsprungs doch noch zu gewinnen. Immerhin musst er sich nun durch enge Gassen zwängen und könnte schnell auf Sackgassen treffen. Andererseits waren ihm die meisten Menschen in Gassen zum Opfer gefallen und soweit ich alles richtig interpretiert hatte, bestand seine Etage ,,B6" aus einem Gassen-System, an das er sich dann anpasste. Und wenn ich eins über Zack wusste, dann dass er kein kompletter Vollidiot war und auch mal nachdenken konnte und eventuell ein Talent dafür haben könnte, sich in Gassen zurecht zu finden. Wenn das so sein sollte, musste ich definitiv einen Zahn zulegen. Ich hasse es zu verlieren!

 Mittlerweile hetzte ich weiter die Hauptstraßen entlang und an einer Abzweigung vorbei, als ich aus dieser ein lautes Geräusch vernahm. Abrupt blieb ich stehen, um mich vorsichtig in die Abzweigung zu bewegen. Ich folgte dem Klang der zerbrechenden Flaschen, den ich zuvor gehört hatte und fand mich bald in einem Labyrinth aus Nebenstraßen wieder. Blindlings folgte ich dem Getöse, das auf das Flaschen Zerbrechen folgte, weiter und erhaschte gerade so noch einen Blick auf das Ende einer mir nur allzu bekannten Sense, deren Klinge ich am Vortag mit einem Haufen Stoff unkenntlich gemacht hatte, und die gerade um eine Ecke getragen wurde. Zack. 


Zack PoV

,,Verdammte Scheiße!", fluchte ich genervt, als ich mit dem Koffer die Glasflaschen umstieß und blickte zu diesen, als sie am Boden zerschellten. Das lenkte mich ab, sodass ich nicht mehr auf den Weg achtete und fast über irgendwelche, beschissenen Kisten stolperte. Was für eine verfluchte Scheiße!  Ich holte aus und trat die Kisten mit einem schadenfrohen Grinsen gegen die Wand. Ich Vollidiot!  Irgendwer musste meinen Lärm bereits gehört haben, denn ich konnte schon schnelle Schritte in der Nähe hören. Irgendwer rannte in meine Richtung und würde mich mit Sicherheit gleich entdecken. ,,Verdammt ich muss abhauen", zischte ich und setzte meinen ursprünglichen Weg gestresst fort. Ich hatte wahrscheinlich gerade mal Drei Sekunden. Was für eine Ironie des Schicksals. Töten könnte ich meinen Verfolger auf jeden Fall nicht, dass hatte ich der Kleinen gestern Nacht versprechen müssen. 

Ich hastete um die Ecke und drückte mich an die Wand. Dass ich niemanden verletzten würde, hab ich allerdings niemandem versprochen. Ich könnte meinen Verfolger also im Notfall  immerhin noch Ohnmächtig schlagen. Bei dem Gedanken musste ich wieder breit grinsen und mir ein böses Kichern unterdrücken. Jetzt hieß es nur noch warten...


Dein PoV

An das Gewinnen dachte ich schon nicht mehr. Ich hatte vor, hastig um die Ecke zu biegen, Zack hinterher. Doch mein Kleid blieb an irgendeinem Metallteil hängen, das aus der Wand abstand und es fast zerfetzte. Mist. Ich blieb stehen und löste es mehr oder weniger energisch, indem ich ein paar wenige Male dran riss und es sich somit löste. Ich musste nun definitiv schneller laufen, wenn ich Isaac noch einholen wollte. 

Zielsicher rannte ich an ein paar zerbrochenen Glasflaschen und einer Menge loser, kaputter Bretter vorbei und um die Ecke, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Was genau danach passierte, konnte mein Gehirn nicht schnell genug verarbeiten, um zu wissen wie es darauf reagieren sollte.


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(1240 Wörter)


Angels of Death - Zack x Reader - Wir retten Ray!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt