Kapitel 4 | Neuanfang

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Mittlerweile waren fast zwei Wochen vergangen seit wir nach Mystic Falls gezogen waren und ich hatte meine wenigen Klamotten, die ich von früher hatte, in einen grässlichen, weißen Schrank mit Schiebetür einsortiert, der wie alle anderen Möbelstücke aussah wie aus einem anderen Jahrhundert. Denn wie ich ein paar Minuten nach dem Einzug feststellen musste hatten meine Eltern neue Möbel für mich ausgesucht, die überhaupt nicht nach meinem Geschmack waren, und in ein kleines Zimmer im Dachgeschoss gestellt, das von nun an meins war.
Ansonsten standen in diesem Zimmer nur noch ein Bett und ein Schreibtisch, mehr hätte auch nicht hineingepasst.

Auf die Frage, warum mein Zimmer das kleinste im ganzen Haus sei, antworteten sie nur, dass ich ja sowieso beim College wohnen würde und dementsprechend kein größeres Zimmer brauchen würde.
Als ich anmerkte, dass ich mein Zimmer auch anstatt der zusätzlichen Küche im zweiten Stock hätte haben können, wurde Mom wütend und meinte, dass ich auch gar nichts zu schätzen wüsste.
Also hatte ich mit dem Thema abgeschlossen und einfach akzeptiert, dass mein Zimmer um die Hälfte kleiner war als die restlichen Räume im Haus.

Auch die kleine Shoppingtour an meinen Geburtstag, auf der mich meiner Mutter begleitete, die jedes Kleidungsstück kritisiert hatte, da es entweder zu freizügig oder zu weit war, hatte ich ohne mich zu beschweren hinter mich gebracht.

Die anderen Tage waren ziemlich  ereignislos verlaufen.  Ich hatte unsere Nachbarn kennengelernt, die alle zwar nett, aber auch dementsprechend auch langweilig, waren.
Meine Schwester hatte weiterhin kein Wort mit mir gewechselt und jeder Versuch von mir den Streit zu schlichten war von Fiona ignoriert worden.

Dementsprechend hatte ich keine Bezugsperson,  weshalb ich meistens in meinem Zimmer saß und die Wand anstarrte oder alleine die Satdt erkunden ging. Damit war ich aber schnell fertig, denn es die Kleinstadt hatte nicht gerade viele Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Der Mystic Grill war eigentlich das einzige Restaurant, wenn man es überhaupt so nennen konnte, bei dem sich ein Besuch zu lohnen schien.
Dort hatte ich Matt und seinen Alkoholikerfreund Jeremy kennengelernt. Letzteren versuchte ich stark zu vermeiden, denn er hatte mich gleich bei meinem ersten Besuch im Grill angebaggert und dabei nicht einmal versucht seine Trunkenheit zu verbergen, obwohl er offentsichtlich noch zu jung war, um überhaupt Alkohol trinken zu dürfen. Auch wenn er durch den ganzen Schnaps, den er geradezu inhalierte, ziemlich mitgenommen aussah, vermutete ich, dass er nach einem Entzug womöglich relativ attraktiv war mit seinem braunen Haar und den braunen Augen.
Der blonde Matt dagegen, der im Grill arbeitete war stets freundlich und erzählte mir stolz von der Geschichte der Stadt. Allerdings waren das nur positive Dinge und ich zweifelte daran, dass es hier wirklich so friedlich war, wie er erzählte.
Jeremy bestätigte meine Zweifel.
Er warf ein, dass es vor kurzen wieder einen mysteriösen Tierangriff gegeben hatte. Das Wort "Tierangriff" betonte er sarkastisch, woraufhin Matt ihn böse ansah.

Aufgrund Matts Reaktion und Jeremys Anspielung vermutete ich, dass mehr dahinterstecken musste und recherchierte ein wenig.
Tatsächlich hatte es in der Vergangenheit wohl häufig Tierangriffe gegeben, bei denen nicht selten Menschen ums Leben gekommen waren, die vor ein paar Monaten (bis auf diese eine Ausnahme) aber abrupt aufgehört hatten.
Aber egal wie sehr ich mich bemühte mehr herauszufinden, es war vergeblich. Niemand redete darüber und im Internet stand nicht mehr.
Kurzzeitig hatte ich überlegt im Büro des Sheriffs von Mystic Falls, einer blonden Frau mittleren Alters, einzubrechen, um nach weiteren Informationen zu suchen, aber dann erinnerte ich mich daran, dass das ja ein Neuanfang werden sollte, weshalb ich mir die Idee ausredete und mit der Recherche aufhörte, obwohl ich gerne mehr gewusst hätte. Ich hoffte, das mir am College jemand mehr darüber erzählen könne und freute mich täglich darüber, dass ich nun bald  das Whitmore College besuchen würde.

Und heute war es dann endlich soweit gewesen. Schnell hatte ich eine Dusche genommen und mir dann eine hellblaue Jeans und ein schwarzes Tshirt übergezogen. Ich hatte mich sogar ein wenig mehr geschminkt als sonst, um einen guten Eindruck zu machen.
Meine wenigen Klamotten hatte ich schon gestern in eine Reisetasche geschmissen, sodass ich sie jetzt nur noch die Treppe runter schleifen musste.
Nach einem schweigsamen Frühstück, bei dem ich kaum etwas runter bekam vor Aufregung, verabschiedete ich mich dann von meiner Mutter. Fiona lag noch im Bett. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht früh aufzustehen, um mich ein letztes Mal zu sehen. Das verletzte mich zwar, aber ich ließ mir nichts anmerken, da ich gut gelaunt zum College fahren wollte. Schließlich war das mein großer Tag!

Meine Mom drückte mich an sich und küsste mich auf die Stirn.
,,Ruf uns an, ja!", murmelte sie.
Fragend ich sie an, sagte aber nichts, denn ich hatte noch kein neues Handy bekommen seit ich wieder bei ihnen war. Wie sollte ich sie also anrufen?
Als sie sich von mir löste, sah Dad mich erwartungsvoll an.
,,Wollen wir?" Er deutete in Richtung Tür und ich nickte lächelnd.
Er nahm meine Tasche und ging zum Auto, um sie zu verstauen.
Ich drehte mich zu Mom um und lächelte sie fröhlich an.
,,Wir werden dich vermissen!"
Ich schmunzelte.
,,In ein paar Wochen wiederhole ich die Fahrprüfung und kaufe mir von meinem gesparten Geld ein Auto. Dann kann ich euch jedes Wochenende besuchen kommen!", versprach ich ihr.
Sie nickte und winkte mir zu. ,,Pass nur auf dich auf und versuche dich mit der Tochter des Sheriffs anzufreunden! Sie ist total gut erzogen und hilft wohl bei allen möglichen Veranstaltungen. Sie und ihre Freundinnen wären eine gute Wahl an neuen Bekannschaften."

Als ich das Haus verließ, war ich in Gedanken versunken. Ich war sowieso nicht gerade gut darin neue Freunde zu finden und das Mädchen, von dem Mom gerade gesprochen hatte, hörte sich unerreichbar für mich an und wenn meine Mutter es gut finden würde, wenn ich mich mit ihr anfreundete, musste sie wohl die Art von Mädchen sein, die zwar alles mögliche organisierten, aber noch nie einen Jungen angesehen hatten.
Ich mochte sie jetzt schon nicht!

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich den jungen Mann, der gerade vor unserem Haus lief und seinen Blick auf sein Handy richtete, nicht bemerkte und stieß mit ihm zusammen.
Erschrocken sah ich ihn an. Er war groß und ziemlich attraktiv mit seinen braunen Haaren und seinen blauen Augen. Ein wütender Blick bildete sich auf seinem arrogant aussehenden Gesicht ab.
,,Pass doch auf, wo du hinläufst!", fährt er mich an. Zwar wich ich zurück (er sah ziemlich Angst einflößend aus), aber ich konterte dennoch:,,Wer von uns beiden hat denn auf sein Handy geguckt?" Ich funkelte ihn wütend an.
Ein paar Sekunden standen wir so da ohne uns zu rühren und starrten uns sichtlich verärgert an, dann wendete er sich ab.
,,Ach vergiss es!", murmelte er, schob sich an mir vorbei und ging aggressiv die Straße entlang.
Entgeistert sah ich ihm hinterher, ehe ich mich auf den Beifahrersitz neben meinem Vater niederließ, damit wir endlich zum College fahren konnten.

,,Was war das denn für ein Arschloch?"
Mein Vater startete den Motor und sah mich dabei an. Er hatte das Geschehen wohl mitverfolgt. Ich zuckte nur die Schultern.
,,Er hätte sich ja mal entschuldigen können, schließlich war er ja auch dran Schuld", fügte Dad noch hinzu.

Etwa eine halbe Stunde später erreichten wir den überfüllten Parkplatz des Whitmore Colleges, das genauso aussah, wie ich mir ein College immer vorgestellt hatte. Die Wohnhäuser der Studenten, das Schulgebäude, der Campus - alles entsprach genau meiner Vorstellung und ich freute mich sofort auf meine Zeit hier.

Allerdings wurde meine Vorfreude gedämpft, als mir klar wurde, dass ich mich nun auch von Dad verabschieden musste. Der Abschied von ihm würde mir immer am schwersten fallen, denn ich hatte ihn am Liebsten.
Schluchzend fiel ich ihm in die Arme und sofort merkte ich wie meine Augen feucht wurden.
Bloß nicht weinen, dachte ich, aber es war schon zu spät. Eine Träne kullerte über meine Wange.
,,Ich werde dich vermissen, Dad", murmelte ich und löste mich schweren Herzens von ihm. Er hob seine Hand und strich die Träne weg.
,,Ich dich auch, Mäuschen!", sagte er und drückte mich in Richtung Gebäude.

Omg! Danke für 100 Reads!!!
Ich weiß, dass ist nicht viel, aber ich freue mich gerade so sehr...😍

Eigentlich sollte sie in dem Kapitel noch ihre neuen Mitbewohnerinnen kennenlernen, aber da ich "schon" bei über 1300 Wörtern war, kommt das einfach im Nächsten.

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