Teil 3: Lücke

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- Iwaizumi Hajime -

"Happy Birthday Oikawa!"
Wir alle riefen es wie im Chor.
Nur stand er nicht vor uns, sodass wir ihm Geschenke überreichen und ihm durch die Haare wuscheln konnten.
Er war Zuhause, ihm ging es nicht gut. Und wir lachten in den Hörer von Matsukawa, in der Hoffnung Oikawas Tag zu versüßen.
"Danke! Es freut mich sehr, dass ihr an mich gedacht habt. Auch wenn wir heute nicht feiern können, holen wir das nach, ja?"
Es hörte sich so an als hätte er geweint, seine Stimme brach zum Ende hin.
"Natürlich! Glaub nicht, dass wir dich davon kommen lassen. Schließlich haben wir schon alles für eine Party in der Turnhalle vorbereitet." Hanamaki zeigte einen Daumen nach oben und lächelte siegessicher. "Das wird ein Geburtstag, den du niemals vergessen wirst."

Ich klingelte nervös an Oikawas Haustüre.
Meine Mutter und ich machten ihm jedes Jahr einen Kuchen, es war einigen Jahren bereits Tradition.
"Mach auf.." flüsterte ich mir selbst zu.
Die Türe ging auf, Oikawas wutentbrannter Vater stand mir gegenüber. Ich mochte seine Eltern noch nie.
"Du suchst Tooru, diesen Nichtsnutz?"
böse funkelte er mich an.
"Ja, ich wollte ihm Kuchen vorbei bringen und-"
"Der ist nicht Zuhause. Du kannst gehen."
Mit diesen Worten schloss er die Tür. Oikawa war ganz sicher Zuhause.
Ich kletterte an der Rückwand des Hauses hoch, zum Glück hatte Oikawa vor seinem Zimmer ein kleines Dach.
Vorsichtig klopfte ich.
Nach ein paar Sekunden öffnete sich das Fenster.
Er blickte mir entgegen. An seiner Nase klebte getrocknetes Blut und er hatte ein blaues Auge.
"Hey Iwa."
Durch sein trübes Lächeln erkannte man, dass sich eine kleine Menge Blut in seinem Mund gesammelt hatte.
"Oikawa!"
Entsetzt sah ich ihn an. Sonst sah er immer so fröhlich aus.
Und in diesem Moment? So gebrechlich. Ich stieg in das Fenster und zog ihn in eine Umarmung.
"Wer hat dir das angetan?"
Er lachte leicht. "Mein Vater."
Das Blut ronn aus seinem Mund und tropfte auf mein Shirt.
"Wieso?"
Er tupfte die rote Flüssigkeit weg. "Ich hab ihm etwas gesagt, was ihm nicht gefallen hat. Aber so schlimm ist es nicht, ich werd es wohl überleben."
"Dach?"
Ich wusste das er das Dach liebte.
"Immer."

"Ich verstehe warum du es so schön hier findest. Es ist seelenruhig."
Er lächelte. In letzter Zeit schien es immer gelogen, doch in diesem Moment war es ehrlich.
"Fühl dich geehrt, du darfst mit hierher."
Unsere Füße baumelten vom Dach herunter.
"Hast du schon einmal drüber nachgedacht, wie es wohl wäre, wenn du einfach nichtmehr wärst?"
Ich erstarrte.
"Tot?"
Sein Lächeln wurde wärmer.
"Ja, tot. Wie es wohl wäre hier runter zu fallen und in den Himmel aufzusteigen. Weg von allen Problemen."
"Wieso sagst du soetwas?"
Er lachte mich an.
"Wieso nicht?"

"Lass uns ein Bild machen, für diesen unvergesslichen Tag.
Einen Geburtstag den du mal wieder versüßt hast."
Er lächelte mit seinem demolierten Gesicht in die Kamera, ich tat es ihm gleich.

Wieso hab ich auch gelächelt?

Das Bild steht auf meinem Schreibtisch, es war das letzte Bild auf dem wir zusammen zusehen waren.
Das letzte was du gemacht hattest.

Denn du würdest nicht alt werden.
Deine Haare werden niemals grau, dein Gesicht niemals faltig.
Du wirst niemals in einem Sessel sitzen und sagen 'Das war ein langes und erfülltes Leben.'
Nein, du wirst immer deine braune Föhnfrisur tragen und einige Meter unter der Erde schlafen.

Denn du wirst auf ewig 18 bleiben, mein Liebster. Und du wirst niemals wieder mit mir auf dem Dach sitzen und die kalte Luft einatmen.

Und ich hätte es verhindern können.

Diese riesige Lücke, die du zurück gelassen hattest.

Happy End. - IwaoiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt