Kapitel 6

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*Leon's Sicht*

,,Dad, ich hab eine Frage an Kyla wegen der Schule. Ich läut mal schnell bei den Hoffmann's." ,,Gut, bis später Leon", rief mein Dad zurück.

Die Haustüre der Hoffmann's öffnete sich knarrend und Kyla erschien. Zuerst sah ich den riesigen schwarzen Schatten am Boden, dann blickte ich hoch. Kyla sah extrem schlecht aus, als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen. Was mich ebenfalls verwunderte war der knallrote Lippenstift der ihre vollen Lippen betonte. Heute in der Schule sah sie noch ganz normal aus, wunderte ich mich. Ich fasste sie besorgt am Arm. Meine Frage bezüglich der Schule war vergessen. ,,Kyla, alles in Ordnung?". Ich zwinkerte. Kyla sah auf einmal wieder vollkommen normal aus. Der Schatten war ebenfalls verschwunden. Von einer Sekunde auf die andere. Ich kniff meine Augen zusammen und zwinkerte erneut, doch Kyla veränderte sich nicht. Ihre blonden Haare schmiegten sich um ihr zartes Gesicht und sie lächelte mich strahlend an. ,,Ja, alles klar bei mir. Was sollte denn sein?" Obwohl sie so sicher klang, konnte ich ein leichtes Zittern ihrer Stimme bemerken. Habe ich mir das nur eingebildet? Nein, ich hab es doch genau gesehen. ,,Ähm...nichts." ,,Leon, komm doch mal herein", meinte Kyla's Mutter, Monika, so weit ich mich erinnerte, freundlich und winkte mich herein. Vermutlich hatte sie meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt...

Im Wohnzimmer ließen wir uns auf die Couch fallen.

,,Kyla, wie fühlst du dich?" Monika blickte ihre Tochter besorgt, doch auch etwas misstrauisch an. ,,Mum, was ist hier los?" Man konnte Kyla ihre Unsicherheit anmerken. ,,Schatz, wir müssen dir etwas sagen", begann Monika langsam und bestimmt.

*Kyla's Sicht*

Schon als Leon auf einmal vor mir stand und meinen Arm hielt, kam ein komisches Gefühl in mir hoch. Doch ich ignorierte es und lächelte Leon an, als wäre alles in Butter. Doch das war es nicht. Ich konnte mich an nichts erinnern. Wie war ich zur Türe gekommen? Was war nach dem Streit mit meiner Mutter passiert? Warum setzte meine Erinnerung auf einmal aus?

Als Mum dann auch noch sagte, dass sie mir etwas mitteilen müssten, war es um mich geschehen. Ich fing leise an zu schluchzen. ,,Kyla..." Mist, Leon war ja auch noch hier. Den hatte ich ganz vergessen. Aber vor ihm wollte ich nicht weinen. Also riss ich mich zusammen und schluckte die restlichen Tränen eisern hinunter. ,, Mum, jetzt sag schon. Was ist hier los? Ich kann mich an nichts erinnern!"

,,Kyla...du..." ,, MUM! Ich will es wissen. JETZT. Weißt du eigentlich wie es ist, nicht zu wissen was du die restlichen 20 Minuten getan hast? Ich hätte..." Ich brach zusammen. Es war mir egal, was Leon jetzt von mir dachte. Es war mir egal, dass ich wie ein Häufchen Elend auf ihn wirken musste. Ein Häufchen Elend, dass sofort weinte und mit der Welt überfordert war. Was macht er überhaupt hier? Warum hat Mum ihn hereingebeten? Was hat er damit zu tun? Auf einmal spürte ich ein sanftes Stupsen. Ich sah mit tränenverschleiertem Blick hoch. Lucy schaute mich treuherzig an und schmiegte sich an mich, als wollte sis mich trösten. Ich streichelte ihr über den Kopf, immer und immer wieder, bis Mum erneut zu sprechen begann. Und diesmal würde sie mir die Wahrheit sagen müssen.

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