14. Tolle Aussichten

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Ich fing Nina auf und legte sie sanft auf den Boden. "Ihr werdet ..." Ich sah mit einem gepielt erwartungsvollen Blick zu The Pupeteer. "Lass mich raten, wir werden sterben? Du bist nicht der Erste, der das sagt." Sein Gesichtsausdruck war undefinierbar, wechselte aber schnell wieder zu dem gewohnt höhnischen Grinsen. Das war die letzte Regung. Ich wandte mich ab und sah mich stattdessen im Raum oder eher Gang um. Wir befanden uns immer noch in demselben breiten, düsteren Gang. Vor mir befand sich eine einfache Holztür, aus dem Augenwinkel erblickte ich eine zweite. Plötzlich hörte ich ein Krächzen und sah sofort zu Nina. "Ist alles okay? Ich habe mir Sorgen gemacht." "Sorgen?...", fragte sie sichtlich verwirrt, "mir geht es gut." Ich half ihr, sich aufzurichten und blickte sie ernst an. Sie bemerkte meinen Blick und fragte:"Was?" "Nina, deine Augen haben vorhin rot geleuchtet", sagte ich leise und wartete auf eine Reaktion. Doch noch bevor sie etwas erwidern konnte, stürmten mehrere Personen in den Raum. Drei von ihnen erkannte ich sofort: Jeff, Ben und Bloody Painter. Ben war der Erste, der den toten Creepypasta erblickte, dann wanderte sein Blick zu uns. Ich war die Erste, die sich regte. Mit einem Handgriff nahm ich eines der Messer vom Boden und warf es kurzerhand auf den vierten, mir unbekannten Creepypasta, dieser sackte schreiend zusammen. Nun war das viele Training wohl doch nützlich, dachte ich, als ich Nina ihr anderes Messer in die Hand drückte und mich anschließend nach meinem umsah. Ich erlickte es, keine drei Meter von mir entfernt und wollte schon darauf zulaufen, als Bloody Painter mir den Weg versperrte. Ohne lange zu überlegen, stürmte ich auf ihn zu, wich einem Schlag aus und erwiderte diesen mit einem Tritt. Bloody Painter stolperte ein paar Schritte zurück, fasste sich allerdings schnell wieder und startete diesmal den Angriff. Ich schlug seinen Arm weg, verdrehte diesen und entwendete dem Creepypasta so die Waffe. Ich hörte, wie er etwas rief, unter seiner Maske klang es gedämpft, doch ich hörte es trotzdem: er rief nach Ben. Noch bevor ich realisierte, was das sollte, spürte ich, wie etwas an meinem Rücken gehalten wurde. Ein heftiger Stromschlag durchfuhr meinen Körper, ich schrie auf und fiel hin. Meine Muskeln verkrampften sich und mein ganzer Körper zitterte. Durch die Tränen in den Augen sah ich nur verschwommen, was danach passierte. Jeff, oder war es Bloody Painter? Ich konnte es nicht genau sagen, nur dass diese Person auf mich zulief, bis sie direkt über mir stand. Und dann traf mich plötzlich ein Tritt. Ich keuchte und krümmte mich, doch die Person trat weiterhin auf mich ein, so lange, bis sie weggerissen wurde. Ich sah auf und erkannte noch die blutverschmierte Maske, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand. Langsam kehrten die Kampfgeräusche zurück und ich schaffte es, mich auf den Ellbogen abzustützen. Erst jetzt fiel es mir auf, vor mir herrschte der reinste Kampf. Immer mehr Creepypastas stürmten in den Gang hinein und ich suchte automatisch nach Nina. Plötzlich hörte ich, wie jemand meinen Namen rief und sah den Polizisten, der auf mich zukam. "Luke!" "Wir müssen hier schnell weg, es sind zu viele. Kannst du laufen?" Er half mir, mich aufzurichten, allerdings gaben meine Beine sofort wieder nach und so hob Luke mich kurzerhand hoch und rannte los. Er hatte trotz des zusätzlichen Gewichtes ein unglaublich schnelles Tempo drauf und plötzlich tauchten rechts und links zwei weitere Polizisten auf, auch Nina war dabei. Ich kämpfte gegen die Müdigkeit an und konzentrierte mich stattdessen auf die Situation, die Umgebung, die Geräusche, die unsere Schritte verursachten und das Gebrüll der Creepypastas, die uns dicht auf den Fersen zu sein schienen. Der Beamte bog um eine Ecke ab, dann um noch eine und noch eine, bis er schließich stehen blieb. Er ließ mich herunter, stütze mich aber noch weiterhin, als er nach oben sah. Ich folgte seinem Blick und entdeckte die Luke an der Decke. Der Eingang zum Schutzraum! Nun öffnete sie sich und ein Seil wurde heruntergelassen. Luke fing es geschickt auf und gab es mir. "Du und Nina zuerst." Nina kam wie auf Kommando zu uns und wir banden uns das Seil provisorisch um, bevor wir hochgezogen wurden. Wir warfen das Seil nach unten und die anderen schafften es ebenfalls unbeschadet nach oben. Hatten die Creepypastas es etwa aufgegeben, uns zu folgen? Ich beschloss nicht darüber nachzudenken, da ich ohnehin schon Kopfschmerzen hatte. Nina musste mich diesmal stützen, da meine Beine immer noch so gut wie taub waren, ich wunderte mich allerdings schon darüber, normalerweise hätte das schon nachlassen müssen... oder lag das vielleicht an der Stärke? Dass so etwas ab einer bestimmten Stromstärke eintraf? "Keine Sorge, das müsste in etwa einer Stunde wieder vergehen", sagte plötzlich Luke, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Ich nickte und sah mich um. Es war immer noch derselbe kleine Raum, mit den Monitoren - der einzigen Lichtquelle - dem Waschbecken und den Schränken. Auch der hier gefangene Polizist setzte sich zu uns. "Schön, Sie wiederzusehen", begrüßte Nina ihn und ich lächelte ihn an. Plötzlich fiel es mir auf, weder Nick noch Alex waren hier. Ich runzelte die Stirn. "Wo sind Alex und Nick?", fragte ich und es wurde still im Raum. "Nachdem ihr runter in den Keller gegangen und schließlich nicht mehr aufgetaucht seid", begann der Polizeichef, "... da haben wir Alex und Nick geschickt, um nach euch zu sehen, doch auch sie sind nicht mehr aufgetaucht. Als wir dann runter sind, haben wir den Eingang gefunden und nach euch gesucht... doch ihr seid die einzigen, die wir bisher fanden." "Das klingt nicht gut, was ist, wenn die Creepypastas sie erwischt haben?", fragte Nina vorsichtig. "Was ist eigentlich passiert, dass ihr nicht zurückgekommen seid?", fragte nun ein anderer Beamter Nina und mich. Wir fingen an, ihnen zu erzählen, was uns bisher passiert ist, dass John in Wirklichkeit ein Mitglied des Psychopathen-Trios gewesen war und wie wir dieses und die anderen Creepypastas beseitigt haben. Ich erzählte auch von The Pupeteer, nur das mit Nina's rot leuchtenden Augen ließ ich aus... Als wir fertig mit Erzählen waren, nickte Luke schließlich. "Das ist gut, dass ihr schon ein paar beseitigt habt." Ich sah auf den Boden und erinnerte mich an das blutige Gemetzel mit dem Psychopathen-Trio. "Wie gehen wir als Nächstes vor?" Nina's Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich sah auf. Alle Blicke lagen auf den Polizeichef, dieser seufzte. "Wir werden uns wohl oder übel aufteilen müssen. Nina, du gehst zusammen mit meinen Kollegen auf die Suche nach Nick und Alex." Er zeigte auf einen seiner Kollegen, bevor er fortfuhr. "Laura kommt mit uns mit. Wir werden versuchen, in die Mitte des Labyrinths zu kommen und dort die erste Bombe legen. Die zweite muss in das Erdgeschoss, wo sich die SCPs befinden." Nina und ich nickten etwas widerwillig. "Wie wollen wir sichergehen, dass wir uns wiederfinden?", fragte ich in die Runde. Der Beamte blickte mich an. "Es gibt keine Sicherheit, dass wir uns wiederfinden." "Na, das sind doch mal tolle Aussichten."

Die Invasion der CreepypastasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt