15. Wieder in die Dunkelheit

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"Sind ein paar Creepypastas in unserer Nähe?", fragte ich. "Wenn nicht, dann würde ich sofort loslaufen und Nick und Alex suchen." "Willst du dich nicht zuerst ausruhen?", fragte Laura und musste grinsen. "Ich bin okay", erwiderte ich, "außerdem könnten sie jetzt in Lebensgefahr sein. Ich muss sie finden und wenn es geht, jetzt sofort aufbrechen." "Stopp, junge Dame", mischte sich einer der Beamten ein, mit denen ich mitgehen sollte, "wir müssen uns noch etwas ausruhen. Dir würde doch bestimmt ein kleines Schläfchen guttun." Ich seufzte. "Na gut. Aber wir gehen so bald wie möglich." Die Polizisten zogen ihre Jacken aus und polsterten damit eine Ecke für Laura und mich aus. Wir bedankten uns und legten uns hin. Laura schlief ein oder machte zumindest den Eindruck, sie hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig und gleichmäßig. Ich konnte nicht richtig schlafen wegen der ganzen Aufregung und weil ich ständig an Alex und Nick denken musste, wollte ich auch gar nicht schlafen. Trotz allem versuchte ich, eine bequeme Schlafposition zu finden, jedoch erfolglos. Ich versuchte Laura zuliebe, mich nicht zu viel zu bewegen, doch ich konnte nicht richtig stillliegen. Darüber wunderte ich mich, weil ich normalerweise ein sehr geduldiger Mensch war. Schließlich beschloss ich, ein wenig in dem kleinen Raum herumzulaufen. Vielleicht machte mich das ja müde, obwohl ich das bezweifelte. Die Polizisten hatten sich alle nebeneinander an eine Wand gesetzt und die Mützen tief ins Gesicht gezogen. Es sah so aus, als ob alle schliefen. Doch dann sah Luke auf. "Nina, leg dich doch etwas hin", sagte er leise, um die anderen nicht zu stören. Ich setzte mich zu ihm. "Ich kann nicht schlafen. Ich muss die ganze Zeit an Alex und Nick denken." "Dann denk an was anderes." "Das will ich nicht. Wenn sie gerade in Gefahr sind oder in diesem Augenblick sterben und ich meine Sorge um sie ignoriere, habe ich ein schlechtes Gewissen." "Hm, das kann ich verstehen. Aber wenn sie sterben, ist es doch nicht deine Schuld." "Das stimmt schon, aber ... ich mache mir einfach so große Sorgen ..." Ich blickte zu Boden und wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. "Versuche wenigstens körperlich ein wenig runterzukommen", riet Luke mir. "Okay." Ich stand fast geräuschlos wieder auf und schlich zu unserer Schlafstätte zurück. Dann legte ich mich neben Laura auf den Rücken und starrte an die metallene Decke. Irgendwann schloss ich die Augen und schlief ein.

"Aufwachen", drang eine männliche Stimme an mein Ohr. Jemand fasste mich an der Schulter und schüttelte mich leicht. Ich schlug die Augen auf. Einer der Polizisten, mit denen ich aufbrechen sollte, war über mich gebeugt. "Na, bist du endlich wach?", fragte er amüsiert. Ich nickte und setzte mich auf. Dabei bemerkte ich, dass Laura nicht mehr neben mir lag. "Wo sind Laura und die anderen Polizisten?", fragte ich. "Die sind schon weg", erklärte der andere Beamte, "es hat sich vorhin kein Creepypasta gezeigt und deswegen hielten sie es für besser, aufzubrechen. Sie haben Bomben und einige Funkgeräte dabei." Ich hätte Laura noch gerne Tschüss gesagt. Luke hatte ja gesagt, dass es keine Sicherheit gab, dass wir uns wiederfanden. Umso enttäuschter und besorgter war ich. "Warum haben Sie mich nicht vorhin schon geweckt? Wir hätten doch als große Gruppe losgehen können." "Es hat so ausgesehen, als bräuchtest du den Schlaf. Außerdem hätte eine größere Gruppe schneller entdeckt werden können." Ich sah es ein, trotzdem war ich noch immer enttäuscht.

Plötzlich hörte ich ein Knacken. Danach vernahm ich, wenn auch etwas undeutlich, eine Stimme. "Wir wissen momentan nicht weiter ... Könnt ihr uns ein wenig lotsen?" Es war Lukes Stimme. Sie kam aus dem Funkgerät, welches der hier gefangene Polizist in der Hand hielt. "Na klar", antwortete der Polizist, stand auf und wollte zu den Monitoren gehen, doch ich hielt ihn auf, indem ich zu ihm stürzte und nach dem Funkgerät griff. "Laura?", rief ich. Ein kurzes Knacken war zu hören, dann Laura's Stimme:"Hi Nina." "Laura! Bist du okay?", fragte ich. "Ja, mir geht's gut", sagte sie lachend, "keine Sorge." "Ich mach mir aber Sorgen", antwortete ich. "Wieso? Weil Creepypastas in der Nähe sind?" "Nein ... weil wir getrennt sind ..." Eine kleine Stille entstand. Dann antwortete Laura:"Hey, wir finden uns bestimmt wieder. Oder wozu sonst haben wir die Funkgeräte?" "Du hast recht ...", sagte ich, dann nahm der Polizist mir das Gerät ab und ging zu den Monitoren. Er gab ihnen Anweisungen, Hinweise und lotste sie immer weiter in die Mitte des Labyrinths. "Hier sind keine Creepypastas, oder?", fragte ein Polizist. "Nein, keine in der Nähe", antwortete der Anweisungen gebende Polizist. "Dann können wir ja aufbrechen." Er öffnete die Luke und hielt nach Creepypastas oder anderen Kreaturen Ausschau. Dann band er sich das Seil um und ließ sich von seinen Kollegen herunterlassen. "Niemand weit und breit", verkündete er.

Der nächste Polizist ließ sich herunter. Als Letztes warf ich ihnen einige Funkgeräte herunter und band mir selbst das Seil um. Nachdem auch ich unten angekommen war, warf der Beamte das Seil herunter. "Ich bin sicher, ihr braucht es dringender als ich", sagte er. "Aber mit was wollen die anderen denn raufkommen, wenn sie in großer Gefahr sind und an dem Raum vorbeikommen?", fragte ein Polizist. "Ich hab noch ein Seil", erklärte er und zeigte uns zum Beweis ein ordentlich aufgerolltes Seil. "Perfekt", sagte ein Beamter, "und danke." Der Polizist, der das Seil hatte, rollte es auf. "Ich nehme es", sagte ich bereitwillig. "Gut", erwiderte er und drückte es mir in die Hand. Dann wandte er sich wieder an den gefangenen Polizisten. "Wir bleiben in Kontakt?" "Ihr könnt euch auf mich verlassen." Damit schloss er die Luke. Kurz darauf hörten wir ein leises Rauschen und eine Stimme fragte:"Können Sie mich hören?" Ein Polizist zückte sein Funkgerät. "Jawohl, Herr Kollege, wir hören Sie sehr gut", antwortete er. "Na dann viel Glück", sagte der gefangene Polizist. Wir setzten uns in Bewegung. "Ihr müsst in die andere Richtung", tönte es aus dem Funkgerät, "von da seid ihr hergekommen." Wir drehten uns um und liefen in die Dunkelheit hinein. "Es sind keine Kreaturen weit und breit", meldete der Polizist im Schutzraum. Sein Kollege bedankte sich für die Information.

Nach einer Weile stießen wir auf eine Kreuzung. "Moment, ich sehe nach, wo ihr entlanggehen müsst", sagte der Polizist im Schutzraum. Dann wurde es wieder ganz still. Plötzlich hörte ich Schritte. Sie kamen aus der Richtung, von der wir gekommen waren. Sie waren laut und dröhnten und kamen in unregelmäßigen, längeren Abständen. "Hört ihr das?", flüsterte ich. "Laut und deutlich", antwortete ein Polizist ebenfalls flüsternd, "ich glaube, ich möchte gar nicht erst wissen, wer oder was das ist. Gehen wir." "Aber wir wissen doch gar nicht, wohin!", warf ich ein. "Willst du dich eventuell verirren, denn wir könnten ganz zufällig den richtigen Weg wählen, oder von diesem Etwas hinter uns getötet werden?" Ich schwieg, er hatte recht.

Auf einmal leuchtete aus dem Gang vor uns ein glühend rotes Augenpaar auf. Ein Knurren war aus der Richtung zu vernehmen. Dann hörten wir wieder ein Dröhnen hinter uns. Es war ganz nah. "Lauft", flüsterte ein Polizist, dann rannte er los und bog in den rechten Gang ein. Wir folgten ihm schnell. Die dröhnenden Schritte wurden schneller und dazu kam ein Hecheln und Knurren, das vermutlich von dem Wesen kam, dem die roten Augen gehörten. Ich hoffte, dass wir den richtigen Weg gewählt hatten und rannte immer weiter in die Dunkelheit.

Die Invasion der CreepypastasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt