Ich war davon ausgegangen, das Waisenhaus sei schon sehr alt, doch offensichtlich hatte ich mich da getäuscht, das Haus, an dem wir anhielten war ein altes Backsteinhaus mit Efeuranken die die Fassade hochkletterten und einer stabilen Eingangstür aus Eichenholz. Anders als das Heim, wirkte es jedoch nicht alt, grau und trübsinnig, sondern strahlte Etwas ehrwürdiges und mysteriöses aus, als berge es tausend Geheimnisse die nur darauf warteten von mir gelöst zu werden. Der Flur war in einem warmen Orange gestrichen und mit Fotos und Bildern geschmückt. Die meisten zeigen einen ernst blickenden, braunhaarigen Jungen mit Augen in dem Ton von Schokolade. Auf dem aktuellsten Foto war er ungefähr in meinem Alter. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, das Billy und Bea schon Kinder haben könnten, (mal im Ernst: Warum sollten sie mich dann adoptieren?) trotzdem beschloss ich keine Fragen dazu zustellen. Wer weiß, vielleicht war der Junge ja abgehauen oder gestorben...
Im Schnelldurchgang zeigte mir Bea die Zimmer im Erdgeschoss. Das Haus der Stuarts war ziemlich groß, allein in der unteren Etage gab es zwei Badezimmer, ein riesen Wohnzimmer mit Flachbildfernseher, einen Aufenthaltsraum mit Kicker und Klavier, sowie eine große Küche und ein Gästezimmer. Eines stand jedenfalls fest: Diese Leute hatten keinerlei Geldprobleme.
Es schellte an der Tür und ich drehte mich überrascht danach um. Vielleicht waren das ja Freunde oder Bekannte meiner Pflegeeltern, zur Sicherheit setzte ich jedenfalls mein freundlichstes Lächeln auf. Bea öffnete die Tür und zu meiner Überraschung betrat der Junge von den Fotos den Flur, knallte seinen Rucksack in eine Ecke und rief mit feste Stimme: "Hallo, ich bin wieder d..." Er verstummte, als er mich sah, die ich ein wenig gedeppert im Flur stand und absolut keine Ahnung hatte, wer mir gegenüber stand oder wie ich mich verhalten sollte. Hätten Bea und Billy mich nicht vorwarnen können? Die Lippen des Fremden formten ein stummes "Oh..." und er ging rückwärts wieder raus. Billy stoppte ihn mit nur einem Blick. Die beiden führten eines der stummen Gespräch, die es nur zwischen Vater und Sohn geben konnte, schließlich räusperte sich Bea. "Äh... dann stell ich euch mal einander vor. Jake, das ist Mia. Mia: Jake" Jake streckte mir die Hand hin. Sein Lächeln war mehr als gezwungen, es war eher ein Zähne fletschen. Ich erinnerte mich an meinen Vorsatz neue Freunde zu finden und versuchte eine möglichst freundliche Miene auf zusetzten.
"Hi" Wir schüttelten uns die Hände, er zog seine jedoch gleich wieder zurück, als hätte er sich verbrannt. Jake musterte mich mit zusammengekniffenen Augen und ich kam zu dem Schluss, dass diese Augen nicht die Farbe von Schokolade hatten. Es war eher, als blicke man in einen dreckigen See und das mitten in der Nacht: es war absolut unmöglich den Grund zu sehen. "Jake, zeig Mia bitte die oberen Zimmer" Billys Stimme hatte einen Unterton, der keinerlei Widerspruch zuließ. Jake deutete mir ihm die Wendeltreppe nach oben zu folgen, blickte mich dabei jedoch nicht direkt an.
"Deine Eltern sind nett", versuchte ich ihn in ein Gespräch zu verwickeln, immer noch mit dem Hintergedanken möglichst schnell Freundschaften zu knüpfen. Vielleicht war er ja einfach nur etwas unsicher. Jake brummelte etwas unverständliches, er war wohl nicht an einem Gespräch interessiert.
"Äh... sollten wir nicht.. miteinander reden? Uns kennenlernen, oder so?"
Er blieb so abrupt stehen, dass ich beinahe gegen ihn gelaufen wäre.
"Was glaubst du, wo wir hier sind? In irgendeiner Realityshow, in der das süße Prinzessin in ein Haus kommt und sofort von allen geliebt wird"
"Ich bin keine Prinzessin!"
"Ganz genau"
Okay... anscheinend hatte ich mich da getäuscht und er war einfach nur aus Prinzip unfreundlich. Bei näherem Hinsehen fiel mir auf, dass er ein hübsches Gesicht hatte, leiden konnte ich ihn trotzdem nicht. Er signalisiert mir etwas zu deutlich, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte.
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Im Kreis der Elemente {Unüberarbeitete Fassung}
Paranormal~1. Teil ~ "Er kam so langsam auf mich zu, als wäre ich ein wildes und gefährliches Raubtier. "Hattest du schon einmal ein Geheimnis, das du niemanden nicht einmal deinem engstem Vertrauten erzählen durftest?" [...] "Ihr seid verrückt", stellte ich...