4. Aron

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Der Dieb hatte seinen Beutel. Wie hatte das passieren können? Aron sträubte sich. Ärgerlich stürzte er aus der Wirtsstube. Er hätte diesem Halunken gerne die Soldaten auf den Hals gehetzt, doch die waren gierig und hätten den Inhalt des Beutel sicher auch gerne für sich gehabt. Mit schnellen Schritten lief er durch die Gasse. Es roch nach Abfall und Verwestem. Der Dieb war gut, er bewegte sich flink, wahrscheinlich kannte er die Stadt auswendig. Er selbst kannte nur die ungefährlicheren Viertel, denn es gab Straßen und Spelunken, in deren Nähe man sich lieber nicht aufhalten sollte. Aron war wütend auf sich selbst. Er brauchte das Geld um seine Arbeiter bezahlen. Es war jedoch seine eigene Schuld. Ein so großer Beutel lockte das Diebesgesindel an, wie totes Fleisch die Aasgeier.

Der Gauner bog in eine enge Gasse ab, das war Arons Chance, wenn er ihn jetzt erwischte, würde niemand etwas bemerken. Er beschleunigte seine Schritte und hetzte immer schneller an den kalten Steinwänden entlang. Ärgerlich versuchte er den Halunken einzuholen, doch er war viel zu langsam. Sein Zustand machte ihm zu schaffen, doch er wollte es sich nicht eingestehen. Plötzlich stolperte der Verfolgte über eine Kiste, die verloren am Boden lag. Aron wollte nach seinem Rockzipfel greifen als plötzlich ein Stich durch seinen Körper fuhr. Er zuckte zusammen und krümmte sich. Der Schmerz war unerträglich. Sein Arzt hatte ihn davor gewarnt und ihm gesagt er solle sich schonen, doch das konnte er sich nicht leisten. Als er den Kopf hob war der Dieb schon wieder aufgestanden und hatte fast das Ende der Gasse erreicht. Aron riss sich zusammen und setzte die Hetzjagd fort. Er konnte ihn fast packen, doch dann erreichten sie den großen Marktplatz. Der Gauner verschwand in der Menschenmenge und Aron wusste, dass er sein Geld nicht wiedersehen würde. Keuchend machte er sich auf den Heimweg, ihm war noch nie etwas gestohlen worden. Besorgt überlegte er, was er seinen Arbeitern erzählen sollte. Als er den Blick  hob, viel ihm auf, dass die Straße leer war. Die Luft roch nach Ärger. Schnell bog er in eine kleine Seitengasse ein und drückte sich an die Wand. An solchen Tagen, wie heute, kam ihm die Stadt kalt und düster vor.

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