Gespaltene Gefühle

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PoV Yamaguchi

Nachdem ich im Haus angekommen war, lief ich sofort ins Bad um mich Bett fertig zu machen. Ich wollte einfach nur noch schlafen. Innerlich hoffte ich, dass ich einschlief, bevor Tsukki rein kam. Was wahrscheinlich nicht der Fall sein würde, da ich so wütend, aufgedreht und verwirrt war, dass an schlafen gar nicht zu denken war.

Zurück im Schlafraum sah ich, dass Tsukki nicht da war. Es machte mich zwar glücklich, aber ein wenig tat es doch weh. Frustriert vergrub ich meinen Kopf unter dem kleinen Kissen, welches mich an Zuhause erinnerte. Vor wenigen Tagen war ich mit Tsukki noch in meiner kleinen, rosa Seifenblase gefangen. Sie war wundervoll und hätte nie zerplatzen dürfen, aber jetzt war es passiert. Gerade er, der mir vor wenigen Stunden noch seine Liebe gestanden hatte, war plötzlich egoistisch geworden und hatte mich gegen meinen Willen angefasst. Ohne Erklärung, ohne Vorwarnung. Dieser Vollidiot.

"Hey Yamaguchi. Weißt du, ob Tsukishima noch draußen ist?", rief mir Tanaka vom Flur zu. "Wir würden nämlich alle gerne schlafen." "Ich weiß leider nicht wo er ist", murmelte ich mit vorgetäuschter Müdigkeit. Es musste ja schließlich niemand wissen, dass wir uns gestritten hatten. Tanaka brummte etwas unverständliches, legte sich dann aber auch zu uns, um zu schlafen.

Ich lag noch ein bis zwei Stunden wach und starrte einfach nur an die Decke. Ich konnte nicht verstehen, wieso er das getan hatte. Ich konnte die Berührung sogar noch spüren, wenn ich mich darauf konzentrierte. Einerseits fühlte es sich komisch und fremd an, andererseits war es aber auch nicht direkt unangenehm gewesen. Es war aber einfach viel zu früh. Nach weiteren zehn Minuten fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

PoV Tsukishima

Als ich zurück in den Schlafraum ging, lagen alle schon da und schliefen. Auch Yamaguchi. Anders als sonst wirkte er aber nicht friedlich, sondern verkrampft. Warum war ich auch so dumm und egoistisch gewesen? Ich wusste doch eigentlich, dass er für diesen Schritt noch nicht bereit war.
Da ich sehr müde war, zog ich mir einfach nur schnell die Klamotten aus und legte mich dann in Unterhose und einem T-Shirt schlafen. Für alles andere hatte ich gerade einfach keine Kraft.

Nachdem Yamaguchi weggelaufen war, stand ich zuerst noch ein paar Minuten einfach nur da und bewegte mich nicht. Ich konnte selbst nicht begreifen, wie ich so dämlich gewesen war und denken konnte, dass er wirklich darauf eingehen würde. Er war halt noch nicht so vertraut mit der ganzen Situation. Ich wollte mich jetzt auch nicht als Experten bezeichnen, aber ich hatte in der einen Nacht mit Kuroo ein paar Erfahrungen sammeln können. Die Nacht, die wir irgendwann mal im Trainingslager hatten, sollte allerdings für immer unser Geheimnis bleiben. Kenma hatte sich kurz davor von Kuroo getrennt, weshalb dieser komplett am Boden war. Was mich dann dazu gebracht hatte, ihn ablenken zu wollen, weiß ich auch nicht mehr. Es war toll, das konnte man nicht bestreiten und wäre Yamaguchi nicht da, würde ich es sicherlich wieder tun.

Halt, nein! Der 'Was wäre, wenn...' Gedanke war falsch. Yamaguchi war schließlich da. Also sollte ich so etwas gar nicht erst denken. Ich hatte ihm doch vorhin gesagt, dass es nur ihn in meinem Leben gäbe und dass er auch schon immer in meinem Herzen wäre. Da hatte ich die ganze Sache mit Kuroo, die jetzt wieder hoch kam, vergessen. Ich bin so ein verdammter Idiot.

Alles war zu früh gewesen. Die Beziehung, der Entschluss ihm meine Gefühle zu gestehen. Alles. Aber immer wenn er mich ansah, hatte ich das Gefühl, dass ich nicht ich wäre. Ich würde ganz weich vor ihm, was sonst nie meine Art gewesen war. Yamaguchi löste etwas in mir aus. Es war einfach unbeschreiblich. In seiner Nähe war ich auch einfach wie benebelt und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Deswegen passierte auch so etwas wie vorhin. Erst machen dann denken. Ebenfalls nicht meine Art. Mein Kopf begann weh zu tun. Verdammt, das sollte aufhören. Wieso verwirrte er mich so? Als wir nur befreundet waren, war es doch auch nicht so. Durch ihn glaubte man diese gesamte "Mir doch egal" Haltung einfach nicht, obwohl sie weiterhin da war. Meine einzigen Leidenschaften, die ich direkt hatte, waren Volleyball und scheinbar jetzt auch Yamaguchi.

Ich wusste, dass das Zusatztraining mit Kuroo nicht nur mit Volleyball zu tun gehabt hätte. Wir hatten zwar nicht darüber gesprochen, aber ich konnte es mir denken. Wenn ich genauer darüber nachdachte, hatte ich das Verlangen danach.

Mit voller Wucht haute ich mir mein Kissen ins Gesicht. Hör auf zu denken, Tsukishima! Du hast einen Freund. Einen liebevollen und ehrlichen noch dazu. Warum wollte ich dann jetzt plötzlich doch wieder körperlich werden? Ich hatte es doch auch solange ausgehalten ohne es zu wollen. Also warum jetzt nicht?

Egal, hauptsache Yamaguchi erfuhr von der ganzen Sache nichts. Falls es irgendwann mal übers Küssen hinaus gehen würde, würde ich einfach behaupten, dass es auch mein erstes Mal war. Und in den nächsten Tagen, würde ich Kuroo aus dem Weg gehen. Ich hatte ja nicht einmal Gefühle für ihn. Aber während Yamaguchi in meinem Kopf, in meinem Herzen und auch in meinem Bauch verwirrende, aber schöne Gefühle auslöste, löste Kuroo die in anderen Regionen aus. Während eines Spiels konnte ich das ausblenden. Einfach Herrn Takeda ansehen und dann war alles wieder okay. Aber außerhalb konnte ich mich dagegen wehren. Ich hoffte einfach, dass Kuroo es mir krumm nahm, dass ich abgelehnt hatte und mich ignorieren würde. Mit einem seufzen drehte ich mich um und schlief ein.

Show me the stars in your eyes [Tsukishima × Yamaguchi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt