Vom Vermissen

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PoV Tsukishima

Es war jetzt schon ungefähr ein Monat seit meinem Umzug vergangen, aber leider immer noch kein Lebenszeichen von Yamaguchi. In der Schule war ich mit dem Lernstoff direkt relativ zurechtgekommen und auch der Volleyballclub hatte mich freudig aufgenommen, da ihnen richtige Mittelblocker fehlten. Dadurch bin ich auch leichter als gedacht an einen Stammplatz gekommen. Wir waren sehr gut und auch der Zusammenhalt als Team war besser als ich vermutet hatte, weshalb ich auch Anschluss dort gefunden hatte. Wir könnten es also definitiv mit Karasuno irgendwann aufnehmen.

Trotzdem dachte ich jeden Tag, jeden Abend und bei jedem Aufschlag, den ich machen musste, an Yamaguchi. Dieser miese Idiot hatte mir echt den Kopf verdreht. Sehr zum Leidwesen eines Mädchens aus meiner Klasse. Sie hatte seit Tag eins versucht mich irgendwie rum zu kriegen. Warum das der Fall war, war mir auch schleierhaft. Leider war sie die zweite Managerin des Clubs, weshalb das Abschütteln ziemlich schwierig war.

Ab und zu hatte ich noch Briefe an Yamaguchi geschrieben. Ein paar hatte ich abgeschickt, andere lagen zusammengefaltet in meiner Schreibtischsschublade.

Ich schaute fast täglich nach, ob Karasuno bald irgendwo ein Spiel hätte, damit wenigstens der Grund bestand, für ein paar Tage in unsere alte Heimat zu gehen. Mein Bruder würde mich auch begleiten. Natürlich nur um den Erfolg der Jungs zu sehen. Meine Vermutung war aber eher, dass er Tanakas Schwester sehen wollte.

"Tsukishima, du bist dran mit dem Aufschlag. Nicht träumen", rief mir einer meiner Teamkameraden zu. Ach ja, ich war ja mit im Spiel. Schnell machte ich den Aufschlag und lief dann zu den anderen aufs Feld. Es machte echt Spaß mit ihnen zu trainieren und auch mal außerhalb etwas zu machen, aber nichts konnte die Dummköpfe Hinata und Kageyama von Karasuno ersetzen. Und auch wirklich niemand könnte je Yamaguchi ersetzen. Das sollte aber auch niemand.

Nach dem Training wollte ich so schnell wie möglich nach Hause. Akiteru hatte mir nämlich geschrieben, dass Karasuno irgendwo ein Trainingsspiel haben würde. Meine Chance sie endlich alle zu sehen. Ich ignorierte Aimi, die mir hinterher rief, dass sie mir ein ausgeben wollte. Ich bog gerade um die eine Ecke der Sporthalle, als mir unser Kapitän entgegen kam. "Hey, Tsukishima." Abrupt blieb ich stehen. "Ich hab eben gesehen, dass Karasuno bald ein Spiel hier in der Nähe hat und ich wollte dich fragen, ob wir da vielleicht alle zusammen hingehen wollen. Wäre bestimmt cool zu sehen, wo du früher mal gespielt hast." Er lächelte und ging dann an mir vorbei.
Besser konnte es echt nicht kommen. "Äh, Numajiri? Wann würden wir denn dann los fahren? Also wann ist das Spiel?" "Diesen Samstag. Wir fahren früh morgens los und abends wieder zurück. Das sollten wir schaffen."
Ich begann zu grinsen. Übermorgen. Übermorgen sah ich sie alle wieder.

PoV Yamaguchi

Nervös lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Ich mir war zu 100% sicher, dass Tsukki und eventuell auch sein gesamtes Team am Samstag dabei sein würden. Viel hatte sich nicht verändert. Narita durfte jetzt wieder häufiger aufs Feld, da er im Jahr davor auch als Mittelblocker gespielt hatte. Aber ansonsten war alles gleich geblieben. Hinata und Kageyama waren immer noch ein Herz und eine Seele, Noya und Tanaka wurden immer noch von Shimizu ignoriert und alle anderen verhielten sich auch wie immer. Trotzdem merkte man den Verlust, den Tsukki mit sich gebracht hatte. Er hatte durch seine Beobachtungskraft immer einen gewissen Plan gehabt. Der fehlte uns jetzt, aber wir waren trotzdem noch ziemlich gut. Hoffentlich konnten wir das am Samstag auch zeigen.

Wie es Tsukki ging, wusste ich größtenteils. In seinen Briefen hatte er mir von seiner neuen Schule, dem neuen Team und von irgendeinem Mädchen erzählt, das ihm auf den Senkel ging. Wenn sie am Samstag auch da war, würde ich ihr vielleicht aus Versehen ein Ball ins Gesicht werfen. Ein Verlust wäre es sicher für niemanden. Genervt ließ ich mich aufs Bett fallen.

Warum war das alles so kompliziert? Wäre Tsukki hiergeblieben, hätten wir uns irgendwann einfach wieder vertragen - solange nicht noch ein zweiter Zwischenfall passiert wäre - und dann hätten wir zusammen glücklich sein können. Aber nein, seine Mutter musste ihn ja zum Umzug zwingen. Nervig, so unfassbar nervig.

Wir mussten am Samstag einfach gewinnen. Für Tsukki. Damit er stolz darauf sein konnte, dass er mal bei uns gespielt hatte.

Show me the stars in your eyes [Tsukishima × Yamaguchi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt