Zweifel

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PoV Yamaguchi

Als ich aufwachte, schliefen alle anderen noch. In der Hoffnung niemanden zu wecken, versuchte ich vorsichtig mein Handy aus der Tasche zu ziehen, um mir die genaue Uhrzeit anzusehen. Okay, 6:30 Uhr. In einer Stunde klingelte erst der reguläre Wecker. Ich konnte mich entweder wieder hinlegen oder schon duschen gehen und mir dabei schön viel Zeit lassen. Ich entschied mich für letzteres.

Leise packte ich meinen Kram zusammen und bewegte mich in Richtung der Duschräume. Dort legte ich meine Sachen zur Seite, zog mich aus und stellte mich in eine der hinteren Duschen. Eine Sekunde später sprang ich schon wieder heraus, um mir Musik anzumachen. Ohne war es ein wenig langweilig. Da ich auf Shuffle drückte, kam als erstes ein sehr trauriges Lied. Heather von Conan Gray. Das Lied hatte ich oft gehört, als ich noch dachte, dass Kuroo und Tsukki etwas miteinander hätten. Zum Glück lag ich da ja falsch. Ein kleines Lächeln zierte mein Gesicht. Genauso schnell wie es gekommen war, war es allerdings auch wieder weg, als ich an gestern Abend dachte.

Plötzlich hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf. Was ist, wenn doch etwas mit ihm und Kuroo war und er das alles gestern nur gesagt hatte, um sein Gewissen zu beruhigen. Quatsch, so etwas würde Tsukki doch nicht tun. Oder doch? Wenn man es ganz genau nahm, kannte ich Tsukki kaum. Ich kannte nur wenige seiner Charakterzüge, aber wie und was er dachte, konnte ich noch nie genau erkennen. Ich wusste, dass er zwar viel über Dinge nachdachte, aber wenn er eine Sache für gut befand, zog er sie auch direkt durch.

Da war es wieder. Dieser kleine Stich in meinem Brustbereich. Ich hasste ihn. Durch solche Gedanken zweifelte ich an Tsukki, an meinem Freund. Das war nicht richtig. Allerdings fiel mir im selben Moment etwas auf. So dachte ich doch schon lange. Am Anfang unserer Beziehung hatte er mich so glücklich gemacht, aber gerade jetzt und in den letzten Stunden oder sogar Tagen, brachte er mir nur Zweifel, Schmerzen, und mich dazu, ihm nicht zu vertrauen. So kann man doch keine gesunde Beziehung aufbauen.

Ich hatte nicht bemerkt, wie ich angefangen hatte zu weinen. Tsukki hatte mich echt zu einer Heulsuse gemacht. Vorsichtig setzte ich mich auf den Boden und ließ meinen Tränen freien Lauf. So ging das noch ungefähr zehn Minuten. Ich weinte mir die Seele aus dem Leib, bis irgendwann keine Tränen mehr folgten. Kurz darauf fasste ich einen Entschluss. Wenn Kuroo und Tsukki sich in den nächsten Tagen auffällig verhielten, würde ich mit Tsukki reden und mich wahrscheinlich fürs erste von ihm trennen. Vielleicht war ich aber auch einfach zu voreilig und es würde alles gut werden. Dann war ich zwar trotzdem noch die Person, die ihrem Freund nicht vertraut hatte, aber diese Basis würde ich errichten. Daran glaubte ich und ich würde auch dafür arbeiten. Ansonsten konnten wir die Beziehung direkt sein lassen.

Nach weiteren 10 Minuten war ich fertig mit duschen. Ich trocknet mich ab, machte meine Musik aus und zog mich an. Theoretisch konnte ich schon einmal mit dem Training anfangen. Ab heute durfte ich ja wieder und ich kam so am Frühstück mit Tsukki vorbei. Allerdings würden sie mich suchen und mich dann erst recht mit Fragen und so etwas nerven. Also lieber mit allen zusammen essen und trainieren. Es gibt nichts unauffälligeres als sich einfach unter das Volk zu mischen und immer mit anderen zusammen zu sein. Dann müsste ich auch nichts mit Tsukki machen.

Als ich aus den Duschräumen ging, kam mir Tsukki entgegen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber direkt wieder, weil er mir ansah, dass ich ihm bei einem falschen Wort den Hals umdrehen würde. Mit leicht gesenkten Kopf lief er weiter. Sofort packten mich Schuld Gefühle und ich wäre am liebsten umgedreht und hätte ihn umarmt. Aber nein. Das war gestern einfach nicht okay. Vielleicht übertrieb ich auch ein wenig, aber egal. Falls er nicht damit klar kam, dass ich ein Sensibilchen war, war er sowieso nicht ganz der richtige.

Plötzlich packte mich jemand von hinten an der Schulter. "Darf ich mich wenigstens entschuldigen?" Tsukki stand hinter mir und sah mich ernst an. "Tu was du nicht lassen kannst", sagte ich trotzig und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Also, es tut mir leid. Das gestern war unüberlegt und ich weiß, dass es falsch war. Ich hätte dich fragen sollen, ob du schon weiter gehen möchtest. Verzeih mir bitte. Ich werde darauf warten, bis du bereit bist." Danach drehte er sich um und ging zu den Waschräumen.

Toll, was tat ich denn jetzt? Sollte ich ihm verzeihen. Innerlich sagte alles nein, aber ich musste gestehen, dass ich auch keine Lust auf Streit hatte. "Also schön, ich verzeihe dir." Tsukki sagte zwar nichts, aber ich war mir sicher, dass er lächelte. Das mit dem Verzeihen würde sicherlich noch etwas dauern, aber wenigstens musste ich ihm jetzt nicht mehr aus dem Weg gehen. Ein Problem weniger. Das nächste Problem und eine weitere Beziehungsprobe folgte in ein paar Tagen.

Show me the stars in your eyes [Tsukishima × Yamaguchi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt