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Es war einer dieser Tage, am Ende des Sommers, wo sich das Laub der Bäume bereits in ein goldenes Braun verfärbte und eine warme Brise durch meine Haare wehte. Die Grillen zirpten ihr Abendlied, während die Sonne wie ein riesiger Feuerball hinter dem schrägen Hang des imposanten Fuji-san versank. Der Berg warf einen dunklen Schatten über die Ebene, wobei er vermischt mit dem orangen Licht eine atemberaubende Erscheinung annahm. Wie so oft saß ich zwischen den Bambusstäben, war kaum sichtbar in dem satten Grün und nur meine ständigen Schnitte und das Schaben des Messers verrieten anderen, dass ich tatsächlich hier war. Immer wieder trennte ich die dünnen Äste von den kräftigen Stämmen, um diese dann später fällen zu können. Über Generationen wurde diese Arbeit in meiner Familie weitergegeben und mit Ehre behandelt. Schon meine Ahnen waren Bambusschneider gewesen - damals noch ein ehrenvoller und guter Beruf. Und auch heute steckte meine Familie noch alles, was sie hatte, all ihre Kraft und Arbeit in dieses Geschäft. Doch mittlerweile hatten die Zeiten sich geändert. Bambus brachte nicht mehr den Ertrag, den er damals noch gebracht hatte. Unsere kleine Farm, in einem unbedeutenden Dorf am Rand des Mt. Fuji, abgelegen von den Touristenregionen, war nicht mehr viel mehr als ein ärmliches Holzhaus, umgeben von Bambusfeldern. Doch im Gegensatz zu den in ganz Japan verteilten riesigen Bambusplantagen wirkten unsere Felder genauso mickrig wie das winzige Dorf in dem ich lebte.

Es war also einer dieser Sommertage, in denen mir die Schweißperlen trotz des seichten Windes von der Stirn tropften und meine Hände bereits Schwielen bekamen. Aus dem Haus hörte ich die Stimme meiner Mutter, die mich zum Abendessen rief, sodass ich das Messer zur Seite legte, die Äste auf einem Haufen zusammenpferchte und mir meinen Weg durch den Wald erkämpfte. Mit kräftigen Armen schob ich die Stämme beiseite, während mein Hunger mit jedem Schritt größer wurde. Ich hatte den ganzen Tag auf dem Feld gearbeitet und mittlerweile merkte ich, dass mir die Anstrengung und auch die beständige Hitze in den Knochen saß. Ich leckte mir einmal über die Lippen, als ich an die köstlichen Speisen dachte, die meine Mutter heute auftischen würde. Mit einem letzten großen Schritt trat ich aus dem Bambus heraus, auf die kleine Grasfläche vor unserer Veranda. Sofort fiel mir meine Mutter in die Augen, die ich in dem Fenster durch die Küche rauschen sehen konnte. Bei diesem Anblick wanderte mir ein glückliches Lächeln auf die Lippen. Ja, wir waren vielleicht arm und hatten es nicht leicht, vielleicht standen wir sogar vor dem Ruin, aber zu sehen, dass meine Mutter über all die Jahre ihr wunderschönes, ehrliches Lächeln dennoch nicht verloren hatte, wärmte mein Herz.

Es war also einer dieser Sommertage - zumindest war er das, bis zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Kopf nach rechts zu der schmalen, sandigen Straße herüberdrehte. Denn wenn es tatsächlich einer dieser typischen Sommertage gewesen wäre, dann hätte ich ihn nicht gesehen.

Im ersten Moment traute ich meinen Augen kaum und rieb mir hastig mit dem Handrücken über die Lider, nur um zu erkennen, dass er immer noch auf dem Weg stand und in Richtung des imposanten Berges sah. Seine hellen Haare, die mich zum Staunen brachten, schimmerten in dem warmen Licht fast golden. Noch nie hatte ich jemanden mit blonden Haaren gesehen. Seine Kleidung wirkte edel, wahrscheinlich entstammte sie sogar einer berühmten Kollektion irgendeines Designers. Die hellen Stoffe umschmeichelten seinen schlanken Torso und ließen ihn noch weniger in diese Landschaft passen. Schon auf dem ersten Blick konnte ein jeder erkennen, dass dieser junge Mann dort drüben ein Stadtmensch war. Hier zwischen den alten Häuschen, mit teilweise eingefallenen Dächern und den Katzen, die sich auf der Straße zusammengetummelt hatten, wirkte er beinahe wie von einer ganz anderen Welt.

The Bamboocutter {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt