Caro

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Hallo ihr lieben Lesenden!
Tut mit Leid, dass dieses Kapitel so lange gedauert hat, es ist mir irgendwie schwergefallen. Ich muss nämlich dazu sagen, dass es Caro in Wirklichkeit gibt. Sie ist meine beste Freundin und ich bin ihr sehr dankbar, dass sie so offen und mutig ist, mir ihre Persönlichkeit für diese Geschichte auszuleihen. Trotzdem sind das natürlich alles meine Gedanken bzw. Interpretationen von dem was sie mir erzählt und ich hoffe einfach, dass nichts davon für sie verletztend ist.
Ich hab dich lieb, Caro!
Und euch auch, weil ihr das hier lest :)
Liebe Grüße von Thora
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Tim

Nachdem ich den Anruf im Krankenhaus getätigt hatte, bei dem mir mitgeteilt wurde, dass Jan tief und fest schlief und ich frühestens um 8 Uhr zur regulären Besuchszeit kommen dürfte, bot Caro mir an, noch solange bei ihr zu bleiben:

"Es sind ja eh nur noch 4 Stunden bis dahin. Schau, die Sonne ist schon wieder aufgegangen. Ich kann dir aber leider keinen Platz zum Schlafen anbieten. Ich habe nur dieses Sofa."

"Kein Problem, ich könnte jetzt sowieso nicht schlafen. Ich bin viel zu aufgewühlt und hätte Angst zu verschlafen. Ich hoffe so sehr, dass Jan einfach bis 8 Uhr durchschläft, er soll nicht allein in einem fremden Land im Krankenhaus aufwachen. Aber hey, du bist doch bestimmt müde. Ich hab dich sowieso schon so lange wach gehalten. Ich kann auch einfach draußen irgendwo warten, dann hast du dein Sofa wieder für dich."

"Ach nein, ich bin nicht müde. Ich habe heute bis 20 Uhr geschlafen. Ehrlich gesagt bin ich immer eher nachts wach und schlafe tagsüber."

"Achso, warum?"

"Ich habe schwere Depressionen und kriege einfach keinen vernünftigen Schlafrhytmus zustande. Ich mag es nicht tagsüber wach zu sein, dann gibt es so viele Pflichten oder überhaupt die Möglichkeit, sinnvolle Dinge zu tun. Das stresst mich! Nachts habe ich einfach meine Ruhe."

"Das kann ich gut verstehen! Ich hatte auch mal eine Zeit, in der es mir so ging. Vor ungefähr zwei Jahren war das. Es war schrecklich!"

"Echt? Wodurch ist es wieder besser geworden?"

"Jan hat mich dazu gewungen, eine Therapie zu machen. Erst war ich überhaupt nicht begeistert und richtig sauer auf ihn, aber dann hat es tatsächlich ziemlich schnell geholfen."

"Sehr gut, da hast du echt Glück gehabt! Ich habe auch schon bestimmt 20 Therapien  angefangen, aber keine davon hat so wirklich geholfen. Ich hab die Theorie, dass ich zusätzlich zur Depression auch noch das Asperger-Syndrom habe. Das macht die gängigen Therapieansätze wirkungslos, weil mein Kopf einfach ganz anders funktioniert. Deshalb bin ich auch gerade hier in Schweden. Es gibt hier eine Psychologin, die sich auf die Diagnose des Asperger-Syndroms spezialisiert hat und ich möchte diese Diagnose einfach auf dem Papier haben! Das klingt zwar komisch, aber es ist so unglaublich frustrierend, von allen Seiten zu hören zu bekommen, dass ich nicht therapierbar bin und mir einfach keine Mühe geben würde. Ich möchte einfach, dass sie verstehen, dass ich anders bin und eine andere Art von Hilfe brauche."

"Und deshalb bist du extra ganz allein nach Schweden gezogen? Krass! Ich hoffe ganz doll, dass das alles klappt. Wann erfährst du das Ergebnis?"

"Das dauert leider eine Weile. Ich bin schon seit fast 2 Monaten hier und habe nur einmal pro Woche eine Sitzung, weil die Ärztin so ausgebucht ist."

"Echt, ist das wirklich so langwierig? Kann man nicht einfach ein paar Tests machen und dann hat sich die Sache? Ich kenne mich leider nicht so gut mit diesen Dingen aus, im Gegensatz zu Jan. Er hat ja neben der Epilepsie auch noch Tourette und nachdem wir einige Jahre lang einen Youtube-Kanal zur Aufklärung über diese Krankheit hatten, beschäftigt er sich jetzt auch viel mit anderen Behinderungen oder chronischen Krankheiten und macht Interviews und so."

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt