Den ganzen Tag habe ich in der Hitze auf Station gearbeitet und die Stationsleitung hat mich von A nach B geschickt. „Gehst du Herrn Lobert von der Röntgenuntersuchung abholen?" „Kannst du die Stuhlprobe ins Labor bringen?" „Oh Mara, wie gut, dass du da bist, tu mir doch mal einen Gefallen und bring Frau Filser auf Toilette." mein ganzer Tag war voll damit. Was ich gelernt habe? Ich weiß jetzt, wie anstrengend es sein kann, ein Sklave zu sein. Eine Wut hat sich in mir geballt, was ich jetzt brauche ist Entspannung. Ich nehme den Bus, es schießt in mein Hirn wie eine Kugel, dieser verdammte Kerl von heute Morgen, ich stelle mich nie wieder in die Nähe älterer Herren, widerlich! Gleich Zuhause, gleich vorbei. Ich sprinte die kurze Strecke von der Haltestelle Heim. Seit dieser Kerl mich angefasst hat, fühle ich mich beobachtet. Errege ich so viel Aufmerksamkeit bei den Männern? Ich öffne die Haustür und ziehe erstmal meine Bluse aus. Joshua hat geschrieben, er will Telefonsex. Den kann er haben... schneller als er schreiben kann, bin ich aus der Hose raus, ich nehme mir eine frische Unterhose, hier nach brauche ich erstmal eine Dusche. Ich fühle wie eine innere Hitze in mir aufsteigt, Josh ruft an, er ist schon voll dabei. Also wird er heute wieder vor mir kommen. Persönlich werde ich ihn wohl gar nicht zu Gesicht bekommen. Ich schnappe mir mein Handy und hoffe, dass er weiß, was ihm entgeht. Sein Stöhnen ist unüberhörbar. „Fuck yeah, Baby, du bist so heiß, du bist die heißeste Frau auf Erden!" Mir ist egal, was er sagt, ich möchte abschalten, den Stress der Arbeit vergessen, den Moment allein genießen, plötzlich spüre ich wie die Welle von Glück mich überströmt, ich stöhne so laut, dass auch Josh es mitbekommt, er ist schon lang fertig und sieht mir zu. Mein Atem ist beschleunigt und ich ruhe, um ihn wieder zu beruhigen. „Babe, ich muss los. Bis dann!" Und da war er weg. Was ein Arsch. An welcher Stelle stehe ich überhaupt? Ich möchte, aber kann ihm nicht widerstehen. Joshua ist ein toller Mann. Er ist gutaussehend, geizt nicht rum und wir haben tollen Sex. Ich weiß nur nicht, ob er was für mich empfindet. Das Wochenende steht bevor und ich habe noch keine Pläne gemacht. Wird er überhaupt die Zeit haben, vorbeizukommen? Ich schalte das Handy auf stumm und gehe erstmal duschen. Vielleicht sollte ich heute Abend nochmal laufen gehen? Als ich aus der Dusche komme, klingelt mein Handy. Es ist eine unbekannte Nummer und mir wird mulmig. Sollte ich abnehmen? Ich unterdrücke den Anruf und stecke mein Handy an die Steckdose. Vielleicht sollte ich wirklich laufen gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Ich ziehe mir Laufklamotten an und stecke meine Haare schnell zu einem Dutt. Mein Handy lasse ich Daheim, das stört sowieso nur. Da es dämmert, wähle ich diesmal nicht den Waldweg sondern eine Runde durch den Park. Es ist ruhig für Freitagabend. Die Leute sind Zuhause, machen sich für die Nacht fertig, sie tanken Energie, während ich meine gerade ausschöpfe. Als ich im Park angekommen bin, sehe ich junge Paare, die auf der Parkanlage sitzen und verliebt in den Horizont blicken. Ich spüre, wie ein Schwall von Tränen aufsteigt, ich versuche sie zu unterdrücken und wische mir schnell mit der Hand über die Augen. Nicht jetzt, nicht hier. In der Unterführung ist es etwas dunkler als im Park, es ist schon beleuchtet. Ein Obdachloser liegt auf einem Stück Pappe, eine Bierflasche in seiner Hand, sein Kopf auf der Brust, er scheint zu schlafen. Oder ist er doch bewusstlos? Ich habe Angst, dass er mich angreift, dennoch ist mein Wille, ihm zu helfen größer. "Hallo? Geht es Ihnen gut?" Er regt sich nicht. Ich knie mich hin und schaue ihn mir näher an. Dann sehe ich eine Spritze an seinem Hals. Doch plötzlich schreckt er auf und stürzt auf mich zu, seine Augen sind blutunterlaufen. Er sieht grau aus, fast wie ein Zombie. Seine Hände hat er um meine Schultern, seine ungepflegten Zähne fletschen mir entgegen, eine Bierfahne hängt in der Luft. Fuck, wie bin ich nur wieder hier rein geraten? Der Odachlose liegt auf mir und ich kann mich nicht bewegen. Plötzlich wird er ganz schlaff und drückt mich zu Boden. "Hey! Runter von ihr!" Ein Mann kommt angelaufen und hebt den Obdachlosen von mir herunter. Meine Rettung!
So absurd es klingt, aber ich muss weinen. Es ist alles zu viel und plötzlich überkommen mich meine unterdrückten Gefühle. "Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich rufe erstmal den Notruf, danach bin ich für dich da!" Keine 10 Minuten später ist der Krankenwagen da. Sie nehmen den Obdachlosen mit, sein Kreislaufzusammenbruch kam von den Drogen und dem Alkohol. Der junge Mann hilft mir auf und stützt mich, mir ist ganz schlecht von dem Anblick des Obdachlosen und den Erinnerungen an den Vorfall.
Es ist kalt und mein Weinen hallt in der Unterführung. Der Junge Mann befindet sich mit den Sanitätern und Polizisten im Gespräch. Die Polizei ist ebenso vor Ort und der Raum ist von blauem Licht geflutet, im Hintergrund hört man die Straße und den Abendverkehr. So langsam werde ich ruhiger, ich atme 3 Sekunden ein, 5 Sekunden aus. Meine Augen sind geschlossen, ich möchte nichts von dem ganzen Sehen oder hören. Ich fange an zu frieren und schlinge meine Arme um meinen Körper.
Ich schrecke auf, er steht auf einmal neben mir und reicht mir eine Rettungsdecke.
„Ist schon okay, die sollte lieber für den Notfall aufgehoben werden..." Meine Zähne klappern.
Er lacht. Wenigstens einer kann lachen. Dann zieht er seinen Hoodie aus und reicht ihn mir. Was ein Gentleman. „Das ist nett, danke!" „Das ist das Mindeste, ich bin David, lass uns doch in ein Café gehen und ich hole dir erstmal etwas heißes zu trinken."
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Verfolgt. 18+
Mystery / ThrillerVerfolgt von einem kranken Psychopathen. Er beobachtet sie und wartet nur auf den richtigen Moment, zuzuschlagen - er hat alles bis ins kleinste Detail geplant. Lest hier eine Geschichte aus der Sicht des Täters. Nichts für schwache Nerven. Viel Sp...