Plötzlich lag totenstille im Raum. Alle starrten Malcolm an. Malcolm zitterte stark und sah auf den Boden. Sie schnappte nach Luft. „Ich...tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen." Sie wollte ihm eine Hand auf die Schulter legen, aber er zuckte zurück.
„Fass mich nicht an!" Zischte er. „Fass mich verdammt noch mal nicht an!"„Malcolm, ich bin deine Mutter."
„Du bist nicht meine Mutter! Eine Mutter würde sich um ihren Sohn kümmern!"
„Aber das tue ich doch."
„Wann!? Wann warst du für mich da!? Noch wichtiger, wann warst du für Angus da!? Wenn er als Baby nachts weinte, weil er die Flasche wollte und du mit deinem Chef im Schlafzimmer gevögelt hast!? Als er weinte, weil seine Windel voll war!? Als er seinen ersten Kindergartentag hatte!? Wann!? War es, als er nachts weinte, weil er Bauchschmerzen hatte oder weil seine Zähne wuchsen!? Warst du da für ihn da!?"
„Malcolm..."
„Nein! Du warst nicht für ihn da! Auch nicht, als er in die Schule kam! Als er seinen ersten Verweis bekam! Als ihn jemand verprügelte! Du hast ihn danach nicht versorgt! Als er im Krankenhaus lag, weil ihn ein Auto angefahren hatte! Du bist nicht ganze Tage und Nächte neben ihm gesessen, hast seine Hand gehalten und geweint, weil du dachtest, er würde sterben! Du hast ihm nicht seine erste Gitarre gekauft!"
„Malcolm..."
„Du warst nicht dort, als er Cliff das erste Mal küsste, nachdem er erzählte, dass er mit ihm zusammen war! Du warst nicht an seinem ersten Sportwettkampf dabei! Auch nicht, als er sein Schwimmabzeichen machte! Und schon überhauptgarnicht, als er sein erstes Konzert vor der ganzen Schule hatte! Du warst nicht für ihn da, als er weinend von der Schule kam, weil ihn die anderen Kinder hänselten!" Schrie Malcolm durch das ganze Haus. Angus stand wie angewurzelt da. „Du hast ihn auch nicht zu Treffen mit anderen Kindern gefahren! Ja, das habe ich getan. Mit meinem verdammten Fahrrad! Er saß auf dem Gepäckträger! Du wärst fünf Minuten mit dem Auto gefahren! Aber du konntest es nicht tun, weil du beschäftig warst! Du hast dich nicht um ihn gekümmert, als er Brechdurchfall hatte und halb tod im Bett lag! Du hast dir nicht einmal Sorgen gemacht, als er zwei Tage verschwunden war!" Malcolm weinte nun wirklich.
„Du musst dich beruhigen." Sagte Sarah besorgt und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Du darfst dich nicht Mutter nennen! Du warst nie für Angus da! Sag ihm doch, wer ihn eigentlich groß gezogen hat! Na los! Sag es ihm!"
„Ang, ich weiß nicht, wovon er redet." Sagte Margarete.
„Du weißt es verflucht genau!" Schrie Malcolm. „Du weißt ganz genau, dass ich mich mit zwei Jahren um ihn gekümmert habe! Mit zwei Jahren! Andere können noch nicht einmal richtig laufen und ich habe ihm verfluchte Flaschen gemacht, ihm sprechen beigebracht und seine Windel gewickelt! Du warst diejenige, die sich vor anderen Eltern aufspielte, weil dein intelligenter Sohn schon mit drei Jahren seinen ganzen Namen schreiben konnte! Aber du hast es ihm nie bei gebracht! Du hast ihm nicht das lesen beigebracht und auch nicht das schreiben. Hast aber angegeben, weil er in die erste Klasse ging und schon fließend lesen und schreiben konnte!" Angus sah seinen Bruder geschockt an. Er wusste das wohl nicht. „Du warst nicht die Person, die nachts erschöpft am Kühlschrank im stehen einschlief, weil sie den ganzen Tag auf und ab lief! Ich habe deine verfluchte Unterschrift gefälscht! Hunderte Male! Weil du nie Angs Zeugnisse, Hausaufgaben oder sonstiges unterschrieben hast! Ich habe Briefe in deiner Schrift geschrieben und sie auf Angs Schreibtisch gelegt, in die ich schrieb, dass du ihn liebst und dass du bald wieder da sein wirst! Weil ich wollte, dass er sich geliebt fühlte!" Wir schnappten nach Luft.
„Ach du Scheiße." Flüsterte Cliff. Er hielt Angus nun im Arm. Wir sahen alle Malcolm an, der vor seiner Mutter stand und sie anschrie.
„Du warst nicht bei seiner Kommunion dabei! Du hättest als Zeuge neben ihm stehen sollen! Die Person die es dann tatsächlich tat, war ich! Du bist nicht wegen Schulschwänzen nachgesessen, weil du mit Angus auf einen Ausflug gefahren bist, wo Kinder ihre Eltern mitnehmen durften, weil du nicht wolltest, dass er alleine war! Warst du für Angus da, als er feststellte, dass er Schwul war und sich umbringen wollte!? Wenn ja, dann habe ich das nicht bemerkt!" Malcolm wischte sich wütend Tränen aus dem Gesicht. „Du hast keine Ausflüge mit ihm gemacht! Du bist nicht mit 13 Jahren arbeiten gegangen, damit Angus sein verfluchtes Weihnachtsgeschenk haben konnte! Selbst wenn du wusstest, dass es rausgeschmissenes Geld war! Aber ich habe es trotzdem gemacht, weil er das haben wollte! Du hast nicht gesehen, wie sich der kleine Angus aufstemmte und seine ersten Schritte machte! Du hast nicht sein erstes Wort gehört! Und es war nicht Ma! Es war auch nicht Dad! Es war Malom! Weil er das C nicht aussprechen konnte. Ich habe mich um ihn gekümmert! Ob er es wollte, oder nicht! Ob es ihm schlecht ging, oder nicht! Und weißt du wieso!? Weil ich ihn liebe wie meinen eigenen Sohn, weil ich ihn großgezogen habe!" Es war totenstill im Raum. Über Malcolms Wangen liefen Tränen in Massen, die sein Shirt schon längst feucht gemacht hatten. Malcolm hatte Angus großgezogen? Ab wohl er nur zwei Jahre älter war? Oh mein Gott! Malcolm wurde ganz leise, als er fragte:
„Wann warst du für mich da? Als Dad mich stundenlang hinter dem Sofa vergewaltigte, bis ich ohnmächtig wurde? Ich glaube du warst zu dem Zeitpunkt mit einer Freundin essen."
„Malcolm..." Ich weinte nun ebenfalls. Mal kümmerte sich gar nicht um sich, sondern um Angus.
„Aber du verstehst nicht, wieso ich mich um Angus gekümmert habe." Malcolm schrie nun nicht mehr. „Ich habe mich nicht um ihn gekümmert, weil es meine Pflicht war, oder weil ich Mitleid mit ihm hatte. Ich habe ihn großgezogen, weil ich ihn liebte und wollte, dass er eine bessere Kindheit hatte als ich." Er weinte wieder. „Angus war das liebenswerteste, neugierigste, netteste, lustigste Kind, das es jemals gab. Er wollte sich immer um andere kümmern, auch wenn er es nicht schaffte. Und ich habe Mitleid mit dir. Du tust mir wirklich leid. Auch, wenn dein Chef dir seine Millionen geben würde, die er hat. Dann wärst du immer noch die ärmste Frau auf der ganzen Welt. Weißt du wieso? Weil diese Jahre, die besten in meinem Leben waren und sein werden. Als Angus das erste Mal lief, als er sprach, als er ein Bild für mich malte. Ich habe es immer noch." Er zog seinen Gelbeutel heraus und öffnete ihn. Dann holte er ein gefaltetes Bild heraus, dass er zitternd öffnete und ihr hin hielt. „Es war eines der hässlichsten Bilder, die ich je gesehen habe. Aber Angus hatte es für mich gemalt. Verstehst du? Das waren so wunderschöne Momente, die du niemals haben wirst. Und ich werde sie niemals vergessen." Ich starrte Malcolm an. Ich weinte ebenfalls, weil das so verdammt Herzzerreisend war. „Du warst keine Mutter. Du hast Angus auf die Welt gebracht und ab diesem Zeitpunkt, war er nur noch ein Gegenstand, der eben anwesend war. Du warst nie meine Mutter und du wirst es auch niemals sein. Wenn Angus mit dir mitgehen will, dann soll er das tun. Aber ich werde nicht mit gehen. Lieber würde ich sterben." Sagte er und setzte sich wieder hin. Zitternd sah er das kleine Bild an, das mit Wachsmalstiften gemalt wurde, bevor er es in seine Hosentasche steckte und einen Schluck Tee nahm. Es war so still, dass man eine Nadel auf den Boden fallen hören könnte.
„Mal, ich..." Fing Angus an. Malcolm stand wieder auf und umarmte ihn.
„Ist schon gut, Ang. Ich weiß, dass du sie liebst. Geh mit ihr mit. Wir werden uns jeden Tag in der Schule sehen, okay?" Fragte er und streichelte Angs Rücken.
„Aber ich will bei dir bleiben." Wimmerte Angus und krallte sich in Malcolms Shirt.
„Ich will nicht, dass du ins Kinderheim gehst, Ang." Malcolm küsste ihn auf den Kopf und schob ihn dann in die Richtung seiner Mutter. „Machs gut Angus und vergiss nicht, ich liebe dich. Über alles, kleiner Bruder." Angus weinte ebenfalls, als Margarete ihn an der Hand nahm und ihn aus dem Haus zog. Sarah und Peter weinten. Ich tat es auch. Malcolm stellte seine Tasse in das Waschbecken und meinte dann: „Danke Sarah, danke Peter. Ich weiß nicht, was ich ohne euch gemacht hätte." Er umarmte beide. „Tschüss, Bon. Auf Wiedersehen, Cliff. Wir sehen uns."
„Mal..." Weinte ich.
„Ich hab euch lieb." Flüsterte Malcolm und dann sahen wir, wie er das Haus verließ und über die Straße ging.
*
Ich sah Malcolm eine ganze Woche nicht.
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Not wanted
FanfictionAngus Young and Cliff Williams are together and happily in love. Nobody teases them because they are a gay couple. The two don't ask each other why. Until one day something happens that shouldn't have happened: William Young finds out about Ang's an...