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Kapitel 3

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Chris und die anderen grinsten einander wohlwissend an, Aiden sah mich ungläubig an.

„Charlie!", zischte Isabella aufgebracht, aber ich beachtete sie nicht, sondern verschränkte meine Arme vor der Brust, um meine Aussage zu verdeutlichen und sah Aiden abwartend an.

Ein paar Sekunden passierte nichts. Aber dann brach er in schallendes Gelächter aus, wofür er nicht nur einen verwirrten Blick von mir, sondern auch einen von allen anderen hier am Tisch kassierte.

„Das glaube ich aber nicht", sagte er grinsend, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.

Wie bitte?

„Oh, das glaube ich aber schon!", zischte ich.

Dieser Platz war mir mit den Jahren hoch und heilig geworden und wenn es um diesen ging, stand es mit meiner Geduld nicht so toll.

„Kleines, ich werde sicher nicht aufstehen, weil du angerannt kommst und um deinen Platz heulst. Der im Übrigen jetzt mir gehört. Man sieht sich."

Er wandte sich ohne mit der Wimper zu zucken seinem Essen zu, während ich dastand und ihn mit offenem Mund anstarrte.

Oh, nein. Nicht mit mir. Wütend stampfte ich davon und setzte mich auf den Platz neben Isabella. Für heute. Aber diese Sache war längst noch nicht vom Tisch (im wahrsten Sinne).

„Was für ein Arschloch!", zischte ich leise und sah mit verengten Augen auf mein Essen.

Bei dieser Arroganz brachte ihn sein unbeschreiblich gutes Aussehen auch wenig. All die Dinge, die ich vorher über ihn angenommen hatte, verpufften und stattdessen beschloss ich, dass ich ihn nicht mochte.

„Sag doch so etwas nicht. Du kennst ihn doch kaum", sagte Isabella tröstend.

Ich starrte sie ungläubig an.

Na toll, sein Aussehen hatte ihr Hirn benebelt, denn normalerweise würde sie voll und ganz hinter mir stehen, da sie nur zu gut wusste, dass ich es hasste, woanders sitzen zu müssen.

Sie stocherte mit ihrer besten Unschuldsmiene in ihren Salat und warf Aiden hin und wieder einen vielsagenden Blick zu.

„Na, wer ist denn da wütend?", hörte ich plötzlich eine raue Stimme hinter meinem Ohr sagen. Ich wusste auch ohne hinzusehen, um wen es sich handelte.

„Was willst du Carter?", knurrte ich und drehte mich um, um in seine belustigt glitzernden Augen zu sehen.

„Das solltest du eigentlich wissen", sagte er mit belegter Stimme und zwinkerte mir zu. Blödmann.

„Meine Antwort hat sich nicht geändert!", giftete ich zurück und stand auf. „Keinen Hunger mehr", murmelte ich, als ich Isabellas fragenden Blick sah.

Nachdem ich mein Tablett weggebracht hatte, bemühte ich mich um einen nicht allzu genervten Gesichtsausdruck und machte mich auf den Weg zu den Philosophieräumen.

Mrs Matthews war definitiv kein Vergnügen, denn sie konnte mich schon seit Beginn der Highschool nicht leiden, auch wenn das auf Gegenseitigkeit beruhte. Mit meiner neuen schlechten Laune ließ ich mich auf einen Platz in der vorletzten Reihe plumpsen und versuchte vergebens, die Zeit damit zu vertreiben, gebannt auf den Sekundenzeiger der großen Uhr über dem Smartboard zu starren.

Die ganze Klasse war noch leer, da alle ihre letzten zehn Minuten Mittagspause noch genossen. Wegen Aiden hatte ich nicht mal mehr Lust auf Mittagspause. Mittagspause! Pause!

Je länger ich darüber nachdachte, desto unsympathischer erschien er mir. Und dabei hatte der Tag so gut begonnen.

Heute Morgen hatte ich reichlich Zeit, da ich seltsamerweise pünktlich aufgestanden war und mich nicht hetzen musste, wie sonst immer.

„Ach, Ms. Hanson! Welch eine Freude, Sie so pünktlich im Unterrichtsraum vorzufinden." Mrs Matthews spitze Bemerkung riss mich völlig aus den Gedanken.

Oh, ja. Das. Vor zwei Jahren hatte ich es mal zwei ganze Wochen lang geschafft in ihrem Unterricht zu spät zu kommen, was sie mir bis heute übelnahm.

Alte, nachtragenden Hexe.

Ich setzte mein höflichstes Lächeln auf das Gesicht und zuckte unbeholfen die Schultern.

„Ich muss noch mal rasch weg. Demolieren Sie ja nicht das Smartboard!"

Ich sah perplex dabei zu, wie sie den Raum mit einigen Schritten wieder verließ. Meine Güte, ich war kein sechsjähriges Kind mehr. Ich wusste, dass ich ohne Lehrerbefugnis nicht an das Board durfte. Obwohl der Gedanke, es zu demolieren, um Mrs Matthews eins auszuwischen, ganz reizvoll war ...

Während ich mir ausmalte, wie ihr Gesicht wohl aussähe, wenn sie ein mit Edding verschmiertes Smartboard vorfinden würde, trudelten auch andere Schüler im Raum ein und es wurde immer lauter.

Irgendwann stolperte auch Carter in den Raum und da Isabella einen anderen Kurs belegte, war der Platz neben mir leer.

Als er den unbesetzten Platz sah, hellte sich seine Miene deutlich auf. Wieso konnte er nicht verstehen, dass ich nichts von ihm wollte?

Während er auf mich zu schlenderte, kam aber Mrs Matthews wieder herein und hielt ihn auf. Hinter ihr lief Aiden, der mal wieder alle Blicke der Mädchen genoss. Ich verstand durch die Lautstärke meiner Mitschüler nicht, was sie besprachen, aber Carter schien nicht gerade begeistert zu sein, wohingegen Aiden mich arrogant angrinste ...

Oh Gott.

Ich ahnte nichts Gutes und wie sich einige Sekunden später herausstellte, konnte ich meinem Bauchgefühl wie so oft trauen. Denn Aidens Augen fixierten den Platz neben mir und er kam mit einem verwegenen Lächeln auf den Lippen auf mich zu.

Was? Nein! Nein, nein, nein!

Selbst Carter war mir in diesem Moment lieber als Aiden, der nach der Aktion in der Cafeteria vorhin definitiv bei mir unten durch war.

Zunächst hoffte ich noch auf ein Wunder, dass Aiden auf dem Weg zu dem Platz neben mir irgendwie stolperte, hinfiel und dann ins Krankenhaus musste oder so.

Tja, Leute die mir unsympathisch waren, hatten es nicht leicht. Zumindest nicht in meinen Tagträumen.

Pale green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt