𝟎𝟔 𝐤𝐢𝐥𝐥𝐢𝐧𝐠 𝐦𝐲𝐬𝐞𝐥𝐟

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𝐲𝐨𝐨𝐧𝐠𝐢

Er liebte mich. Es hörte sich unrealistisch an. Da kamen sie, die Zweifel, die mich nie vollständig verlassen hatten. Wie konnte er jemanden wie mich lieben? Er musste das aus Sympathie gesagt haben. Niemand würde sich in jemanden verlieben, der so oft so kurz davor war, sich umzubringen.

Zugegeben, die Wochen mit ihm waren schön, aber-

Meine Gedanken wurden vom Klingeln der Wohnungstür unterbrochen. Ich hörte wie Jimin langsam von der Couch aufstand und die Tür öffnete.

"Wo ist er?! Wo ist die kleine Missgeburt, die es wagt sich meinen Sohn zu nennen?!"

Fuck. Bitte, jeder Mensch, nur sie nicht. Meine Atmung ging schneller, mein ganzer Körper zitterte ununterbrochen und mein Herzschlag beschleunigte sich rapide. Kurzgesagt: ich hatte eine Panikattacke.

Tränen liefen in Massen über mein Gesicht, als ich mich in die Ecke drückte, in der Hoffnung sie würde mich dort nicht finden.

"W-Wer sind sie eigentlich?", hörte ich Jimin unsicher fragen. Er musste wohl Vorahnungen haben.

"Ich? Schätzchen, ich bin Yoongi's Mutter. Also, wo ist er? Er hat zuhause noch einiges zu erledigen."

Die Angst und der Wille, nicht mehr zu leben, packten mich. Ich wollte weg, mich von einem Hausdach stürzen und es einfach nur beenden.

Endlich siehst du es ein.

Doch bevor ich es beendete, wollte ich einen Abschiedsbrief schreiben. Für Jimin. Es war zwar nicht viel, was ich mit diesem Stück Papier ausdrücken konnte, aber deutlich mehr als wenn ich es ihm ins Gesicht sagen würde.

Vor der Tür des Zimmers, in dem ich und Jimin schliefen, war eine hitzige Diskussion entstanden, die darin endete, dass meine Mutter den Wohnblock verließ.

Ich hörte wie Jimin genervt seufzte, bevor er sich auf dem Weg zu diesem Zimmer machte. Ich wusste, dass er nicht zurück auf das Sofa gehen würde, dafür kannte ich ihn und das Layout der Wohnung schon zu gut. Schnell verstaute ich den Brief in meiner Hosentasche, bevor ich mich zu Jimin umdrehte, der jetzt das Zimmer betreten hatte.

"D-Deine Mutter war gerade da... Was willst du tun?"

"Ich will, dass du mich küsst."

シ︎

Als ich dann später, irgendwann gegen fünf Uhr morgens aufwachte, da mich wieder einmal ein schrecklicher Alptraum plagte. Es war schlimm, unbeschreiblich schlimm. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, alles was ich spüren wollte und konnte war Schmerz.

Du Missgeburt!

Mit Tränen gefüllten Augen versuchte ich, so leise wie möglich aufzustehen und die Wohnung zu verlassen.

Ich wünschte, dich hätte es nie gegeben!

Die Stimme meiner Mutter suchte mich heim. Als ich den Brief ablegte und schon fast aus dem Raum flüchtete, darauf bedacht, nicht allzu viel Lärm zu verursachen. Mit vor Tränen verschwommener Sicht rannte ich durch die Straßen, mein Ziel war das Hotel, wo ich vor einem Monat schon mein Leben beenden wollte und mich Jimin dann gerettet hatte. Jimin... was würde er wohl sagen?

Er wird dich nicht vermissen. Er ist genau so wie alle anderen.

Ich hasste meine Gedanken und wünschte mir so sehr, dass es endete. Dass sie aufhörten, mir falsche Sachen einzureden und mich komplett verwirrten. Ich rannte durch die Lobby und direkt auf den Aufzug zu, ignorierte dabei die aufgebrachten Rufe die ich mir dadurch einhandelte und drückte öfter als nötig auf den Knopf zur Dachterasse.

Nun schon um einiges langsamer trat ich hinaus an die Luft, vor zu dem Glasgeländer, das mich letztes Mal schon festgehalten hatte. Ich hatte noch nicht vor zu springen. Denn war es das wirklich wert?

Natürlich ist es das. Spring, dich wird eh keiner vermissen.

Ich rang mit mir selbst, wie eigentlich immer. Ich saß sicher noch eine Viertelstunde am Abgrund, weinte, schrie mir die Seele aus dem Leib und dachte nach. Der eisige Wind durchwirbelte meine Haare, als ich schließlich aufstand, mich an den Rand stellte und bereit war, zu fallen. Ich war bereit zu sterben.

"Yoongi! Bitte, tu's nicht!"

Jimin. Ich drehte mich um, vielleicht ein wenig zu hektisch, stolperte und verlor den Boden unter den Füßen. 

"Ich liebe dich!", rief ich und schloss nun meine Augen.

Wie asozial von mir, ihn einfach so alleine zu lassen.

Aber vielleicht war es besser so.

"Ich liebe dich", hauchte ich und lächelte.

Mein letzter Gedanke? Jimin.

𝐓𝐎𝐊𝐘𝐎 [𝒚𝒎] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt