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Erschöpft sakten wir in uns zusammen.

"Jungs, was ist los?", fragte die ältere Dame geschockt.

Light und ich schafften es gerade noch so sie zu bitten, uns in ihrem Auto mitzunehmen. Mühsam half uns die Dame auf und schleppte uns in ihr rotes Auto. Auf der Rückbank lehnte ich mich an Light und schloss erschöpft die Augen.

"Was ist mit euch passiert?"

"Haben...hunger und...durst.", stotterte Light angestrengt.

Kurz meine Augen öffnend sah ich, wie uns die Dame mitleiderregend im Rückspiegel ansah.

"Wir müssen noch ein Stück fahren bis der nächste Imbiss kommt. Ruht euch erstmal aus. Ich mach euch dann wach."

"Danke.", hauchte ich.

Light und ich schliefen in Sekundenschnelle ein. Das sanfte Brummen des Motors wirkte wie ein Schlaflied. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, bis uns die Frau weckte. Meine Augen reibend fanden wir uns in einer kleinen Autoschlange im Mcdrive wieder. Ich fühlte mich wieder viel erholter. Mein Blick zu Light verriet mir, dass es ihm genau so ging.

"Was wollt ihr denn essen?"

"Eine Chickenbox und eine kleine Fanta, bitte."

"Und du blondi?", fragte sie mich.

"Bitte auch eine Chickenbox und eine Cola...Light."

Light stieß mir angepisst den Ellebogen in die Rippen.

"Unter einer Bedingung.", unterbrach sie das Teschtelmäschtel zwischen der Pestbeule und mir.

"Ihr bekommt von mir das Essen spendiert, wenn mir endlich jemand sagt was hier los ist."

"In Ordnung.", nickte Light ihr zu.

Am Schalter angekommen bestellte sie uns die gewünschten Gerichte und fuhr zur Ausgabe. Sie reichte uns das Essen nach hinten, bezahlte und fuhr weiter. Wie wilde Tiere schlangen wir das Essen herunter. Gierig griffen wir nach dem Trinken und kippten alles aufeinmal unsere trockenen Hälse runter.

"Erzählt mir jetzt mal jemand was passiert ist?"

Ich holte tief Luft und erzählte ihr von dem Fantreffen bis zum Ausbruch. Ich konnte meinen Blick nicht von meiner leeren Chickenbox abwenden. Das ganze war mir mehr als Unangenehm.

"Ihr armen armen Kinder. Das war wahrlich ein Alptraum aus Leder und Latex. Wir müssen die Polizei rufen.", unterbrach sie das kurze Schweigen.

"Nein!", schrie Light.

Die Dame fuhr rasch rechts ran und drehte sich schockiert zu ihm um.

"Sowas darf doch nicht ungestraft bleiben!", schrie sie.

"Sind Sie doof, oder so?", ranzte Light die ältere Dame an.

"Tut mir leid. Er ist ein bisschen Asozial.", unterbrach ich die Pestbeule.

Light holte tief Luft und ergriff erneut das Wort.

"Wer weiß was mit unseren Familien passiert, wenn wir die Polizei auf die Gruppe hetzen? Zumal sind die Steinreich. Die besten Anwälte würden dafür sorgen, dass wir wie Lügner dastehen."

"Sind eure Familien durchs weglaufen nicht schon längst in Gefahr?"

"Ich denke nicht. Ich glaub nicht, dass sie noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen, indem sie jetzt auch noch die Familien plötzlich verschwundener Kinder entführen, umbringen, oder foltern. Solang wir nicht zu unseren Familien rennen, oder die Polizei auf sie hetzen, werden sie sicherlich vorerst andere Maßnahmen ergreifen, dafür kenne ich sie zu gut."

Darüber hatte ich bisher nie nachgedacht. Ich hoffte inständig, dass Light recht behielt.

"Light, wo sollen wir eigentlich hin, wenn wir jetzt nicht zurück nach Hause können? Müssen wir für immer von Zuhause weg bleiben? Was wird dann aus unserem vorherigen Leben? Müssen wir weiter flüchten? Ich will nicht für immer auf der Flucht sein! Ich will wieder zurück zu meiner Mutter!"

Ich fing zu weinen an.

"Ihr könnt vorerst zu mir kommen. Jedenfalls solange, bis wir wissen wie es weiter gehen soll.", bot sie uns an.

Verheult sah ich zu der besorgten Dame auf und fing leicht zu nicken an.

"Danke.", lächelte Light ihr leicht zu.

"Gut, dann fahren wir jetzt zu mir. Ich heiße Viktoria Iwanow."

Sie fuhr wieder auf die Straße und legte an Geschwindigkeit zu.

"Ich bin Alex und der neben mir heißt Light."

"Ich kann mich auch selber vorstellen, danke."

"Ich hab jetzt echt kein nerv mich mit dir zu streiten.", verdrehte ich genervt die Augen.

"Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte ich Viktoria.

"Ich wohne in Düsseldorf. Bis dahin dauert es noch gut 2 Stunden."

"Ah, ich komm aus Köln. Ist ja in der Nähe."

"Und du Light?", fragte sie ihn.

"Geht euch nix an."

Light wandte sich von uns ab und lehnte sich ans Fenster. Gebannt verfolgte er die vorbeiziehenden Lichter diverser Autos und Straßenlaternen. Ich sprach noch eine Weile mit unseren Retterin, bis auch ich mich müde ans Fenster lehnte und die Lichter beobachtete. Je weiter wir die Waldstraße entlang fuhren, desto weniger Autos kamen uns entgegen. Irgendwann schienen wir das einzig lebende auf der geraden Strecke zu sein. Ich ließ mein Blick ums Auto schweifen, bis ich an den Seitenspiegeln hängen blieb. Hinter uns fuhr ein großer, schwarzer Van, welcher immer näher zu kommen schien.

"Viktoria, hinter uns!", schrie ich panisch.

Alptraum aus Leder & Latex [Boy×Boy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt