Fataler Folgeunfall

845 16 0
                                    

Fassungslos starrte der Polizist auf das Chaos vor ihm. Das war doch gerade nicht wirklich passiert. Das musste ein schlechter Traum sein! Einen Moment wartete er noch, dann ging er langsam vorwärts. Eiskalte Schauer liefen ihm über den Rücken und er betete inständig, dass nicht das passiert war, was er befürchtete. Als er jedoch nah genug an dem nun kaum noch identifizierbarem schwarzen Unfallwagen war, wurde ihm schlagartig übel. Zitternd nahm er das Funkgerät. „13/30 für Arnold“ funkte er mit belegter Stimme. „Kommen 13/30“ ertönte direkt die Antwort. Er schluckte. „Der angekündigte Lastkraftwagen hat die Unfallstelle erreicht und einen Folgeunfall verursacht. Wir brauchen...“ unsicher sah er sich um. „... brauchen Verstärkung. Mein Kollege wurde in den Unfall verwickelt.“ Er musste abbrechen und ging auf die beiden Sanitäter zu, die ebenfalls ungläubig die Unfallstelle musterten. „Debbie!“ brüllte Manfred dann in voller Verzweiflung und eilte als erstes zu dem schwarzen PKW, unter dem nur eine blutüberströmte Hand vorlugte. Franco folgte mit zitternden Knien, denn nur kurz zuvor hatte er selbst noch an der Stelle gestanden. Die Tablettenpackung, die der Polizist vorher noch in der Hand hielt, lag achtlos vor dem PKW auf der Straße.

Aufgeschreckt durch den panischen Ruf ihres Namens sah Debbie auf. Sie hatte den Lärm gehört, aber nun war ihr klar das etwas passiert war. Und sie hoffte inständig, dass es niemanden des Rettungsteams betraf. Sie nickte Omar zu ihr zu folgen und eilte ihren Kollegen entgegen. Als sie den LKW sah, der sich komplett in den schwarzen Unfallwagen gebohrt hatte, blieb ihr kurz die Luft weg. „Ach du Scheiße“ fluchte sie und sprintete los. Ihre Sanitäter waren vor dem Wagen auf die Knie gegangen und tasteten nach etwas. Mehr als eine Hand konnte sie aber nicht ausmachen. „Was ist denn hier passiert?“ Wollte sie geschockt wissen und legte sich auf den Boden, um weiter unter den Wagen sehen zu können. Ein blasses, blutverschmiertes Gesicht war ihr reglos entgegen gestreckt. Shayan war bei der Gruppe angekommen und war leichenblass. Es gab keinen Zweifel, dass sein Kollege unter diesem Wagen begraben war, denn die Jacke die samt der leblosen Hand da vorlugte, war eindeutig. „Ich hab eben über Funk bekommen, das ein LKW auf dem Weg zur Unfallstelle ist. Hat an der Sperrung nicht angehalten und die Kollegen konnten ihn nicht stoppen. Er ist hier direkt reingerast...“ Debbie sah aufgrund der leisen Stimme stutzig auf. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du willst mir jetzt aber hier nicht umkippen, oder?“ fragte sie besorgt und Omar führte den Polizisten ein Stück von der Unfallstelle weg. „Das ist doch Mist hier, ich komm da nicht ran. Der Wagen muss hier schleunigst weg“ fluchte die Notärztin. Manfred nickte und versuchte an der Hand des Verletzten einen Pulsoxy anzubringen. „Wir brauchen die Feuerwehr“ gab er zu verstehen. Debbie rüttelte kurz an Francos Schulter, der sich bisher kaum geregt hatte. „Franco, was ist los? Bist du verletzt?“ Der Angesprochene schüttelte schwach den Kopf und Manfred übernahm für ihn. „Das nicht. Aber wenn Dirk ihn nicht weggestoßen hätte, würden die jetzt beide da drunter liegen.“ Debbie sah fassungslos drein. „Fuck.“

Die Jungs der Feuerwehr waren durch den Krach aufgeschreckt und sahen sich um. Den Unfall selbst sahen sie nicht mehr, dafür aber das Chaos das er anrichtete. Sie sahen sich erschrocken an und eilten zur Unfallstelle. „Wo ist unser Einsatzleiter?“ fragten sie sich, denn Emil sollte die Ölspur hier abbinden. „Habt ihr unsern Einsatzleiter gesehen?“ wollten sie von den Sanitätern am Unfallwagen wissen, doch diese hatten Emil nicht gesehen. „Keine Ahnung, war er nicht bei euch?“ - „Nein, er wollte das Bindemittel für die Öllache hier holen“ gab einer der beiden zur Antwort. Dann fiel dem anderen etwas ein. „Er ist sicher noch am Einsatzfahrzeug.“ Ihr Blick zu eben jenem Fahrzeug ließ ihnen allerdings das Blut in den Adern gefrieren. „Scheiße, der Sattel hat den Einsatzwagen gerammt“ stellte er fest und Debbie sah alarmiert auf. „Wie gerammt?“ Sie erhob sich und eilte den beiden Feuerwehrmännern nach. Kurz vor Ihrem Wagen sahen sie ihren Einsatzleiter hinter dem Auto vorkommen. Ein wenig benommen und humpelnd, ohne Helm und mit einer blutenden Kopfverletzung. „Chef!“ Angesprochener sah auf und schüttelte leicht den Kopf. „Was war das denn?“ Debbie atmete erleichtert auf, froh nicht einen weiteren schwer verletzten Patienten zu haben. „Ein LKW ist in die Unfallstelle gefahren. Wir brauchen eure Hilfe um das Fahrzeug da weg zu kriegen, da liegt ein schwer verletzter Polizist drunter“ gab die Notärztin zu verstehen und betastete bereits sein Gesicht. „Wie geht es dir? Was ist passiert?“ wollte sie wissen. „Du, keine Ahnung. Ich wollte das Bindemittel aus dem Fahrzeug nehmen, als es einen Ruck gab. Mein Helm muss dabei weg geflogen sein“ stellte er verwundert fest. „Jedenfalls kam das Einsatzfahrzeug plötzlich auf mich zu und hat mich weggestoßen. Ich hab mir irgendwo den Kopf angeschlagen und bin umgeknickt, aber sonst scheint alles ok. Ich muss mir die Unfallstelle ansehen“ gab er besorgt an die Notärztin weiter. Diese nickte nur. „Okay, ich lass dich aber vorher erst von meinen Leuten kurz durchchecken und verarzten“ gestand Debbie ihm zu.

Fataler UnfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt