Chapter 3
Noch immer sprachlos schlug ich die Badezimmertür hinter mir zu. Ich hatte gerade mit meiner Gran besprochen, dass ich heute nacht hier bleiben würde, während Patrick in unser Hostelzimmer sollte, was ich gebucht hatte, bis ich nächste Woche in mein Loft einziehen konnte. Ich konnte ihm gerade einfach nicht gegenübertreten ohne ihn aus dem Fenster zu werfen. Gestresst fuhr ich mit beiden Händen durch meine langen Haare, die lockig um meinen Kopf herum hingen, bevor ich vor den Spiegel trat und mein Gesicht musterte. Ich stütze mich am Rande des Waschbeckens ab und lehnte mich vor. Meine hellbraunen Augen blickten müde zurück, die normalerweise goldgelben Flecken um meine Pupille nun eher bernsteinfarben. Schnell huschten sie hin und her als mein Blick über jede einzelne Pore auf meinen Wangen glitt und schließlich wieder bei ihnen zu Halt kam.
Schweigend sah ich für einige Momente in den Spiegel, als ein Flüstern mich aus den Gedanken riss.
,,Dakotaaa.'' Erschrocken wirbelte ich herum und blickte mich im Badezimmer um. Es war leer. Außer mir, der Badewanne und der Toilette war nichts sonst noch im Raum. Und trotzdem hörte ich meinen geflüsterten Namen erneut, so nah, ich meinte beinahe, ich konnte einen warmen Atem in meinen Nacken spüren. ,,Dakota. Dakota. Dakotaaaa.''
Misstrauisch sah ich mich weiter um und konnte noch immer nichts entdecken, weshalb ich genervt den Kopf in den Nacken warf und an die Decke sah. Und vor Schreck fast aufschrie. Direkt über meinem Gesicht, knapp unterhalb der Decke schwebte ein roter Ballon, genau so einer wie die beiden ersten, die ich draußen gefunden hatte. Versuchend mich selbst zu beruhigen, presste ich eine Hand auf meine brust, bevor ich nach dem roten Objekt griff und ihn zu mir runterzog.
,,Du hast mich vielleicht erschrocken. Wie bist du denn hier reingekommen, huh?'' Sprach ich gerade wirklich mit einem Ballon? Über mich selbst den Kopf schüttelnd, warf ich einen prüfenden Blick durch den Raum, was meine Vermutung bestätigte. Das Fenster war nach wie vor fest verschlossen.
Vorsichtig drehte ich den Luftballon ein paar mal in meinen Händen, aber egal wie lange ich ihn diesesmal festhielt, es erschienen nicht wieder aus dem Nichts Worte.
Schulterzuckend nahm ich es erstmal hin, entschlossen dass ich dem später auf den Grund gehen würde. Vorsichtig legte ich ihn neben ein Handtuch auf den Toilettensitz ab, bevor ich zur Badewanne ging und den Hahn aufdrehte. Dann drehte ich mich wieder um und blickte prompt erneut den rotem Luftballon ins Gesicht. Dieses mal quietschte ich erschrocken, stolperte nach hinten und fiel rücklings in die Badewanne, Schmerzhaft stieß ich mit dem Rücken gehen die Wasserhahnapparatur, und zuckte zusammen, wobei ich meine Augen zu kniff. Wasser drang in meine Kleidung und meine Arme rutschten fast weg, als ich versuchte mich aufzusetzen. ,,Verdammter...'', ich fluchte leise und blickte missmutig nach oben, dorthin, wo ich vor wenigen Sekunden noch stand. Der Ballon hing noch immer wie eben in der Luft und schien unschuldig zurückzublicken. Genervt schnaubte ich. ,,Tu nicht so harmlos! Wegen dir hab ich mir fast meinen Rücken gebrochen.''
Umständlich zog ich mich am Badewannenrand hoch und kletterte aus der Wanne, wobei ich den Boden halb überschwemmte, da meine Kleidung vor Wasser nur so triefte. ,,Toll, und wer macht das jetzt weg, hm? Genau, ich!'' Vorwurfsvoll richtete ich einen Finger auf den Ballon und hatte kurz das Gefühl ein leises schrilles Kichern und das Klingeln vieler kleinen Glöckchen zu hören, bevor ich den Kopf schüttelte, tief seufzte und an mir runtersah. Wenn jemand mich so sehen würde, würde man bestimmt denken ich hätte den Verstand verloren.
Langsam hob ich das halb nasse Shirt von meiner Haut, was hartnäckig versuchte dort kleben zu bleiben, aber erbarmungslos von mir ausgezogen wurde. Ich warf dieses ins Waschbecken, kurz darauf gefolgt von meiner Hose und Socken, sodass ich nur noch in Unterwäsche da stand.
Ich beugte mich gerade über den Badewannenrand, um Duft- und Schaumzusätze zum Wasser hinzuzufügen, als es klopfte und Grannys Stimme ertönte. ,,Dakota, ist alles okay?''
,,Ja, klar Gran, kannst gerne reinkommen, wenn du was brauchst.'' Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, hörte ich das Klicken der Tür und sie ging auf.
Missbilligend blickte Gran auf das Waschbecken und öffnete den Schrank darüber.
,,Engel, warum packst du deine Kleidung ins Waschbecken, ich hab doch extra einen Wäschekorb hinter der Tür stehen.''
Kurz warf ich einen Blick zu ihr und sah sie naserümpfend zu mir blicken, woraufhin ich kurz lachen musste. ,,Ach das. Ich hab den Boden aus Versehen nass gemacht, deshalb-'' Stockend hielt ich inne. Gerade hatte ich auf den Boden vor der Wanne deuten wollen, um ihr zu zeigen was ich meinte, doch da war nichts mehr. Der Boden war trocken wie zuvor, kein einziger Tropfen war außerhalb der Badewanne zu finden. Und der Ballon schwebte noch immer unschuldig vor mir in der Luft.
,,Dakota? Wo hast du Wasser verschüttet? Soll ich einen Lappen holen?'', drang Grans Stimme an mein Ohr und ich dreht mich mehr zu ihr, behielt meine Augen aber auf den Ballon gerichtet. ,,Ich- nein musst du nicht...'' Verwirrt sah sie mich an und musterte mich besorgt. ,,Aber du meintest doch gerade-''
,,Ich muss mich geirrt haben. Anscheinend ist nur etwas auf meine Kleidung gekommen.'', unterbrach ich sie, während ich versuchte mir zusammen zureimen, was passiert war. Wo war das Wasser hin? Ich wusste, dass ich den Boden nass gemacht hatte, also wo...
,,Engel, deine Kleidung ist trocken. Ist sicher alles okay?''
Ihren Worten nicht glaubend riss ich meinen Blick zu der alten Frau, die nur wenige Schritte vor mir stand und ging schnell zu ihr. ,,Was??''
Und tatsächlich. Als ich meine Hose hoch hob, war diese staubtrocken, als wäre ich eben nicht rücklings in die mit Wasser befüllte Badewanne gefallen. Den Schmerz in meinem Rücken spürte ich jedoch noch klar und deutlich, deshalb wusste ich, dass es geschehen war.
Besorgt blickte meine Gran noch immer zu mir, bis sie den Ballon bemerkte. Ich spürte wie sie sich neben mir anspannte und blickte sie fragend an.
,,Woher kommt der Luftballon? Ist deiner nicht eben kaputt gegangen, Dakota?'', ihre Stimme war ernst und ich merkte, dass irgendetwas nicht stimmte.
,,Hm? Achso ja aber ich... ich hatte noch einen zweiten.'' Unsicher lachte ich, bevor ich den Luftballon nahm und ihn an mich zog, während sie mich misstrauisch beobachtete, oder vielleicht doch eher den Ballon?
Forschend betrachtete die ältere Frau mein Gesicht, schien mir nicht ganz zu glauben, weshalb ich versuchte sie anzulächeln. Warum fühlte ich mich so schuldig? Es war doch einfach nur ein Stück rotes Plastik, woher auch immer es herkam.
,,Gran, guck es ist einfach nur ein Ballon.'' Ernst blickte sie einige Momente von mir zu dem Ballon und wieder zurück bevor sie schließlich langsam nickte und ergeben seufzte.
,,Okay, Engel, hast ja Recht. Jetzt mache dich in Ruhe fertig, es war bestimmt eine lange Fahrt.'' Sanft strich sie mir eine Haarsträhne hinters Ohr und ich nickte zustimmend.
,,Mach ich, Gran.'' Wir lächelten uns an und mit einem letzten Blick ihrerseits auf den Ballon, verließ sie das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
,,Puh.'' Stirnrunzelnd sah ich nun ebenfalls auf das rote Plastik in meinen Armen und musterte es misstrauisch. ,,Das ist doch wirklich passiert oder? Oder werde ich etwa tatsächlich verrückt?''
DU LIEST GERADE
Beneath The Drain || p.w.
Fanfiction,,Willkommen in Derry <3 Süße Dakota." Dakota zieht in die Kleinstadt Derry, Maine, nachdem sie von ihrer Mutter erfährt, dass es ihrer dort lebenden Großmutter nicht gut geht. Diese hält nicht viel von der Idee, kann ihre Enkelin aber nicht überzeu...