59. Gringotts

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„Los, Harry, Ron, schnell!"
Ich ducke mich unter zwei roten Lichtblitzen hindurch und springe von dem Felsvorsprung, auf dem wir uns verstecken, hinüber auf den Wachdrachen. Harry und Ron folgen mir, und noch bevor die menschlichen Wachen begreifen können, was vor sich geht, richte ich meinen Zauberstab auf die Kette, die um den Hals des Drachen gebunden und tief im Fels verankert ist. „Relaschio!"

Die Kette reißt. Der Drache ist blind, wird von selbst also nicht so schnell merken, dass er jetzt frei ist und nicht mehr in den Diensten der Zaubererbank steht. Ich muss ihn antreiben. Mit einem sehr schlechtem Gewissen deute ich auf den Schwanz des Tiers. „Stupor!"

Der Drache bäumt sich auf und schlägt mit seinen gewaltigen Flügeln. Ein paar Wachmänner werden von ihren Füßen gerissen.

Der Drache erhebt sich, nicht gerade sanft, und die Luft. Ich rutsche beinahe von seinem Rücken, bis ich eine seiner Schuppen zu fassen kriege, an der ich mich verzweifelt festklammere.

Langsam, mit gewaltigen und ruckartigen Flügelschlägen, die die letzten noch stehenden Wachen von ihren Beinen fegen, fliegt der Drache nach oben. In Richtung Freiheit. Ich hoffe stark, dass er sich der drei blinden Passagiere auf seinem Rücken nicht bewusst ist, sonst könnte das ganze für uns sehr unangenehm werden.

Hoch über uns erkenne ich einen hellen Fleck inmitten der dunklen Felsen. Da wir uns direkt unter der Eingangshalle der Zaubererbank befinden, schätze ich, dass es sich um einen Guckloch oder etwas in dieser Art handelt.
Schwerfällig, von den Jahren des Sitzens geschwächt, erhebt sich der Drache immer weiter, in Richtung des Luftzugs, der von oben kommt.

Als wir kurz davor sind, das Glas des Gucklochs zu durchbrechen, ziehe ich meinen Kopf ein und kneife die Augen fest zusammen. Der Kopf des Drachen durchbricht das Glas. Ich ducke mich noch weiter und spüre, wie Glassplitter an mir vorbeisausen. Einer streift mein Bein und ich merke, wie mir warmes Blut in den Schuh läuft. Abgesehen von diesem Kratzer bleibe ich wunderbarerweise unversehrt. Ich kann nur hoffen, dass Ron und Harry wohlauf sind, denn ich traue mich immer noch nicht, meine Augen zu öffnen.

Ich höre Schreie. Ich blinzele leicht und erkenne, dass wir mitten in der Eingangshalle von Gringotts sind. Dann spüre ich, wie der Körper des Drachen sich erhitzt. Oh nein. Ich kann mir gut vorstellen, was jetzt kommt. Und ich behalte Recht.
Ein weiß glühender Feuerstrahl entweicht dem Maul des Drachen. Die Kobolde, die vorher schon in Aufruhr durch die Eingangshalle gerannt sin, versuchen jetzt panisch, sich vor dem Feuer zu retten, dass sich rasend schnell ausbreitet.

Wieder erhebt sich der Drache in die Luft, und ich sehe, dass er kurz davor ist, die Glaskuppel zu durchbrechen, die die Eingangshalle überspannt. Wieder ducke ich mich und schließe die Augen. Mich trifft diesmal kein Glassplitter.

Ich warte, bis ich mich in Sicherheit wäge, und öffne dann meine Augen ganz.
"Harry?" wispere ich. "Ron? Seid ihr ok?"
"Ja" flüstert Harry, der sich neben mir an den Rücken des Drachen klammert. Sein Gesicht ist von winzigen Kratzern übersät und eines der Gläser seiner Brille ist gesplittert. Ron, der neben Harry ist, nickt ebenfalls. Er hat keine sichtbare Verletzung, abgesehen davon, dass er extrem bleich im Gesicht und anscheinend sprachlos ist. Ich ziehe mich hoch und schaffe es schließlich, mich auf dem Rücken des Drachen einigermaßen aufrecht hinzusetzen.

"Das war genial, Hermine" keucht Ron, als er endlich seine Stimme wiedergefunden hat. "Du hast es schon wieder geschafft."
Harry nickt ebenfalls und grinst. "Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass wir dich anfangs nicht mal mitnehmen wollten... wie naiv von uns zu denken, dass wir dieses Ding ohne dich hätten drehen können." Sein Gesicht verdüsterte sich. "Vor allem mit diesem verräterischen Griphook an der Seite..."

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