„Komm her Dennis", sage ich lachend. Mit einem Satz springt er auf und läuft zu mir rüber. Als er meinen Tisch erreicht, kribbelt es in meinem Bauch und meine Hände fangen an zu schwitzen. Ein Beben durchfährt meinen Körper und ich spüre, wie währenddessen meine Adern anschwellen, denn urplötzlich sind sie viel stärker ausgeprägt als noch einige Sekunden zuvor.
Ich fühle mich wie ein anderer Mensch, denn etwas in mir hat sich verändert. Um mich herum ist alles still geworden, ich höre nur ein schallendes Hintergrund-Geräusch und sehe alles verschwommen. Der Stuhl kippt und ich falle zu Boden. Meine Augen sehen noch den besorgten Blick von Dennis, danach ist alles schwarz. Mein Körper liegt dort auf dem kalten Boden herum und meine Augen öffnen sich langsam wieder. Über mir hockt ein Sanitäter und dahinter der besorgte Dennis. „Ist mit ihr alles in Ordnung?", höre ich ihn den Rettungssanitäter fragen. „Sie ist nur etwas dehydriert", antwortet der Sanitäter mit ruhiger Stimme.
Ohne auch nur eine Sekunde zu warten, kramt mein Schwarm in meiner Schultasche, holt meine Flasche Kirschwasser raus und hält sie mir liebevoll entgegen. Aufrecht setze ich mich hin und nippe etwas an dieser, meine zitternden Hände aber lassen dies nicht zu. Mit einem Satz tropft das Wasser auf meine Hose, es sind zum Glück nur wenige Tropfen. Unbeholfen und mit Tränen in den Augen sehe ich ihn an und es scheint, als könnte er mir nicht widerstehen oder er empfindet Mitleid für mich, aber mit seiner linken Hand hält er meine Flasche fest und mit der anderen stützt er meinen Rücken. Diese Nähe tut mir unglaublich gut, es ist so ein schönes Gefühl zu spüren, dass ich ihm etwas bedeute, zu mindestens ein wenig.
Den Rest des Schultages weicht er mir nicht von der Seite, es sei denn, ich muss mal zur Toilette. Meine Freundinnen denken dasselbe wie ich und finden es äußerst interessant, dass er mir so nah ist. Seine Jungs rufen ihn den ganzen Tag an oder schreiben ihm viele Nachrichten, aber er reagiert darauf nicht, sondern widmet sich nur mir. Seine Hingabe für mich ist sehr außergewöhnlich und ich kann seine Gefühle spüren. Die Intensität seiner und meiner sind so stark, so als wären wir seelenverwandte. Als wir am Tisch sitzen und zu Mittagessen, blicke ich ihn an und sehe seine Augen strahlen, doch seine zärtlichen Lippen formen ein besorgtes Schmollen. Das Strahlen seiner Augen lässt auch mich erstrahlen, doch das besorgte in ihm zieht mich runter und ich werde schwach.
Mein Körper sackt in sich zusammen und ohne Vorwarnung springt Dennis auf und nimmt neben mir Platz. In seinen muskulösen Armen hält er mich fest und sein herrlicher Hugo Boss Duft steigt mir in die Nase. Wie ein kleines schwaches unbeholfenes Kind sitze ich hier in seinen armen und kann mich selber kaum füttern, weshalb er mir den Löffel in den Mund steckt. Es gibt leckere Kürbissuppe. Der Gedanke so hilflos zu sein gefällt mir nicht. Auf dem Stundenplan stehen noch zwei Stunden Englisch und zwei Deutsch, denn Donnerstags haben wir alle drei Hauptfächer auf einmal.
Mit Mühe und Not kämpfe ich mich durch die Pausen und die Englischstunden und durch den Deutschunterricht. Es fällt mir überhaupt nicht leicht und ich fühl mich so unwohl, aber weiß nicht, wieso es mir so geht. Es scheint mir, als wäre da noch ein anderer Faktor, den der Arzt nicht erkennen kann. Vielleicht ist es jetzt endlich soweit? Habe ich nun endlich meine Zauberkräfte? Mit meinem Handy schreibe ich meiner Mutter eine SMS. Ungeduldig sitze ich auf meinem Platz und starre abwechselnd auf mein Handy und durch die Klasse.
Langsam kann ich nicht mehr länger warten und zapple auf dem Stuhl hin und her, doch noch immer erscheint keine Nachricht auf meinem Display. Ich hebe meinen Finger und frage den Lehrer, ob ich zur Toilette gehen darf. Ein kurzes Nicken des Lehrers gibt mir die Erlaubnis und ich stehe von meinem Platz auf und gehe geradewegs aus der gelben Klassenzimmertür, welche ich leise hinter mir schließe. Den langen Flur schlendere ich entlang und biege dann einmal links ab, gehe dann ein kleines Stück weiter geradeaus und öffne dann die Tür der Damentoilette, die auf der linken Flurseite ist.
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Girl of the Night
Fantasy"Ein kleines Mädchen geboren in Cardonien, von einer Hexe und einem Hybrid, ist Plötzlich auf sich alleine gestellt. Ihre Eltern sind spurlos verschwunden, doch sie erhält auf Mysteriöse weise Briefe von ihren Eltern,die in Rätseln geschrieben sind...