Kapitel 9

128 11 4
                                    

Teilnahmslos saß ich im McDonalds und schob eine Pommes nach der anderen in mich rein. Irgendwer am Tisch hatte gerade etwas Witziges erzählt und ich lachte einfach mit ohne zu wissen um was es ging. Eigentlich wollte ich nur noch nach Hause, mich in mein Bett legen und Musik hören. Da ich aber mit Nialls Auto hierherkam, wusste ich nicht wie ich zurück zur Uni kommen sollte. Wenn ich in einer Stunde immer noch hier sitzen würde, würde ich den Bus zur Uni nehmen.

„Ist alles in Ordnung? Du siehst ein wenig blass aus..." Adam schaute mich von der Seite an.

„Alles okay, war nur ein wenig in Gedanken.", teilte ich ihm mit einem überzeugenden Lächeln mit.

Ich war froh, dass Adam ebenfalls da war. Dadurch war ich nicht die einzige, die nicht regelmäßig mit dieser Clique rumhing. Ich kannte Mira zwar, aber die hing den ganzen Abend schon bei Zayn. Mir tat Adam dabei leid, da sie es war die ihn eingeladen hatte. Außerdem sind mir die vielen Blicke, die Adam den Beiden zuwarf nicht entgangen. Vielleicht empfand er ja doch mehr für sie als Freundschaft. Ich schaute auf mein Handy und bemerkte, dass meine Mutter mich ein paar Mal angerufen hatte. Ich seufzte kurz, bevor ich mich vom Tisch entschuldigte und nach draußen ging.

Am Telefon erzählte sie mir Geschichten über Lucky, den Hund, den ich ihr vor meiner Abreise geschenkt hatte. Matt war oft an der Arbeit, weswegen meine Mutter trotz ihrer Arbeit öfters alleine zuhause war. Ich wusste, dass sie schon immer einen Hund haben wollte.

„Okay. Ja, ich passe auf mich auch. Ich dich auch." Mit einem Lächeln legte ich auf und packte mein Handy zurück in meine Jackentasche.

„Deine Mutter?"  Harry stand neben mir und rauchte eine Zigarette, wobei er mich musterte.

„Ja, sie ruft mich täglich an um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist..." Ich verstecke meine Hände wegen der Kälte in meinen Taschen. Mein Kopf blieb gerade aus gerichtet, da ich nicht in die Richtung des Rauches gucken wollte. Ich konnte den mir nostalgisch erschienenden Geruch nicht ab.

„Das zeigt nur wie sehr sie sich um dich sorgt." Ich guckte überrascht zu dem Jungen neben mir auf. Ich hätte nicht erwartet, dass er sowas sagen konnte.

„Vielleicht...", murmelte ich in meinen Schal, weil ich wusste, dass dies nicht der einzige Grund war. Ich sah von der Seite aus wie Harry seine Zigarette auf den Boden warf und sie mit seinen Schuhen zertrat.

„Was ist aus dem Ignorieren geworden?", fragte er mich neckisch mit einem provozierenden Lächeln. Ich wendete meinen Kopf wieder nach vorne und guckte gerade aus.

Ja Sarah, was ist aus dem Ignorieren geworden?

„Du hast mich angesprochen. Ich wollte einfach nicht unhöflich sein.", versuchte ich mich rauszureden. „Außerdem bist du im Moment in Ordnung, im Vergleich zu sonst.", murmelte ich noch leise dazu, nicht wirklich sicher, ob ich wollte, dass er das hört

„Ich war von Anfang an höflich, du warst abweisend." Er guckte mir direkt in die Augen und ich erwiderte diesen Blick.

„Du hast mich angelogen, nur damit ich dir meine Aufmerksamkeit schenke. Ich weiß nicht was daran höflich ist." Ich klang nicht wütend oder derartiges. Vielleicht übertrieb ich auch, aber ich mochte es nicht wenn man mit Gefühlen spielt. Dann sollte man es lieber gleich lassen.

„Wer hat gesagt, dass ich deine Aufmerksamkeit wollte?"

Ich sollte wahrscheinlich bei Ignorieren bleiben.

„Willst du eigentlich erreichen, dass ich dich nicht leiden kann?", fragte ich ihn monoton, ohne eine Antwort zu erwarten.

„Ich will nur gucken, wie lange es dauert bis du ausrastest."

Ich schüttelte als Antwort bloß den Kopf und machte die Tür auf, um wieder hereinzugehen. Den Gefallen würde ich ihm ganz bestimmt nicht tun.


*****

Müde lies ich mich auf meinen Platz in der ersten Reihe fallen und rieb meine Augen. Nachdem wir gestern zurückgekehrt sind, hatte ich mich direkt ins Bett gelegt. Jedoch hatte es noch lange gedauert bis ich einschlief. Mira war noch mit zu Zayn gegangen, wodurch ich genug Zeit hatte, alleine nachzudenken. Das war aber auch der Grund, weshalb ich nur drei Stunden geschlafen hatte.

Vor Unterrichts beginn stellte ich noch schnell mein Handy auf lautlos, als mir ein großer Junge vor der Tür auffiel, der sich mit einem etwas kleinerem Mädchen unterhielt. Als ich sah, dass der Junge braune Locken hatte, wusste ich direkt wer es war. Ich hatte ihn und das Mädchen schon einmal zusammen gesehen, wo wusste ich aber nicht mehr. Jedoch fiel mir direkt auf, dass sie sich stark von den anderen Mädchen unterschied, die ich bisher mit Harry gesehen hatte. Sie hatte einen sanften, jedoch schüchternen Gesichtsausdruck; insgesamt entsprich sie nicht seinem üblichem Typ.

Ich wendete meinen Blick wieder ab und guckte auf die noch saubere Tafel. Es würde nicht gut enden, wenn ich mir darüber Gedanken machen würde. Ich hatte aufgehört mich in Angelegenheiten von anderen Menschen einzumischen.

Der Unterricht ging relativ schnell vorbei und bei dem Gedanken in zwei Stunden wieder zu arbeiten rieb ich mir deprimiert die Augen.

Schlafen. Ich wollte einfach nur schlafen.

Mir war egal, dass Harry wieder irgendein Mädchen zu der Wiese bringen könnte. Ich war viel zu müde, um mir darüber Gedanken zu machen. Bei der Wiese angekommen, lies ich mich auf den Boden sinken und murmelte mich zusammen. Es war definitiv Herbst geworden. Ich schaffte es gerade noch meinen Wecker zu stellen, bevor meine Augen zufielen und ich einschlief.

 

„Sarah"

„Warum hast du das getan?"

„Wie konntest du das tun?"

„Du bist Schuld"

Du bist Schuld, Sarah."


Schweratmend wachte ich auf und hielt meinen Kopf. Ich zitterte am ganzen Körper und spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten.

Ein Albtraum. Ein mieser Albtraum. Schon wieder.

In letzter Zeit träumte ich viel. Zu viel. Ich schluckte die Tränen wieder runter.

„Denk einfach nicht mehr daran."


Ich wiederholte diesen Satz immer wieder wie eine Art Zauber in meinem Kopf. Dabei hielt ich meine Kette fest und schloss meine Augen. Dieser Satz war die einzige klare Erinnerung die ich von ihm besaß. Immer noch hörte ich die Stimme meiner ersten Liebe in meinem Kopf, wie sie versuchte mich aufzuheitern. Und wie sie es bis heute noch tat.



Memories || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt