Kapitel 1 - Der Schuss

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Das dröhnende Klingeln meines Handys riss mich aus dem Schlaf. Es war gerade mal drei Uhr, doch die Nachricht, die auf meinem Homescreen zu sehen war, schmiss mich sofort aus dem warmen Bett.
Ich musste mich beeilen, schnell etwas überziehen, erwägen, ob ich besser etwas essen oder mir die Zähne putzen sollte.
Im Auto wurde ich noch nervöser. Mit jeder Minute, die verstrich, kam ich meinem Ziel etwas näher.
Dann tauchte das große Krankenhaus endlich vor mir auf, ich parkte, rannte in die Notaufnahme, während ich mir die schulterlangen Haare zusammenband, und sah schon bald den Notfall.
"Was haben wir?", richtete ich an den Sanitäter, der den Patienten gerade in Schockraum drei rollte.
"Männlich, in den Zwanzigern. Ist seit dem Unfallort nicht ansprechbar. Bis jetzt haben wir zwei Schusswunden gefunden. Eine im Thorax, die steckt noch irgendwo drin. Die andere ist ein glatter Durchschuss durch das Abdomen.", antwortete er mit gepresstes Stimme.
Ich runzelte die Stirn. Das klang nicht nach einem Unfall. Mord? Eine Schießerei? Gab es noch andere Verletzte? Ich brauchte mehr Informationen über den Tathergang, um die Nähe der Schüsse zu ermitteln und um herauszufinden, wie lange der Patient auf die Rettungskräfte gewartet hatte. Er war nicht der erste mit Schusswunden, der vor mir auf dem Tisch landete, aber normalerweise wussten wir, was geschehen war. "Wer hat angerufen? Wie lange hat er auf Hilfe gewartet?"
"Da war ein junger Mann, der ist mitgefahren. Hat wohl direkt nach der Tat angerufen", erwiderte der Sanitäter.
Ich bedankte mich und schickte ihn weg. Wir brauchte Platz für einen Kardiologen. "Holen sie irgendwen aus der Kardio hierher", rief ich in die Menge aus Assistenzärzten und Krankenpflegern, "und zwei Beutel null negativ. Er verblutet mir gleich auf dem Tisch." Dann machte ich mich dran, diesem Mann das leben zu retten.

"Hey, Haruno, ich übernehme. Geh zu dem anderen und frag, was passiert ist. Wir müssen sowieso erst den Thorax öffnen.", rief die Chefin der Kardiologie mir aus dem Aufzug zu. Ich mochte sie. Sie war zwar ein wenig arrogant, aber nicht zu überheblich. Eine der wenigen Frauen in den hohen Positionen hier.
Ich nickte ihr zu und lief den sterilen weißen Flur zurück in die Notaufnahme. Der Angeschossene war bei weitem nicht der einzige Patient. Es regnete heute Nacht in Strömen, die meisten Verletzten waren Opfer von Unfällen geworden. Ich sah sie alle nur im vorbeigehen, ging aber schnell im Kopf durch, was ich tun würde. Pupillen checken, Bauch abtasten, Lunge anhören. Einer hatte einen Glassplitter im Kopf, da müsste die Neuro dran. Eine Frau hatte Verbrennungen zweiten... nein, dritten Grades. Da würde ich Ino rufen, oder wer in der Plastischen gerade Dienst hatte.
Ich mochte die Notaufnahme nicht besonders. Es waren zu viele Leute, zu viele Stimmen und Geräusche, die man nicht zuordnen konnte. Und ich mochte das schreckliche Matschbraun der Betten nicht. Die Anfänger kämpften geradezu darum, am nächsten an den Patienten zu sein. Ich erinnerte mich an mein erstes Jahr. Ich war nicht besser gewesen.
Nur ein paar Schritte von einem Kind mit Ausschlag in Bett zwei entfernt, ging ich durch die große hölzerne Tür ins Wartezimmer.
Ich fand mein Ziel auf der Stelle. Der Sanitäter von vorhin hatte gesagt, ich könnte ihn nicht verfehlen. Er war der reichste im ganzen Raum, vielleicht sogar im ganzen Krankenhaus, und das sah man auch.
Der Unbekannte hatte den Kopf auf den Boden gerichtet, saß ziemlich eingefallen auf der Bank und fuhr sich mit den behandschuhten Händen durch sein schwarzes Haar.
"Entschuldigung?", meldete ich mich. Er stockte kurz, sah aber nicht hoch. "Sind sie mit dem Schussopfer gekommen? Ich bin Doktor Haruno, die leitende Ärztin. Ihr Freund wird gerade in den OP gebracht. Wir bräuchten allerdings noch ein paar Auskünfte und die Polizei wird auch gleich hier-" Je länger ich den Mann vor mir hocken sah, desto Bekannter kam er mir vor. Ich traute meinen eigenen Augen kaum, konnte mich aber nicht davon abhalten, zu fragen. "Sasuke?"
Nun hob er gänzlich das Gesicht. Er sah mich missbilligend an und musterte mich kurz, bevor er scharf hervorstieß: "Wenn du die leitende Ärztin bist, warum bist du dann nicht im verdammten OP?"

Guten Abend meine Lieben,
Ihr dachtet doch nicht wirklich, dass ich euch mit so einem offenen Ende in 'Swot!' hängenlasse. Also hier, Bitteschön: Teil zwei, ein paar Jahre in der Zukunft.
Ich hoffe es wird euch genauso Spaß machen diese Geschichte zu lesen, wie die erste.
Gute Nacht und bis dann
cxrxlnxx22

Swot! II - Die Ruhe vor dem Sturm Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt