Es war Montag, als Sasuke und ich uns mal wieder in der Sporthalle trafen. Übers Wochenende hatte ich meine Eltern besucht und mehr oder weniger heimlich einige Informationen zu Sasukes mysteriöser Schiffslieferung gesammelt. Normalerweise verkniff ich es mir ja, Kommentare oder Urteile über Kunden laut auszusprechen, doch als ich Sasuke am vereinbarten Ort gegen eine Matte auf dem Boden sitzen sah, konnte ich doch den Mund nicht halten. "Wo hast du mich da reingezogen?"
"Was?", fragte er etwas perplex und sah so viel kleiner und machtloser dort unten auf dem Boden aus. Fast hätte ich mich umgedreht und wäre wieder gegangen, weil ich dieses Gespräch nicht mit ihm führen wollte. Ich wusste sofort, sobald ich den Geräteraum betreten hatte, dass dieses Treffen in einem Desaster enden würde.
"Du Idiot. Du dummer, dummer Mistkerl! Ich bin jetzt Mitwissende. Ich weiß davon! Wie kannst du nur..." Ich wedelte einen dünnen Packen Papiere vor meinem Oberkörper herum und drehte mich schließlich von ihm weg. Ich wollte ihn nicht sehen, wollte ihm nicht in die Augen sehen.
Es waren Waffen! Und soweit ich Bescheid wusste, mussten auch einige Kilos anderer illegaler Substanzen in dem verdammten Container versteckt sein. Einfach so! In meiner Firma! Es ging mir nicht mal darum, was sie da schoben oder verkauften, das war ihre Sache. Was mich so in Rage brachte, dass ich tatsächlich die Monotonie meiner Stimme verlor ,war, dass meine Familie ein Teil davon war. Beziehungsweise, ein Teil davon gemacht worden war. Ich sollte gar nicht über den Dominoeffekt nachdenken, den die ganze Aktion mit sich bringen könnte. "Wie kannst du so selbstsüchtig und rücksichtslos sein?", sagte ich. Meine Stimme war zwar leise, doch in jedem meiner Worte hörte Sasuke, wie es in meinem Inneren brodelte.
Als keine Antwort kam, drehte ich mich wieder zu Sasuke, der immer noch auf dem Boden saß, doch nun den Kopf in den Nacken gelegt hatte und mir geschlossenen Augen ruhig ein und ausatmete.
"Ging es dir darum in unserer", ich machte Anführungszeichen in der Luft,"‚Beziehung'? Wolltest du nur leichter an die Container kommen?"
"Ich wollte dich nie ausnutzen." Er öffnete die Augen immer noch nicht, doch eine Antwort war besser als das verdammte Schweigen, dass er so wunderbar beherrschte.
"Erwartest du ein Danke dafür? Dafür, dass du es nie wolltest? Zu spät, du hast es schon längst getan.", feuerte ich zurück.
In der Zwischenzeit war Sasuke aufgestanden und kam nun langsam aus seiner Ecke und auf mich zu. Ich stand nicht weit von der Tür entfernt, also würde ich schnell verschwinden können, sollte mir die Lage zu brenzlich werden. Natürlich wusste ich, dass Sasuke mir niemals wirklich weh tun oder mir ernsthaft gefährlich werden würde, doch allein das Wissen, dass ich einen Fluchtweg hatte, ließ mich unter seinem harten Blick standhaft bleiben. "Du musst verstehen-", begann er.
"Ach so, ich muss also. Sasuke, was genau erhoffst du dir jetzt gerade von mir?", unterbrach ich ihn harsch. Die Blätter waren immer noch in meiner rechten Hand, meine Arme hatte ich vor der Brust überkreuzt. Mir entging nicht, wie Sasukes Augen für einen kurzen Moment zu meiner Hand wanderten, bevor er schnell wieder einen Punkt hinter mir auf dem Boden fixierte. Er schwieg mich wieder an. Ich hasste das.
"Du willst die Informationen und dann genauso weiterleben wie bisher, richtig?"
"Wieso nicht? Ich mochte, wie es war."
"Weil es jetzt anders ist!", rief ich. Es war das erste mal, dass ich wirklich und komplett vor ihm ausgerastet war. Keiner meiner stolzesten Momente, aber ich glaube, anders hätte er den Ernst der Lage nicht verstanden. Das ganze war kein Spiel für mich, hier ging es um mein Leben und meine Zukunft, doch Sasuke schien die ganze Situation auf die leichte Schulter zu nehmen. Als wäre es nichts schlimmes, dass auf meinen Boten seine illegalen Machenschaften abgezogen wurden. "Ich weiß jetzt, was du und dein Vater und dein Bruder und... was weiß ich denn wer noch für Geschäfte machen. Und dann lasst ihr es auch noch über meinen Vater laufen! Ihr zieht erst meinen Vater mit rein und dann mich! Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie es mit mir und meiner Familie weitergeht, sollte das alles auffliegen? Haben du und dein Vater das mit einkalkuliert? Wir könnten alles verlieren. Je nachdem wie viel sie uns nachweisen können, kommen wir vielleicht alle ins Gefängnis. Und du stehst hier und willst, dass alles wieder ist wie vorher? Hörst du dir eigentlich manchmal selbst zu? Es reicht mir, Sasuke. Als ich damals sagte, ich würde mit dir fallen, hätte ich nie damit gerechnet, dass du mein ganzes Leben, meine Familie, alles was ich habe, mitziehst. Ich wollte dir helfen und für dich da sein und... was auch immer man in so einer verkorksten ‚Beziehung' sonst noch macht, aber der Preis wird mir zu hoch. Ich mach nicht mehr mit." Mir diesen Worten drehte ich mich um und griff nach der Tür. Ich hatte zwar damit gerechnet, aber als Sasukes Hand auf meinem Unterarm landete, um mich vom Gehen anzuhalten, schluckte ich doch.
"Warte-"
"Tut mir leid, hab ich ganz vergessen." Ich drehte mich wieder zu ihm und schmiss ihm den Lieferschein entgegen. Er flatterte gemächlich neben Sasuke auf den Boden, doch ich drehte mich schnell wieder zur Tür, um endlich aus diesem verdammten Raum zu kommen.
"Sakura, jetzt warte doch.", sagte Sasuke erneut und griff wieder nach meinem Arm. "Ich- Es- Verdammt! Ich hab dir doch gesagt, dass es zu dunkel für dich wird, aber du musstest ja so unglaublich stur bleiben!"
"Es ist also meine eigene Schuld? Ich glaube, ich hab genug gehört." Meine Hand griff wieder nach der Türklinke, doch Sasuke schnappte erneut nach meinem Unterarm.
Er zeigte es zwar nicht so offen wie ich gerade eben, doch in seinem wilden Blick konnte man seinen Zorn deutlich sehen. Plan gescheitert, wichtigste Informationsquelle verloren, was jetzt? Sasuke dreht mich wieder zu sich. "Hey, hey. Jetzt hör auf. Es tut mir leid, okay? Ich habe keine gute Entschuldigung und auch keine Erklärung. Es war egoistisch, aber-"
"Nein, kein aber. Ich bin raus. Komm mir nicht hinterher, belästige mich nicht noch einmal und halte dich am besten von mir fern. Ich sage keinem weiter, was ich rausgefunden habe, das ist eure Sache. Aber sag deinem Vater, dass ich nicht für euch lügen werde, verstanden?"
"Warum meinem Vater?" Nicht die Worte, die ich mir erhofft hatte, doch ich nahm, was ich kriegen konnte.
"Oh, bitte, Sasuke. Du wärst doch allein gar nicht intelligent genug für so einen Plan."
Sobald ich es ausgesprochen hatte, zog er seine Hand so schnell von mir weg, als hätte er sich an meiner Haut verbrannt. Bereute ich, was ich gesagt hatte? Gute Frage. Bereute er denn, dass er mich schamlos ausgenutzt hatte? Ich hätte es nicht sagen können.

DU LIEST GERADE
Swot! II - Die Ruhe vor dem Sturm
FanfictionDie Konoha Highschool - ein eher schwieriges Kapitel meines Lebens. In meinen Tagen dort ist einiges geschehen, doch nicht alles verlief zum Guten. Es ist nun schon über sieben Jahre her, doch manche Dämonen verfolgen mich immer noch. Teil 1: Swot...