"Na, schön. Wer stellt den Patienten vor?" Die fünf Assistenzärzte rissen alle gleichzeitig den Arm hoch, als wir uns vor dem Bett des Patienten versammelten. Sasuke stand mir gegenüber auf der anderen Seite der Krankenliege und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Gegen seinen absolut düsteren Gesichtsausdruck konnten nicht mal die Deckenleuchten etwas tun. Er war noch haargenau, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Wie schön es war zu sehen, dass sich manche Dinge nie änderten.
Er schloss die Augen und stieß genervt Luft aus. "Das ist nicht-"
"Ich entscheide, was nötig ist und was nicht, Mr Uchiha.", unterbrach ich ihn sofort. Ich kannte ihn besser als er es womöglich wollte und wusste daher genau, dass er seinen Freund zwar nicht allein lassen würde, aber trotzdem schnell wieder hier weg wollte. "Blondie, sie sind dran." Ich zeigte auf den zweiten Assistenzarzt von rechts. Natürlich kannte ich ihre Namen, aber sie sollten sich hier nicht zu sicher fühlen, also sprach ich sie nicht formell an.
Er fing sofort an zu Strahlen und trat einen Schritt aus der Menge, um seine Präsentation vorzubereiten. Wäre ich in meinem zweiten Jahr so engagiert gewesen, hätten die Oberärzte mich sicher so gehasst, wie ich ihn hasste. Wir waren hier in einem Krankenhaus, umgeben von Schmerzen, Trauer und Tod, nicht in einer Talentshow, in der man etwas vorsang. "Der Patient heißt Kabuto Yakushi, zweiunddreißig Jahre alt. Kam mit einer Schusswun-"
"Du verschwendest nur Zeit.", fiel Sasuke ihm ins Wort.
Langsam reichte mir sein respektloses Verhalten gehörig. "Muss ich sie herauswerfen, Mr Uchiha?", sagte ich nachdrücklich. Er verengte die Augen und ließ mich nicht mehr mit seinem Blick los. "Bitte, fahren sie fort.", wies ich Blondie an, bevor noch etwas geschah. Ich hatte kein Problem damit, ihn eigenhändig hier rauszugeleiten. Und die Security-Männer wären sicher netter als ich.
Der Assistenzarzt beendete also die Vorstellung von Mr Yakushi und eine andere mit roten Locken durfte den geschwächten Kabuto noch durchchecken, bevor ich meine fünf Anhängsel rausschickte, um mich mal allein mit Sasuke zu unterhalten.
"Sie wird ihm gehörig das Maul stopfen.", hörte ich einen von ihnen im Rausgehen murmeln. Wie recht er hatte.
Als die Tür hinter ihnen geschlossen war, konnte ich endlich offen mit meinem alten Bekannten sprechen. Kabuto war fürs erste ruhig gestellt und würde bis morgen nichts mehr mitbekommen.
"Was denkst du eigentlich, wer du bist, dass du dich mit gegenüber so respektlos verhalten kannst?" Die Emotionslosigkeit meiner Stimme weckten in ihm alte Erinnerungen. Ich sah es in seinen Augen. Wie er sich an unser eines gemeinsames Schuljahr vor einer halben Ewigkeit erinnerte. Es war ihm noch genau so präsent, wie mir.
Er schwieg. Auch das kam mir schmerzlich bekannt vor. Meine Güte, wie berechenbar und vorhersehbar der Mensch doch war. Das man sich über die Jahre änderte war eine Lüge. Ich glaubte nicht daran, dass Menschen sich ändern konnten. Aber genau diese Situation immer und immer wieder zu erleben, war doch beängstigend. Ich hatte das Deja-vu meines Lebens.
Irgendwann räusperte er sich dann, nachdem ich lange genug unerbittlich gestarrt hatte. Immer noch meine größte Stärke, um Leute zum Reden zu bringen. "Es ist lang her, Sakura."
"Ist mir auch aufgefallen."
"Du hast es weit gebracht. Ich hab einige deiner Arbeiten in Ärztezeitschriften gelesen.", sagte er.
"Ich habe fast alle deine Arbeiten in der Times oder im Forbes-Magazin gelesen."
Meine monotone Stimme hatte ihn schon immer aus der Fassung gebracht. Wäre ich allein, hätte ich mir vielleicht ein Schmunzeln erlaubt, als er ein gepresstes "Ja" herausbrachte.
"Du hast mir immer noch nicht gesagt, was passiert ist.", erinnerte ich ihn danach.
Sasuke drehte sich weg und ging auf den Sessel am Fenster zu. Er stützte sich an der Rückenlehne ab und sah raus. "Und das hat auch einen Grund."
"Hast du das auch der Polizei gesagt?", erwiderte ich sarkastisch. Um eine bessere Beschäftigung zu haben, blätterte ich in den Schussverletzungen der letzten paar Monate auf meinem Tablet herum. Vielleicht gab es ähnliche Vorfälle oder Sasuke war schon einmal hier gewesen und keiner hatte ihn erkannt.
"Darum kümmern sich meine Anwälte.", antwortete er. Seine Hand rutschte in die Tasche seiner schwarzen Anzughose und verharrte dort.
Das war ein weiteres Deja-vu, das mich da erfasste. Bei einer unserer letzten Begegnungen hatte er genau in dieser Pose, mit dem Rücken zu mir, gestanden. Damals war ich bei weitem nicht so gefasst gewesen wie heute.
"Deine Anwälte, natürlich."
"Wann können wir wieder gehen?" Nun drehte er sich doch wieder zu mir und sah mich aus seinen schwarzen Augen an, die mich damals so fasziniert hatten.
"Du", began ich, "kannst meines Wissens nach gehen wann du willst. Dein Freund wird wohl noch eine Weile hier bleiben. Es gab einige Komplikationen mit der Leber während der Operation. Die müssen wir im Auge behalten."
"Und wenn ich ihn zu mir nach Hause verlegen lasse?", fragte Sasuke mit ernster Stimme. Er machte mich wahnsinnig.
"Damit ich dann jeden Morgen mit meinen fünf Mitbringseln vor deiner Haustür antanzen kann?"
Wahrscheinlich dachte er eher an eigene Pflegekräfte oder Angestellte, doch wenn er sich nach sieben Jahren so verhielt hatte ich wohl das Recht auf ein wenig Zynismus.
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Swot! II - Die Ruhe vor dem Sturm
FanfictionDie Konoha Highschool - ein eher schwieriges Kapitel meines Lebens. In meinen Tagen dort ist einiges geschehen, doch nicht alles verlief zum Guten. Es ist nun schon über sieben Jahre her, doch manche Dämonen verfolgen mich immer noch. Teil 1: Swot...