Er war auf dem Gang, bevor ich noch einen Atemzug nehmen konnte.
Ein paar Anfänger sahen mich mit aufgerissenen Mündern an, wie ich völlig in Rage aus einem kleinen Raum trat, aus dem gerade Sasuke Uchiha geflüchtet war. "Guckt weg oder ich bringe euch dazu.", sagte ich monoton, als ich meine Fassung zurückerlangt hatte.
Ich bleib nicht lange genug in diesem Gang, als dass ich die drei hätte überprüfen können. Mein Weg führte mich zurück in die Notaufnahme, wo ich mich bei einem der Assistenzärzte erkundigte, wo das neue Schusswundenopfer behandelt wurde.
Eigentlich wollte ich nach unserem kleinen Zusammenstoß schnell weg aus dem Krankenhaus und Sasukes Nähe, aber ich konnte den armen Kerl nicht einfach bei irgendwem lassen. Das würde mein Gewissen nicht zulassen.
Ich lief also nochmal durch das halbe Krankenhaus, bis ich die OP Säle erreichte und machte mir ein kurzes Bild von der Lage. Von der Galerie aus hatte ich perfekte Sicht darauf, dass alles gut lief und ich mir keine Sorgen machen musste.Eine halbe Stunde später fand ich mich im Foyer des Krankenhauses wieder. Ich hatte es endlich geschafft mich umzuziehen und von einigen Patienten zu verabschieden. Das einzige, was ich jetzt wollte, war einfach nach Hause zu kommen und mich für den Rest der Woche nicht mehr zu bewegen.
Bevor ich meine Couch allerdings erreichen konnte, musste ich erstmal an den zehntausend Paparazzi vorbei, die alle mit blitzenden Kameras und Aufnahmegeräten auf jeden Arzt und Krankenpfleger stützten, der aus dem Krankenhaus trat. Ich war ihr nächstes Opfer.
"Doktor-"
"Stimmt es, dass Sasuke Uchiha hier war?"
"Gab er ein neues Schussopfer?"
"Wissen sie etwas über die Verfassung-"
"Wissen sie etwas über-"
"Wissen sie-"
"Alle still sein!" Die Stimmen verstummten auf der Stille und es klickten nur noch einzelne Kameras. Ich hatte schon so manche Pressekonferenzen und -mitteilungen gegeben, wusste also genau, was ich sagen musste, um sie loszuwerden. Konoha war leider nicht so sicher, wie es von Außen immer schien.
Ich räusperte mich und eine Reporterin mit Mikrofon drängte sich durch die Masse. Sie hatte einen Kameramann im Schlepptau und sah aus, als würde sie die Nachrichten live übertragen. Fantastisch. "Guten Abend meine Damen und Herren, mein Name ist Doktor Sakura Haruno und ich bin Allgemeinchirurgin im Krankenhaus von Konoha. Der Patient, der heute Abend mit einigen Schusswunden in unsere Notaufnahme eingeliefert wurde, stand in der Tat in Verbindung mit Sasuke Uchiha. Uns sind weder die Umstände bekannt, wie es zu diesen Verletzungen kam, noch in welcher Beziehung der Patient und Mr Uchiha steht. Ich bitte sie, die Privatsphäre des Verletzten zu wahren und ihm Zeit zu geben, um wieder gesund zu werden."
"Wird der Patient die Wunden überleben, Doktor Haruno?", fragte die Reporterin.
"Nach meinem letzen Wissensstand, ist eine vollständige Rehabilitation sehr wahrscheinlich. Die Ärzte geben in diesem Moment ihr bestes, damit das auch so bleibt."
Nun drängte sich wieder ein anderer Reporter nach vorn. "Doktor Haruno, was wissen sie über das Opfer von vor einigen Wochen?"
"Erstens würde ich den Patienten nicht als Opfer bezeichnen. Zweitens kann ich diese Fragen nicht beantworten, da persönliche Informationen der ärztlichen Schweigepflicht-"
"Ja, aber lebt er noch?"
Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu brüllen und mein ernstes Gesicht aufrecht zu halten. Sie wollten antworten und vielen mir doch ins Wort. Konnte man sich denn heutzutage nicht mehr zivilisiert verhalten? "Wie schon gesagt-"
"Doktor, haben sie heute Abend mit Mr Uchiha gesprochen?"
"Ich-"
"Wie ist ihre Beziehung zu Mr Uchiha?"
Gleich platzte mir der Kragen. "Was-"
"Doktor Haruno, stehen sie in persönlichem Kontakt mit Mr Uchiha?"
"Ja, das tut sie.", sagte Sasuke hinter mir. Wäre er nicht aufgetaucht, hätte ich wahrscheinlich etwas dummes getan.
Die Presseleute waren so aus dem Häuschen durch sein plötzliches Auftauchen, dass sich fast keiner mehr für mich zu interessieren schien. "Entweder du steigst sofort in mein Auto oder ich lasse dich hier mit denen stehen.", raunte er mir unbemerkt zu.
Fast hätte ich empört aufgelacht. "Ich würde lieber kriechen, als in dein Auto-"
"Sakura, steig verdammt nochmal ein!" Seine kleine schwarze Limousine war nur wenige Meter rechts von uns geparkt.
Sasuke führte uns in seiner charmanten Art unauffällig immer näher an das Auto heran, bis er mir die Hintertür öffnete, mich fast hinein schubste und dann vorne auf den Fahrersitz glitt. Mit quietschenden Reifen heizte er vom Krankenhaus weg.
Ich atmete erleichtert durch, als ich nichts mehr, als Dunkelheit und vorbeiziehende Lichter aus dem Fenster sehen konnte.
Es war vollkommen still im Auto und ich hatte eigentlich nicht die Intention dies zu ändern, doch nach zwanzig Minuten Fahrt kam mir eine ziemlich wichtige Frage in den Sinn. "Wo fahren wir hin?"
Ich bemerkte, wie Sasuke für eine Sekunde die Hände am Lenkrad verkrampfte.
"Sag mir deine Adresse und ich bring dich nach Hause.", antwortete er. Wahrscheinlich hatte er kein bestimmtes Ziel gehabt.
"Was ist mit meinem Auto?"
"Gib mir die Schlüssel und ich schicke jemanden, der es dir nach Hause fährt."
Mein Blick wanderte wieder nach draußen zu den vorbeiziehenden Lichtern, Autos, Menschen und Sternen. "Und wie kommt derjenige nach Hause?"
"Dann schicke ich halt zwei Leute.", sagte Sasuke etwas lauter. Ich konnte ihn noch genauso schnell um seine Geduld bringen, wie damals.
Es legte sich wieder eine schwere Stille auf uns, die ich bis in die Knochen spürte. Unausgesprochenes hing zwischen uns. "Was haben sie dir für Fragen gestellt?"
"Über den Patienten. Und über den davor. Ob sie leben und durchkommen. Sie denken, du hättest damit etwas zu tun.", sagte ich ans Fenster gerichtet. Ich wollte ihn nicht ansehen.
"Mhm.", gab er nur von sich.
Ich drehte mich wieder nach vorne und lehnte mich nach rechts, um ihn zwischen den Sitzen zu beobachten. "Hast du was damit zu tun?" Ich wollte ihm nicht unterstellen, doch sein 'Mhm' hatte mein Herz höher schlagen lassen. Ein schlechtes höher Schlagen. Wie bei Angst und Unwohlsein und Skepsis.
Erst sagte er nichts, dann verstärkte er wieder den Griff um das Lenkrad. "Wo muss ich lang?"
Ich gab ihm die Beschreibung, doch statt wieder aus dem Fenster zu gucken und so das Schweigen zu verbringen, sah ich weiter zwischen die Sitze.
Seine langen schwarzen Wimpern zeichneten sich bei jedem Blinzeln auf seiner blassen Haut ab. Eine plötzliche Erinnerung, wie diese Wimpern manchmal beim Küssen über meine Haut gestreift waren, schoss mir auf einmal durchs Gehirn. Ich hätte mir ins Gesicht schlagen können.
Ich wartete noch ein paar Minuten in der Stille, dann sprach ich wieder. "Sasuke, ich schwöre dir, wenn jemand stirbt-"
"Es wird niemand sterben!", fuhr er mich an.
Ich glaubte ihm kein Wort. Er hatte mich schon damals nicht anlügen können. "Tut mir leid, dass ich ihnen Gemeingefährdung unterstelle, Doktor Uchiha.", murmelte ich zu mir selbst. Ich wusste, dass er mich gehört hatte, doch er reagierte nicht. Sehr schön, dass er genau wusste, wann eine Schusswunde jemanden tötete und wann nicht. Kein Wunder, dass er sie immer aus dem Krankenhaus holte, wenn er es doch besser wusste.
Sasukes Blick war starr auf die Straße gerichtet. An seinen Händen sah ich allerdings, dass er dabei war, seine Wut in sich zu behalten. Die Muskeln an seinem Kiefer arbeiteten schwer.
Die wenigen Minuten bis zu meiner Wohnung verbrachten wir noch in Schweigen. Ich dachte mir meinen Teil, er sich seinen. Dann hielt Sasuke vor meinem Mehrfamilienhaus und ich stieg aus.
"Danke. Auf Wiedersehen.", sagte ich mit der Autotür in der Hand.
Er drehte seinen Kopf nicht zu mir. "Gute Nacht, Sakura."
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Hey hey meine Lieben,
Ich hoffe, ihr hattet alle schöne Weihnachten, wenn ihr Weihnachten feiert - und wenn nicht hoffe ich, ihr hattet ein paar erholsame Tage.
Falls das das letzte Kapitel für dieses Jahr wird, wünsche ich euch jetzt schon ein frohes neues Jahr und einen guten Rutsch. Auf das 2021 besser wird (schlimmer kann es ja wohl kaum werden).
Bliebt gesund und schöne Ferien noch
cxrxlnxx22
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Swot! II - Die Ruhe vor dem Sturm
FanfictionDie Konoha Highschool - ein eher schwieriges Kapitel meines Lebens. In meinen Tagen dort ist einiges geschehen, doch nicht alles verlief zum Guten. Es ist nun schon über sieben Jahre her, doch manche Dämonen verfolgen mich immer noch. Teil 1: Swot...