Kapitel 12 - Morgens um halb drei

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Einen Monat nach dem Abendessen mit Ino und Sai schreckte ich nachts um halb drei hoch und sah völlig verschlafen und noch halb träumend auf mein Handy. Ich hatte keine Bereitschaft, aber die Menschen mit Notfällen interessierte das oftmals ziemlich wenig.
Ich brauchte einen Moment bis ich schließlich begriff, dass nicht mein Handy dieses Spektakel mitten in der Nacht veranstalte, sondern die Klingel. Na, wenn ich für dieses Theater nicht mal eine fette Abmahnung vom Vermieter bekomme.
Vor mich hin murmelnd zog ich meinen Bademantel über den Pyjama und rannte quasi zur Wohnungstür. Je länger das Sturmklingeln anhielt, desto ängstlicher wurde ich. Vielleicht hätte ich lieber die Polizei rufen sollen, doch ich öffnete und sah mir die Szene im Flur mit aufgerissenen Augen an.
Da war einmal ein Mann, den ich nicht kannte, der mir aber trotzdem irgendwie bekannt vorkam. Er trug einen sehr schicken Anzug, der leider völlig in Blut getränkt war. Und dann war da noch Sasuke, ebenfalls in einem blutigen Anzug, doch er hing mehr oder weniger an der Schulter des ersten Mannes und lag andererseits mehr oder weniger auf meiner Fußmatte.
"Um Himmels Willen.", entfuhr es mir vor Schreck. Fast ein Jahrzehnt lang hatte ich ein relativ ruhiges und schönes Leben, dann kam Sasuke wieder. Ein Desaster. Eine absolute Katastrophe. Ich wollte ihm die Tür vor der Nase zuknallen.
"Können sie ihm helfen, Miss?", sagte der Unbekannte und hielt Sasuke immer weniger, da ihm wohl bald die Puste ausgehen würde.
Sasuke selbst fing sich wieder einigermaßen und versuchte sich aufzustellen. Er hatte wohl mitbekommen, dass meine vorher hellgrüne Fußmatte nun dunkelrot gefärbt war. Er zischte und stöhnte vor Schmerzen, doch ich verzog keine Miene. "Natürlich kann sie mir helfen, sonst hätte ich dir nicht diese Adresse gesagt. Ich muss leider dein Bad unter Beschlag nehmen, Sakura."
"Erstens heißt es Doktor.", richtet ich nach einer kleinen Pause an den anderen Mann. Es war halb drei und ich hatte keine Ahnung, was ich von diesem Schauspiel auf meiner Türschwelle halten sollte. Warum musste auch ausgerechnet mir so ein Scheiß passieren? "Und zweitens solltest du mir auf der Stelle einen guten Grund nennen, warum ich dir nicht die Tür vor der Nase zuschlagen sollte."
"Du bist Ärztin. Habt ihr nicht einen Schwur oder Kodex oder so?", antwortete Sasuke genervt. Er hatte Schmerzen und ich wusste auch genau warum. In Gedanken war ich schon am operieren, doch das würde ich wohl kaum in meinem Badezimmer bewerkstelligen können. Außerdem war er mir zehn Spuren zu frech. Was glaubt er eigentlich, wen er hier vor sich hat?
"Falsche Antwort."
Ich schlug tatsächlich die Tür zu, doch blieb wie angewurzelt stehen. Es fühlte sich berauschend an, so viel Macht über ihn zu haben. Stelle sich einer vor, Sasuke Uchiha die Tür vor dem Gesicht zuzuknallen. Meine Hände und Füße kribbelten, wie sie es nur früher getan hatten, wenn ich mit ihm gestritten hatte.
Von draußen erklang ein energisches Gemurmel. Langsam fiel mir auch wieder ein, woher ich den doch nicht so unbekannten Mann kannte. Er war Sasukes Anwalt, den ich damals im Krankenhaus ziemlich zusammengestaucht hatte. "Okay, okay. Ich sag dir was passiert ist, wenn du mir hilfst, Deal?"
Es war kein schlechtes Angebot. Ich hasste mich selbst dafür, doch ich war neugieriger darüber, was passiert war, als ich zugeben wollte. Eine meiner größten Schwächen war immer noch meine Neugierde und er machte sich dieses Wissen doch tatsächlich zu nutze.
Die Tür ging zögerlich wieder auf und ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Wehe die Geschichte lohnt sich nicht."

Mr Anwalt hatte ich auf meine Couch verfrachtet, während Sasuke immer noch in Blut getränkt in meiner Dusche lag. Ich wollte nicht mehr dreckig machen, als unbedingt nötig.
"Ich fange erst an auch nur den kleinsten Handgriff zu machen, wenn du anfängst zu reden.", sagte ich drohend.
Er murmelte etwas von "Miststück" und "Hexe", doch ich machte die Drohung war und bewegte keinen Muskel. Sasuke mochte eine Menge Geld und Macht haben, doch er lag um drei Uhr morgens in einer Blutlache  in meiner Dusche in meiner Wohnung. Er konnte immer noch froh sein, dass ich nach seinem Auftreten vorhin die Tür wieder geöffnet hatte. Viel lieber hätte ich ihn einfach verbluten lassen.
"Weißt du, Sakura, manchmal gehen Geschäfte schief und dann passiert sow-"
"Sowas? Wolltest du gerade 'sowas' sagen?", unterbrach ich ihn harsch. Dieser verdammte Heuchler.  "Ich hab auch schon einige Geschäfte gemacht, aber 'sowas' ist dabei noch nie passiert, das kannst du mir glauben."
Er rutschte etwas weiter an der verkleideten Wand meiner Dusche hoch, bis er ungefähr aufrecht saß. Die Schusswunde war eine wirklich furchtbar nervige Angelegenheit und sie tat auch hoffentlich schrecklich weh, doch die Behandlung konnte auch noch zwei Minuten warten, bis ich eine bessere Antwort hatte. Ich wusste schon, was ich da tat. Immerhin war es nicht die erste Schussverletzung, die ich in letzter Zeit behandelt hatte. Sasuke hustete und zischte erneut vor Schmerzen.  "Tja, dann machen wir wohl verschiedene Geschäfte."
"Dafür helfe ich dir nicht.", sagte ich monoton und verschränkte die Arme wieder vor der Brust. Er sah hoch zu mir und verfluchte mich mit seinem Blick allein. Mich kümmerte das nur wenig.
"Vielleicht sollte ich aus Rache einfach hier verbluten, dann musst du die Leiche deines Ex-Freundes in der Dusche verantworten."
"Ich bin Ärztin und nicht blöd. Sie werden nicht mal wissen, dass du die Leiche bist, falls sie dich finden."
"Mein Anwalt steht vor der Tür."
"Der kommt mir zwielichtig genug vor, als dass er auch nichts mit deinem toten Körper zu tun haben will.", konterte ich. Er saß in der Ecke und kam da nicht mehr raus. Das schien Sasuke dann auch endlich zu begreifen. Er zog sein Hemd aus der Anzughose und setzte sich etwas vorteilhafter hin. Anscheinend hatte er sich dazu entschieden, endlich zu reden.
"Der erste Angeschossene war ein Laufbursche. Er sollte eine gewisse Lieferung deponieren und dafür das Geld mitbringen. Der zweite war ein Informant, aber seine Tarnung ist aufgeflogen."
Das gefiel mir schon besser, doch es erklärte noch nicht mal ansatzweise genug. "Aha. Und was ist dir passiert?"
"Ein Hinterhalt."
Es entstand eine kleine Pause bevor ich weiterredete. "Wie kann man so dumm sein, Sasuke?" Ich konnte es nicht mehr an mich halten.
Wenn er mich nicht sofort unterbrochen hätte, wäre das nicht mein einziger Kommentar zu seinem Verhalten geblieben. Er wusste, dass ich sehr lange und sehr ausgiebig wüten konnte und dass er sich einiges anzuhören hätte, wenn ich weitermachen würde. Und natürlich wusste er auch, und das war hier wohl das wichtigste, dass ich vollkommen recht hatte. "Hör auf mich zu bemuttern und fang an zu arbeiten.", beschwerte er sich.
"Für den Kommentar allein würde ich dich am liebsten hier liegen lassen und zurück in mein Bett klettern, als hättest du nie geklingelt."
Doch ich griff nach dem Desinfektionsmittel und beugte mich über seinen Oberkörper, um die Kugel ausfindig zu machen und die Wunden zu versorgen.
Viel mehr musste er mir in dieser Nacht nicht mehr erklären. Ich war schon immer gut darin gewesen, mir meinen eigenen Teil zu denken und Puzzleteile zusammenzusetzen. Bei seiner kleinen Casanova Nummer war es nicht schwer sich den restlichen Teil über die 'Lieferung' und 'verschiedene Geschäfte' zu machen. Er hatte seinen Teil der Abmachung eingehalten und nun tat ich das Gleiche.
Sobald er wieder einigermaßen außer Gefahr war, würde ich ihn trotzdem rausschmeißen.

Hey hey ihr Lieben,
oh man, es ist echt schon März! Ich kann fast nicht glaube, dass schon zwei ganze Monate dieses Jahres vorbeigezogen sind.
Nächste Woche geht's für mich in die Vorabiklausuren, wünscht mir also Glück... ich kann es gut gebrauchen. Ich werde versuchen aktiv zu bleiben und euch die nächsten Kapitel nicht zu lange vorzuenthalten, aber bitte vergebt mir falls ich mal nicht sehr aktiv bin, gerade die nächsten zwei Monate werden seeehr stressig.
Wenn ihr selbst bald in den Prüfungen seid, dann spreche ich euch mein Beileid aus und wünsche euch von ganzem Herzen viel Glück. Vielleicht findet ihr ja etwas Ruhe in meiner kleinen Story :)
Schönen Abend noch euch allen
cxrxlnxx22

Swot! II - Die Ruhe vor dem Sturm Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt