Dieser Freitag war sehr mühsam, ich hatte die meisten Kurse und Yuri kam erst viel später hinzu. Ich fühlte mich wie eine alte Videokassette, die sich immer und immer wieder abspielte. Im Hörsaal seufzte ich lange, dass sogar ein fremder Kommilitone, der auf der Bank unter mir saß, zu mir hochschaute und fragte, ob alles in Ordnung sei. Als Antwort hob ich mein Daumen und schmunzelte nur müde.
„Sieht wohl nicht danach aus.", säuselte der Fremde und drehte sich wieder seinem Laptop zu. Anstatt die Professorin, die gerade eintrat, zu beachten, war er gerade dabei, konzentriert nach einer Armbanduhr zu suchen.
Eine Stille herrschte plötzlich über den Hörsaal, bevor die einprägsame Stimme der Professorin erklang: „Androgyne Mode.", führte sie das heutige Thema ein. „Das Verschmelzen von Weiblichkeit und Männlichkeit in der Modeindustrie." Es war einer dieser seltenen Moment, in dem ich die intensive Aktivierung meiner Gehirnzellen spürte. Ein Gedankenblitz, eine Idee nach der anderen führten mich zu Entwürfen, an die ich bisher gar nicht gedacht habe. Ich konnte nicht anders, als diese im ProCreate festzuhalten. Gedanklich blieb ich bei Aeri. Das Kräuseln ihrer Stupsnase, die gerundeten Backen, wenn sie lachte. Ihre weibliche Gesichtszüge hatte niedliche Besonderheiten, die man auf keinen Fall unterschätzen sollte. Ich dachte an diesen einen Satz und wie ernst sie es meinte, wie erschöpft sie ihre Stirn auf die Handfläche stützte und mich dennoch anlächelte, als wäre nichts. Hana, bitte verlassen Sie den Raum. Ihre Direktheit, ihre Professionalität, wenn sie sprach, drangen in mich hinein wie neues Futter, als hätte ich mehrere Tage nicht mehr gegessen.
Selbst am Wochenende konnte ich an nichts weiteres denken, als am zerstörerischen vernichtenden Klang im Bass ihres Liedes sowie die unnachgiebige und mächtige Atmosphäre ihrer tiefen expressiven Stimme.
Im nächsten Meeting übergab ich dem Kreativdirektor mein Portfolio, die mehrere Designs beinhaltete. Er schaute sich alle Seiten an. Währenddessen wurde es still, jeder schwieg. Dieses Mal saßen wir im Jae-Shins Büro, wo der Platz auf sechs Personen limitiert war. Die Fenstern nahmen fast eine ganze Wand ein, man konnte von meinem Platz aus einen direkten Blick auf das Nachbargebäude richten. Eine einzige Zimmerpflanze stellte man neben die Tür, die etwas Grün in diesem eintönigen Raum brachte. Es war eine etwas peinliche Stille, noch peinlicher wurde es, als Aeri begann, mich zu betrachten. Sie schmunzelte mit nur einem Mundwinkel und spielte verträumt an ihren Ringen. Ihrem Gesichtsausdruck nach wirkte sie beherrscht und ausgeglichen, doch ihre tanzenden Fingern verrieten mir das Gegenteil.
Der Manager blätterte am Terminkalender herum. „Wenn wir schon mal hier sind, würde ich gerne mitteilen, dass ich für Aeri einen Platz in Falcons Talkshow arrangieren konnte und das nächsten Monat schon. Dies wird ihre Chance sein, ihr Comeback bekannt zu geben. Ist das nicht toll?"
Alle klatschten beeindruckt in die Händen. Die Sängerin jedoch zeigte keine Äußerungen, ihre starren Hände hatte sie zusammengefaltet. In diesem Moment wirkte sie wie eine blasse Statue. Ich wünschte, ich könnte ihre Hände halten und sie somit aufmuntern, doch ich wagte nicht. Eigentlich waren wir nur Fremde.
„Wird das denn reichen?", fragte Hana, die ungewöhnlich wortkarg neben mir saß. „Ich meine, wird eine einzige Bekanntgabe reichen?"
Jae-Shin überlegte kurz. „Vielleicht nicht, aber ich bin mir sicher, dass sie späterhin viele weitere Chancen erhalten wird. Der Anfang ist immer schwer, aber wir müssen dranbleiben und jede Gelegenheit nutzen."
„Wir sollten mehrere Interviews veranstalten und dabei so viele Paparazzi einladen wie möglich.", schlug Henry vor, nachdem dieser eine kleine Diskussion mit seinem Assistenten führte.
„Darf ich bitte was dazu sagen?", mischte ich mich ein, obwohl ich genau wusste, dass dies mich nichts anging. Anfangs wagte ich nicht, aber mein Mund war wieder mal schneller als meine Gedanken.
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Destiny - Ich bin mir treu
Любовные романыZwei unterschiedliche Menschen treffen in der Musikindustrie zusammen. Das einzige, was sie miteinander verbindet, ist ihre Zielstrebigkeit und auch bald ihre Liebe zueinander. Die seit sechs Jahren verschollen geglaubte Sängerin tritt wieder in die...