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Die Crew konnten ihre Münder nicht mehr schließen, nachdem Milky Ways Video auf YouTube veröffentlicht wurde.

„Mach sie zu, bevor sich Fliegen darin verfangen.", rief Aeri und wedelte mit der Kamera herum.

„Das also kommt dabei heraus, wenn ich nicht dabei bin?", fragte Jae-Shin weinerlich und schloss sich für den restlichen Tag in sein Büro ein.

Ich saß im Studio auf dem Boden, während ich die letzten Einzelteile an ihrem Anzug drannähte. Als Aeri mit der Kamera vor meine Nase schwang, schüttelte ich nur beschwerlich den Kopf. Zum ersten Mal war sie live und genoss die Aufmerksamkeit ihrer Fans, die Falcon und Milky Way ihr mit über den Weg brachten.

„Ihr kennt sicher noch Mi-Sun, nicht wahr? Sie ist meine absolute Favoritin, seht doch wie geschickt ihre Fingern sind." Sie zoomte nah an meine Finger ran.

Bei diesen Worten tastete ich nach einer Stoffrolle, die ich in ihre Richtung warf, doch sie fing sie gekonnt auf, als hätte sie es vorhergesehen. „Aus deinem Mund kommt nur Unsinn! Unsinn, sag ich dir!", rief ich.

Aeri legte ihre Hand auf die Brust und sprach in die Kamera: „Wie ich sie liebe.", bevor sie freudig um mich tanzte wie Rumpelstilzchen um sein Feuer. „Liebe. Liebe. Liebe.", sang sie, bevor sie abrupt stoppte und wie angewurzelt stehen blieb. Irritiert las sie die Kommentare, dann schaute sie mich an. „Alle hier sagen, dass du so hübsch wärst." Sie hob ihre Augenbrauen und richtete die Kamera wieder an ihr Gesicht. „Und was ist mit mir?" Ich konnte nicht anders als schadenfreudig zu lachen, woraufhin sie mich filmte. „Sag doch was dazu."

„Du bist vielleicht nicht hübsch, aber dafür sehr gut aussehend."

Aeris Augen weiteten sich vor Freude und hielt eine Hand vors Gesicht. „Habt ihr das gerade gehört? Sie hat endlich gestanden." Ich warf ihr eine weitere Rolle zu, diesmal aber traf ich ihren Hinterkopf. „Mi-Sun." Sie tastete die Stelle, wo ich sie traf.

„Hm?", machte ich konzentriert.

Sie wurde wieder ernst und hielt die Kamera viel zu nahe an mein Gesicht. „Heute ist der letzte Drehtag, was ist deine Meinung dazu?"

„Meine Meinung?", ich schaute auf die Decke und dachte nach. „Mein Praktikum ist dann endlich zu Ende und ich kann mich wieder auf die Uni konzentrieren. Das ist nämlich mein letztes Jahr, ich brauche so viele Punkte wie ich bekommen kann."

„Ich kann nicht glauben, dass du in einem Monat schon deinen Abschluss machst. Wie kommst du mit all dem Stress überhaupt mit deiner Masterarbeit voran?"

Diesmal schaute ich direkt in die Kamera und sprach motiviert: „Mit guter Planung und Organisation. Außerdem war ich fleißig und hatte die Arbeit schon vor dem Praktikum fertig."

Die Sängerin machte ein erstauntes Gesicht. „Kommst du dann bei uns arbeiten? Weiterhin als meine Stylistin?"

„Ihr werdet die ersten sein, die meine Bewerbung zugesendet bekommt.", bestätigte ich entschlossen.

Sie beendete den Livestream. „Mi-Sun?"

„Hm?"

„Kommst du heute Abend noch bei mir nach Hause und wir drehen zusammen ein Video? Wir müssen was lustiges machen, sonst habe ich keine Erinnerungen an dich."

„Du klingst ja so, als würde ich gleich sterben." Ich stand auf, nachdem ich die letzte Naht vollendet habe, und warf ihr den schwarzen Anzug über den Kopf. „Komm dich anziehen." Ich ging voraus und wie ein Kind schlang sie ihre Arme freudig um meine Taillen, drückte mich eilig in Richtung Ankleideraum. Ich musste ihren Anzug richten und schminkte sie ganz dunkel, passend zum Konzept. Dabei fiel mir zum ersten Mal ihr Augenbrauenpiercing auf. „Seit wann hast du den?"

Destiny - Ich bin mir treuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt