„Hogwarts? Ich dachte dieser Ort wäre schrecklich. Warum willst du mich jetzt doch dort hinschicken?" Dad fuhr sich gestresst durch die Haare. „Weil es der richtige Ort für dich ist." Ich verdrehte die Augen. War das sein verdammter Ernst? Ich durfte, wenn ich Glück hatte, am Wochenende das Haus verlassen, um in die Winkelgasse zu gehen. Ansonsten sperrte er mich hier ein. Und jetzt sollte ich plötzlich auf eine Schule gehen, was bedeutete, dass ich monatelang nicht zuhause wäre. Und dann auch noch auf die Schule, von der er immer nur das Schlechteste erzählt hatte. Was hatte seine Meinung geändert? Als ich gestern aus der Winkelgasse nach Hause kam, war er mehr als aufgeregt. Er hatte die komplette Küche verwüstet. „Warum hast du mich dann nicht sofort auf diese Schule geschickt, wenn es doch der richtige Ort für mich ist? Wie soll ich denn jetzt noch Anschluss finden im Unterricht? Ich meine, die anderen Schüler wissen garantiert viel mehr als ich und-."
„Du schaffst das, mein Liebling."
„Warum?"
„Warum was?"
„Warum hast du mich nicht sofort auf diese Schule geschickt? Was hat plötzlich deine Meinung geändert?"
„Es sind viele Dinge für die du... Es sind Dinge aus meiner Vergangenheit... Albus und ich... Wir hatten nie ein gutes Verhältnis... Damals... Wenn du älter bist-."
„Ich möchte es hören, Dad. Sag es mir."
„Nein, Lydia. Du bist dafür zu-."
„Nein, Dad. Ich habe es satt. Ich bin immer zu jung oder zu unreif für irgendetwas. Für was bin ich denn alt genug? Um nach Hogwarts zu gehen? Toll. Ich hätte schon vor 5 Jahren dort hin gehen können, aber du hast es verhindert. Bin ich alt genug, um auch unter der Woche mal alleine in die Winkelgasse zu gehen? Bin ich endlich alt genug für Freunde oder ein eigenes Leben, denn das ist es, was du mir nimmst. Ich finde, dass ich wenigstens eine Erklärung für dieses Verhalten erhalten müsste. Ich möchte wissen, was damals passiert ist."
Dad schluckte und schaute mich mit einem gequälten Blick an.
„Bitte sag es mir. Was ist damals passiert? Ich möchte es verstehen. Ich möchte verstehen, wieso ich nicht früher nach Hogwarts durfte oder warum du kein gutes Verhältnis zu Onkel Albus hast. Oder warum-."
„ES REICHT!", schrie Dad plötzlich und erziehlte dabei einen Herzinfarkt meinerseits.
„Es gibt jetzt keine Widerworte mehr oder Fragen zu dem, was ich tue und warum. Ich bin dein Vater. Jetzt geh bitte in dein Zimmer und packe deine Sachen. Morgen gehst du nach Hogwarts. Dort wirst du neue Freunde finden und eine gute Ausbildung machen."
Ich wollte noch etwas erwidern, doch sein finsterer Blick brachte mich zum Schweigen.
„Jetzt geh schon. Ich bereite das Abendessen zu."
Enttäuscht und wütend zugleich stampfte ich in mein Zimmer. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Er konnte doch nicht mein komplettes Leben auf den Kopf stellen, ohne eine Erklärung dafür zu haben. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und starrte auf meine Decke. Morgen würde ich also nach Hogwarts gehen. Hogwarts. Ich konnte gar nicht beschreiben, wie viele Frage gerade durch meinen Kopf schwirrten. Doch vor allem beschäftigte mich die Frage, ob ich dort Freunde finden würde. Denn das war wohl eines der Dinge, die mir in meinem Leben immer gefehlt hatten.Ich startete den Motor und schaute noch einmal aus dem Fenster. Mein Vater war den Tränen nahe, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Ich hatte die ganze Nacht kaum geschlafen, so aufgeregt war ich. Doch wirklich traurig war ich nicht. Natürlich würde ich Dad vermissen, doch es war eine unglaubliche Chance für mich. Ich wollte damals schon nach Hogwarts gehen und jetzt durfte ich es endlich.
„Pass auf dich auf, Lydia. Lerne fleißig und rede mit keinen unfreundlichen Leuten. Pass auch wegen den Jungs dort auf. Einige sollen echte Rüpel sein und ich möchte dich nicht an einen absolut widerlichen-."
„Ich werde dich auch vermissen, Dad. Ich pass auf mich auf. Mach du bitte dasselbe."
Er nickte und ging ohne ein weiteres Wort zurück ins Haus. Ich atmete tief durch und betätigte die Kupplung. Jetzt würde es losgehen. Mein neues Leben in Hogwarts würde hiermit starten. Ich fuhr aus unserer Gasse heraus über eine große Wiese. Natürlich hatte ich meinen Führerschein, doch ich durfte das Auto gerade mal ansehen.
„Wieso fliege ich eigentlich nicht, wenn ich mit einem Auto fahre, welches fliegen kann?"
Ich hatte den Flugmodus noch nie ausgetestet und sah dies als eine wirklich gute Chance dazu. Vorsichtig betätigte ich den Knopf, welcher mein Auto zum fliegen brachte.
„AHHHHHHHHHH!"
Ich hatte das Auto kaum noch unter Kontrolle und erreichte in diesem Zustand Hogwarts.
„AHHHHHHHHH!"
Einige Schüler, welche auf dem Schulhof mit ihren Koffern warteten, starrten mich an, während ich durch die Luft kreiste.
„HILFEEEEEE!"
Bei diesen Worten tauchte plötzlich ein anderes Auto neben mir auf und raste auf mich zu. In weniger als 5 Sekunden waren wir gegeneinander geknallt und ich betätigte ausversehen den Flugmodusknopf erneut, was diesen also stoppte. Das Auto krachte nur ein paar Meter zu Boden, doch ich konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Erschrocken sah ich mich um, als mein Auto endlich am Boden stand. Wer zur Hölle war gerade in mich herein gefahren? Wütend stieg ich aus und stellte den Mistkerl zur Rede, der mich angefahren hatte.
„Was ist falsch mit dir? Du hast doch genau gesehen, dass ich das Auto nicht unter Kontrolle hatte, du Idiot!"
Der schwarzhaarige Junge hob neugierig eine Augenbraue.
„Was glaubst du wer... Ich habe nicht wirklich auf dich geachtet, weißt du. Ich wollte einfach nur hier parken und da bist du in mich hineingekracht!"
„Ich? Du kamst aus dem Nichts und bist auf mich zu gerast!"
„Ich bin einfach nur gefahren. Wenn du ohne einen Hauch Erfahrung mit einem Flugauto fährst, ist es ja wohl dein Problem und jetzt hau ab gefälligst!"
„Ich kann Auto fahren! Das ist noch nicht vorbei! Du hast das mit Absicht gemacht! Sowas lasse ich nicht auf mir sitzen!"
Er stieß ein lautes, bitteres Lachen aus.
„Ich habe keine Ahnung ,wer du bist, aber du solltest wissen, dass man sich mit mir nicht anlegt. Wenn du es trotzdem tust, wirst du es bereuen!"
Ich lachte über diese Drohung. Er war wohl einer von diesen Jungs, die sich nur cooler fühlten, wenn sie andere einschüchterten. Das würde aber bei mir nicht funktionieren.
„Ich sag dir mal was. Mit mir willst du dich auch nicht anlegen. Es ist mir völlig egal, wer du bist und ob du gerne andere Leute einschüchterst, um machen zu können, was du willst. Das kannst du bei mir vergessen, also halt gefälligst deine arrogante-."
Ich stoppte bei diesen Worten, denn erst jetzt bemerkte ich, dass uns beinahe alle Schüler auf diesem Schulhof anstarrten. Beschämt biss ich mir auf die Unterlippe. Na toll. Das war ja ein super Start. Wieso konnte ich nicht ein einziges Mal meine Klappe halten? Aber dieser Typ hatte es verdient, dass ich ihm mal die Meinung gesagt hatte. Eine aufreißende Tür riss mich aus meinen Gedanken.
„Lydia Bri Dumbledore, wie schön, dass du angekommen bist."
Onkel Albus begrüßte mich mit einer Umarmung, welche ich nur halbherzig erwiderte. Der schwarzhaarige Junge starrte uns entsetzt an. Albus schenkte ihm ein gequältes Lächeln und zog mich an der Hand.
„Moment, meine Koffer!"
„Die wird jemand hereinbringen, vertraue mir. Du hast jetzt genug zu tun."
Ich seufzte und folgte ihm aufgeregt. Hogwarts war wirklich riesig. Die Wände, die Bilder, die Uniformen, wirklich alles schien perfekt. Es war das Schönste, was ich in meinem Leben je gesehen hatte.
„Ich sehe du hast Bekanntschaft mit Mr. Riddle gemacht?"
Mir stockte der Atem. Er redete wohl von dem Jungen, den ich eben angeschrien hatte. Leider ja.
„Ja, wir haben kurz geredet."
„Tom ist... speziell. Ich würde dir nicht raten viel Zeit mit ihm zu verbringen."
Speziell? Was sollte das heißen? Doch eigentlich wollte ich das überhaupt nicht wissen. Dieser Typ interessierte mich nicht die Bohne.
„Habe ich nicht vor."
Albus nickte fröhlich und öffnete die Tür zu einem großen Raum. Ich sah mich um und entdeckte hunderte Schüler, die bereits an ihren Tischen saßen. Ich schaute zur Decke und entdeckte einen riesigen Sternenhimmel über mir.
„Wow!", entgegnete ich.
„Freut mich sehr, dass es dir gefällt."
Mit einem Lächeln zog er mich zu den anderen Lehrern, bevor er sich an ein Pult stellte. Die eben noch lauten Schüler wurden plötzlich mucksmäuschenstill und schauten zu ihm herauf.
„Willkommen im neuen Schuljahr . Wie ihr wisst, werden gleich die Erstklässler hereinkommen und ihren Häusern zugeteilt, doch vorher haben wir noch eine andere Kleinigkeit zu erledigen."
Er zeigte auf mich, was ich mit einem gequälten Lächeln erwiderte.
„Meine Nichte Lydia wurde bislang Zuhause unterrichtet und ist nun neu auf der Schule. Ich hoffe, ihr begrüßt sie alle freundlich."
Oh Gott. Soll das jetzt eine „Ich suche Lydia Freunde"-Nummer werden? Ich hoffte nicht, denn es sollte niemand mit mir befreundet sein, weil er oder sie dazu gezwungen wird. Doch zu meiner Erleichterung verlief seine Rede nun in eine andere Richtung.
„Trotzdem müssen wir für sie das richtige Haus finden. Also haben wir zum ersten Mal eine 16. jährige bei uns, welche in ein Haus eingeteilt wird. Demnach würde ich Sie bitten, Horace." Etwas missmutig brachte ein Professor einen überdimensionalen Hut.
Albus stellte einen Stuhl neben mich, auf dem ich Platz nehmen sollte. Die komplette Schülerschaft starrte mich an. Einige tuschelten sogar. Oh Gott. Ich hatte von den verschiedenen Häusern gehört, doch jetzt selbst hier zu sein, machte mich viel nervöser, als ich dachte. Mir stand der Schweiß im Nacken, als Albus mir den Hut aufsetzte.
„Das ist der sprechende Hut, er wird dich einem Haus zuteilen."
Ein sprechender Hut? Ich dachte Albus würde mich einem Haus zuteilen. Das war neu.
„Mhhh... Schwierig. Ich sehe sehr viel Talent."
Als der Hut zu sprechen anfing, zuckte ich zusammen. Doch vielleicht lag es auch an der Tür, die sich so eben geöffnet hatte. Tom Riddle schaute mich verwundert an, bevor er sich an einen Tisch setzte.
„Ich sehe Mut und ich sehe sehr viel Ehrgeiz. Außerdem sehe ich den Drang in dir, dich zu beweisen. Doch wo stecke ich dich hin..."
Ich zitterte bei diesen Worten. Seine Wahl würde meine ganze restliche Schullaufbahn bestimmen.
„Ja doch... ich weiß.... SLYTHERIN!"
Ich seufzte erleichtert. Alle Schüler an einem Tisch klatschten, wenn auch etwas unwillig und überrascht. Mit Ausnahme von Tom Riddle. Oh nein. Er war wohl ebenfalls bei Slytherin. Das war wohl mal wieder mein Glück. Na das konnte noch heiter werden.
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Love doesn't exist
FanfictionTom Riddle ist der meist gefürchtete Junge in ganz Hogwarts. Niemand möchte etwas mit ihm zu tun haben und er gibt sich auch keine Mühe daran etwas zu ändern. Im Gegenteil. Er genießt die enorme Macht, welche ihm die Angst seiner Schulkameraden gibt...