Lydia

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Ich öffnete schlagartig meine Augen und sprang aus meinem Bett. Heute Nachmittag wäre das Quidditch-Testspiel und ich konnte die ganze Nacht kaum schlafen vor Aufregung. Ich müsste alles geben, um es zu schaffen und das hatte ich auch vor. Ich schnappte mir schnell meinen Umhang, bevor ich kurz darauf in den Essensaal stürmte. Ich schaute mich einen Moment um, bis ich Quinn an einem der Tische entdeckte. Ich wollte bereits zu ihr marschieren, als sich plötzlich kurze braune Haare vor mir aufbauten. Ich blickte herunter. „Oh, Elenor. Hey." Sie schenkte mir ein breites Lächeln zur Begrüßung. „Ich habe von deinem Quidditch-Testspiel gehört." Wirklich? Hatte sich das etwa herumgesprochen? Wow... Naja, wieso nicht. Elenor kramte einen Moment in ihrer Tasche, bevor sie schließlich ein silbernes Amulett aus ihrer Tasche zog. Es funkelte beachtlich. Und der Anhänger. Ein glitzernder Pinguin. Elenor drückte sie mir freudig in die Hand. „Das ist mein Glücksamulett. Meine Großmutter hat es mir geschenkt. Sie hat es damals von einem Vampir bekommen. Sie waren unglaublich verliebt." Ein Vampir? Vielleicht war dieses Mädchen doch etwas übergeschnappt. „Ich gebe es dir als Schutzmedaillon. Dann läuft dein Testspiel garantiert super." Ich konnte mir definitiv schöneres vorstellen, als diese glitzernde, unübersehbare Kette zu tragen, die mal einem angeblichen Vampir gehört hatte. Gott, was war das für ein Märchen? Ich blickte herunter zu meinem Anhänger. Wie sollte ich das Elenor nur möglichst schonend beibringen? „Hör zu, Elenor. Das ist wirklich lieb, aber ich habe etwas Angst, dass sie herunterfallen-." Doch als ich wieder aufsah, war sie bereits verschwunden. Ich drehte mich in alle Richtungen um. Doch sie war nicht aufzufinden. Wie war sie denn so schnell entwischen? Ich seufzte. Dann müsste ich die Kette wohl oder übel tragen. Zumindest bis ich sie wiederfinden würde. „Lydia, was stehst du da rum?", rief Quinn und winkte mich zu ihrem Tisch. Schnell legte ich die Kette um und begab mich zu meiner Freundin. Ich müsste Elenor unbedingt vor dem Testspiel finden.

Zu meinem Bedauern fand ich sie nicht vor meinem Testspiel. Trotzdem war diese Kette alles andere als hilfreich. Sie kratzte den ganzen Tag an meinem Hals und verhedderte sich in meinen Haaren. Ich konnte dieses Amulett unmöglich bei einem Quidditch-Testspiel tragen. Also beschloss ich, es Quinn anzuvertrauen. Ich hoffte sehr, ich würde das nicht bereuen. Doch gerade musste ich auch noch an andere Sachen denken. Ich stand da in meiner grünen Quidditch-Uniform und wartete darauf, dass das Testspiel beginnen würde. Ich war ziemlich angespannt und hoffte inständig, dass nicht viele Schüler zum Probespiel erscheinen würden. Doch zu meiner Enttäuschung war die Tribüne fast überfüllt von Schülern. Darunter natürlich Tom Riddle. Wieso konnte er mich nicht einmal in Ruhe lassen? Ich verzog mürrisch das Gesicht, doch als ich den Kapitän der Mannschaft, Jeremy Beyer, entdeckte, versuchte ich mir keine Anspannung anmerken zu lassen. „Ihr wisst alle, warum ihr heute hier seid", begrüßte er mich und die anderen Schüler, die in die Mannschaft wollten. Er trat in unsere Mitte und musterte uns genau. „Ihr bewerbt euch hier nicht für irgendein Team. Wir sind das Slytherin-Quidditch-Team und wir haben seit 2 Jahren kein einziges Spiel mehr verloren. Wir sind das beste Team von Hogwarts und ich werde keine mittelmäßigen Spieler akzeptieren. Ich möchte Perfektion sehen. Wenn ihr euch diesem gewachsen fühlt, dann seid ihr hier richtig. Ansonsten..." Er zeigte auf die Tribüne. „Ansonsten geht ihr vielleicht lieber zurück auf die Zuschauerplätze. Ich habe keine Nerven für untalentierte Träumer." Ich schluckte. Dieser Typ war ziemlich hart. Doch ich würde ihn überzeugen. Das wusste ich. Und ich würde jeden anderen von diesen Schülern besiegen. Ich würde alles geben, um in dieses Team zukommen. Er ging durch die Reihen und blieb schließlich vor mir stehen. Na ganz toll. „Ach, du bist doch unser Neuling. Welche Position hast du im Blick?" Ich atmete tief durch. Ich würde mich hier von niemandem einschüchtern lassen , auch wenn er ziemlich abwertend auf mich herabblickte. „Ich möchte Jäger werden." Die anderen Slytherin Schüler starrten mich an, als wäre ich ein Gespenst. „Ziemlich schwierig diese Position. Möchtest du nicht lieber-." Doch ich ließ ihn nicht ausreden. „Ich bin die perfekte Jägerin. Vertrau mir. Ich kann das." Jeremy runzelte die Stirn, bevor er schließlich seufzte. „Dann zeig mal, was du drauf hast. Die erste Runde Probe-Quidditch spielen..." Er kramte ein Blatt Pergament aus seiner Hosentasche. „Anna Toe als Sucher, Mason Brown und Joseph Field als Treiber, Mike Greenwich als Hüter und als Jäger hätten wir da Tyler und Bill Dynasty und natürlich... Lydia Dumbledore." Ich nickte stumm und versuchte nicht vollkommen auszurasten, wie es mein Herz gerade wollte. Er laß noch die Namen der Gegenspieler vor, doch genau konnte ich überhaupt nicht mehr zuhören. Ich war wirklich viel zu aufgeregt. Nur den Namen Henry überhörte ich nicht. Er war der Idiot, in den sich Elenor verliebt hatte. Hoffentlich würde der irgendwann noch einen Klatscher ins Gesicht bekommen. Ich schaute noch einmal auf die Tribüne und entdeckte Quinn, die mir freudig zurief. Dahinter befand sich Tom Riddle. Wütend kniff ich die Augen zusammen und wollte ihm damit klarmachen, dass er nichts idiotisches machen sollte. Das würde er ansonsten zurückbekommen und ich hatte sowieso noch genug Rechnungen mit ihm offen. Ich schüttelte den Kopf. Jetzt würde ich mir meinen Schädel nicht über Tom Riddle zerbrechen. Dafür hatte ich vermutlich noch meine ganze restliche Schulzeit Zeit. Jetzt musste ich mich auf das Quidditch-Spiel konzentrieren. Ich würde es diesen arroganten Schülern zeigen und ich würde meinem Vater beweisen, dass ich es konnte und dass es ein Fehler war, mich all die Jahre Zuhause einzusperren. Ich lächelte triumphierend als ich den ersten Quaffel durch einen der Torringe schwang. Ich hörte Quinn wie verrückt kreischen, doch die anderen Slytherin Schüler schwiegen. Sie konnten mich wohl genauso wenig leiden wie ich sie. Als ich den zweiten Punkt erzielte, streckte ich freudig meinen Arm in die Höhe. Jeremy musterte mich von unten ziemlich erstaunt. Ich würde es schaffen, wenn es so weitergehen würde. Ich hatte wirklich eine Chance. Doch zu meinem Bedauern ging es nicht so weiter. Mein Besen reagierte nicht mehr auf mich und ließ mich durch das halbe Quidditch-Feld fliegen. „Ahhhhhhh!", schrie ich und versuchte verzweifelt eine andere Richtung einzuschlagen, doch ohne Erfolg. Ich schaffte es nicht einmal, mir einen weiteren Quaffel zu schnappen. Stattdessen wurde ich wild in der Luft herumgewirbelt. Was war denn hier nur los? „HILLFEEEE!", kreischte ich. Doch niemand auf dem Quidditch-Feld schien interessiert daran, mir zu helfen. Ich starrte auf die Tribüne. Quinn versuchte mit ihrem Zauberstab einen Gegenzauber zu sprechen, doch ohne Erfolg. Und dahinter. Moment mal. Tom Riddle starrte mich an. Er hatte ganz sicher meinen Besen verhext. Dieser Idiot. Ich wollte gerade etwas sagen, als Anna Toe den goldenen Schnatz fing. Das Spiel war damit offiziell beendet. Mein Besen stoppte und folgte endlich wieder meinen Anweisungen. Doch natürlich machte das nun keinen Unterschied mehr. Tom hatte mir das gesamte Quidditch-Spiel verdorben. Diesem Vollidioten würde das noch leid tun.

Natürlich wurde ich nicht für die Mannschaft ausgesucht. Stattdessen lachten die anderen Schüler nur über mich. Na toll. Mein Traum war dahin. Und nun war ich auch noch eine Lachnummer auf dem Besen.

Nach dem Spiel lief ich nicht auf die Tribüne, wo Quinn schon auf mich wartete. Riddle hatte sich mit Absicht verzogen und damit würde ich ihn nicht durchkommen lassen. Er hatte mir alles versaut. Er hatte alles verdorben. Ich lief über den Pausenhof und durch die Schulflure, bis ich ihn schließlich im Slytherin-Gemeinschaftsraum fand. Wir waren alleine, schließlich waren die anderen Schüler im Unterricht oder beim Probespiel.
„STUPOR!", rief ich, doch er blockte den Zauber ab. Mittlerweile hatten sich Tränen in meinen Augen gebildet. Dieser Typ hatte wirklich Nerven.
„Du bist das größte Arschloch, dass ich kenne, Riddle. Wieso konntest du mich nicht einmal in Ruhe lassen? Wieso musstest du das tun?" Er schenkte mir ein triumphierendes Lächeln, während ich einen Zauber nach dem nächsten auf ihn warf. Ich schluchzte und schreite ihn an, doch er krümmte nicht mal mit dem Finger. „Wir zwei hatten noch eine Rechnung, Dumbledore. Dachtest du echt, dass ich dich in diese Mannschaft eintreten lassen würde? Das hätte bedeutet, dich glücklich zu machen und das hast du dir in dem Moment verbockt, als du dich mit mir angelegt hast."
„Wie kann man denn so ignorant sein?" Ich warf weiterhin Zauber auf ihn, bis er schließlich einen auf mich zurückwarf. Ich war viel zu aufgebracht, um ihn abzuwehren. Also krachte ich rückwärts auf den Boden. Ich starrte auf die Decke, bis ich schließlich Toms Kopf über mir entdeckte.
„Merke dir eines, Dumbledore. Lege dich niemals mit mir an. Du hast es getan. Ich werde nicht aufhören, bis ich dir jedes Fünkchen Glück aus deinem Leben genommen habe."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 25, 2020 ⏰

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