Ein unvorhergesehener Nachmittag (TeenLock)

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Das Bild zum OneShot gibt's wie immer auf der rechten Seite zu sehen. :)

Seufzend saß John im Wagen neben seiner Mutter. Sie fuhren nun schon eine gute halbe Stunde und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie bei Sherlock angekommen waren. John wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht, denn man konnte Sherlock nicht unbedingt zu der Kategorie ‚netter Junge’ zählen. Er war hochnäsig, kompliziert, herablassend und hatte immer Dreck am stecken, obwohl er erst 18 war. Bisher hatten sie immer miteinander gestritten oder sich angeschwiegen, wenn sie sich gesehen hatten und das war immer dann, wenn ihren Müttern der Sinn nach einem gemütlichen Kaffeeplausch stand. Genervt sah John aus dem Fenster und betrachtete die Umgebung, die an ihm vorbei zog.
Aber letztes Mal hatte sich alles geändert. Sie waren zusammen in den nahe liegenden Wald gelaufen, da Sherlock sich erhoffte, dort irgendetwas zu finden. Ein Beweisstück, hatte er gesagt. Er hatte sogar versucht, es John zu erklären, doch er verstand es nicht, er hatte ihm zu schnell, zu kompliziert und vor allem zu viel geredet. Als er gefunden hatte, was er gesucht hatte (es war ein roter Stofffetzen, John wusste bis heute noch nicht, was es damit auf sich hatte) sprang er wie ein verrückter herum und freute sich wie in kleines Kind. Dann, ganz plötzlich, hatte er John an den Armen gepackt, ihn an sich heran gezogen und ihn geküsst. John zuckte bei dem Gedanken daran zusammen. Er war nicht schwul. Nein! Trotzdem hatte er den Kuss genossen. Aber wieso? Er konnte Sherlock doch nicht einmal leiden. Oder? Sherlock hatte ihn mit dem Kuss völlig überrumpelt und eigentlich hätte dieser auch nicht lange gedauert, aber als er nach einem kurzen Kuss wieder einen kleinen Schritt von John wich, sah er ihm ziemlich tief in die Augen. Sogar John konnte den Blick deuten. Es war der triumphierende Blick, dass John den Kuss erwidert hatte. Dann ging alles viel zu schnell für John. Sherlock packte ihn, drückte ihn gegen den nächsten Baum und küsste ihn wild. John, der völlig damit überfordert war, drückte Sherlock von sich weg, doch es dauerte eine ganz schöne Weile, bis er die Kraft aufbrachte, denn er war sich nicht sicher, ob er den, zugegebenerweise ziemlich aufregenden, Kuss wirklich unterbrechen wollte. Als er es geschafft hatte, grinste Sherlock John an, zündete sich eine Zigarette an und ging rauchend zurück zum Haus. John war ihm völlig aufgewühlt gefolgt.
„Wir sind da“, hörte er seine Mutter sagen.
Er wollte nicht aussteigen. Andererseits wollte er sofort in das Haus stürmen. Ja was wollte er eigentlich wirklich? Und was wollte Sherlock? Mit Sicherheit hatte er nur mit ihm gespielt und würde ihn heute wie immer keines Blickes würdigen. Sie klingelten und als ihnen die Tür von Sherlocks Mutter geöffnet wurde, traten sie ein. Sofort fingen die beiden Mütter an zu reden, John sah sich um und bemerkte Sherlock, der mit einer Zigarette in der Hand auf der Treppe stand als hätte er auf John gewartet, von einem Ohr bis zum anderen grinsend.
John riss sich zusammen und ging langsam auf ihn zu. Wieso grinste Sherlock nur so dämlich?
„Hi Sherlock“, begann er zu sprechen, als er bei ihm angekommen war.
Nervös nestelte er an seinem Pullover herum.
„Machen wir gleich zum Anfang einen Deal.“
Er zögerte kurz. Das ganze war ihm sichtlich unangenehm. Sherlock wartete interessiert auf den Deal.
„Wir vergessen das, was letztes Mal passiert ist und… schweigen uns einfach wieder an.“
John war erleichtert. Er hatte es ausgesprochen, vielleicht wäre es jetzt nicht mehr so peinlich. Sherlock schielte in Richtung Haustür. Ihre Mütter waren bereits weg, da riss er John an sich und zog ihn mit sich die letzten Stufen hinauf während er ihn fest küsste. Sein Zimmer war keine fünf Schritte von der Treppe entfernt. Drinnen angekommen schlug er laut die Tür zu und drückte John mit aller Kraft dagegen. John keuchte überrascht in den Kuss hinein und befreite sich davon, so gut er konnte.
„Sherlock, was tust du denn da?“
Der angesprochene zuckte nur mit den Schultern.
„Es macht mir Spaß. Problem?“
„Ja!“
John räusperte sich.
„Ich bin nicht… so wie du. Du bist mir viel zu wild, außerdem nutzt du mich nur aus.“
„Das ist nicht wahr“, verteidigte Sherlock sich.
„Es war nur… ich wollte nicht mehr länger auf dich warten. Es tut mir leid.“
Er… Hatte er sich gerade bei ihm entschuldigt? – Aber ‚Nicht mehr länger auf dich warten?’ Wovon sprach er denn da bitte?!
„Wir können uns doch nicht einmal ausstehen“, meinte John so gelassen wir nur möglich.
Sherlock ließ ihn los und ging einen Schritt zurück.
„Ist das so?“
Er klang verletzt.
„Also ich mochte dich von der ersten Sekunde an.“
John war verwirrt und sah Sherlock mit offenem Mund an.
„Aber warum behandelst du mich dann so?“
„Wie? Ich habe keine Ahnung, wie ich dich sonst behandeln soll.“
Jedem anderen hätte John jetzt eine Ohrfeige verpasst, doch bei Sherlock Holmes war er sich sicher, dass er es so meinte, wie er es aussprach. Hatte er noch nie eine Beziehung gehabt? Oder überhaupt: normale Freunde?
„Wie du mich behandeln sollst? Vorsichtiger... Zumindest jetzt.“
John nahm Sherlocks Hände und zog ihn zu sich, dann küsste er ihn, aber nicht so wild wie Sherlock es immer tat. Nein. Er küsste ihn ruhig und zärtlich.
Sherlock verstand ihn. Er erwiderte den Kuss und drückte ihn wieder gegen die Wand, dieses Mal aber nicht so fest wie vorher. Er hatte das Gefühl zu fliegen und alles um sich herum zu vergessen. In seinem Bauch breitete sich ein wunderschönes Gefühl aus, das er nicht beschreiben konnte. Er spürte, wie sich etwas veränderte. Er wollte John nicht einmal um den Finger wickeln und dann fallen lassen. Nein. Er wollte ihn für sich behalten. Für immer.
Währenddessen ging es John nicht besser. Er genoss den Kuss mehr als er sich selbst zugestehen wollte und wusste nicht mehr wohin mit den vielen Gefühlen.
Mit viel Vorsicht zog Sherlock John ohne den Kuss zu unterbrechen in Richtung Couch. Dort legte er sich hin und John legte sich auf ihn. Zärtlich strich der sonst so wilde Sherlock unter Johns Pullover und streichelte seinen Rücken entlang. John genoss jede einzelne Berührung die Sherlock ihm schenkte.

Lange Zeit lagen sie einfach da und küssten sich, bis John irgendwann den Kuss unterbrach und sich zufrieden lächelnd an Sherlock kuschelte. Dieser schlang seine Arme um John und konnte sich ebenfalls ein glückliches Lächeln nicht verkneifen.


Niemals würden sie diesen Tag vergessen: Der Tag an dem alles angefangen hatte.

„Sherlock?“
„Hm?“
„Ich mochte dich übrigens auch von der ersten Sekunde an. Ich will nur, dass du es weißt.“
Sherlock lächelte und küsste seinen Freund kurz auf die Stirn.
„Ich weiß“, entgegnete er, selbstgefällig wie immer.

[Pausiert]Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt