17. Jir'Lore, 2145 n.n.O.
Ich war noch immer völlig hingerissen von dem Farbschauspiel, als Zac meine Hand leicht drückte, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. >>Sie kommen.<<
Irritiert sah ich erst zu ihm, dann in die Richtung, in die seine pupillenlosen Augen blickten. Da waren Flussmenschen.
Viele Flussmenschen.
Quasi ein ganzer Schwarm.
Nervös huschte mein Blick zu Zac zurück, der im Gegensatz zu früheren Fremd-Schwarm-Begegnungen absolut entspannt schien. Er schwamm ihnen sogar entgegen und ließ mich einfach zurück. Das hatte er vorher nie getan. Mehr als alles andere zeigte es mir, dass hier seine Familie war. Er war hier zu Hause.
Und ich nicht.
Der Gedanke versenkte eine Hand voll Eis in meinen Magen. Zu Hause. Wie gern wäre ich jetzt bei Papa in der Werkstatt oder bei Hannah in der Küche. Mit Mühe rang ich um Fassung und betete zu den Göttern, sie mögen mir einen Stein schenken, unter dem ich mich verstecken und trauern könnte. Natürlich betete ich umsonst. Wie sollte es anders sein? Schließlich hatte sich in letzter Zeit ohnehin kein Gott bemüßigt gefühlt, meine stummen Gebete zu erhören, sonst wäre ich jetzt wohl nicht hier.
Oder einer von ihnen hatte Gefallen daran gefunden, mich zu triezen. Denn statt eines Steins tauchte plötzlich eine ältere Flussfrau vor mir auf, deren ganze Körperhaltung von Autorität sprach. Unter ihrem kritischen Blick fühlte ich mich gleich noch elender, sodass ich mich instinktiv nach der einzigen Person umsah, die ich kannte. Genauso wie die Flussfrau vor mir. Mit zwei starrenden Frauen im Rücken blieb Zac also gar keine andere Wahl, als sich vom Rest des Schwarms zu lösen und zu uns zurück zu kommen. Einen Moment später zog er die fremde Flussfrau fest in seine Arme.
Ich blinzelte. Die Art, wie ihre Hände liebevoll über seine Wange strichen und er daraufhin ihre Finger vorsichtig in die Seinen nahm, um ein kurzes, stilles Zwiegespräch zu führen, schien mir vertraut und trotzdem absolut fremd. Wieder fühlte ich mich überflüssig und völlig fehl am Platz. Am liebsten wäre ich weggeschwommen. Aber wohin? Mir blieb nichts, als abzuwarten bis sich Zac mit einer kurzen Berührung meines Arms schließlich wieder zu mir wandte.
>>Senga. Das ist meine Mutter. Uhna.<<
Er hatte eine Mutter. Völlig unerwartet traf mich ein Stich der Eifersucht, den ich schnell bei Seite schob. Natürlich bemerkte Zac es trotzdem, ich spürte die leise Verwunderung, die er empfand, deutlich. Zum Glück hakte er nicht weiter nach. >>Würdest Du bitte mit ihr vorschwimmen? Nur bis zur Insel. Ich komm gleich nach<<, bat er mich stattdessen und ich horchte auf.
Eine Insel? Ob ich noch einmal an Land durfte? Bei der Vorstellung wieder Sand unter den Füßen zu spüren, wurde mir fast schwindelig. Leider beantwortete Zac mir diese unausgesprochene Frage nicht. Im Gegenteil: Er ließ mich los und verschwand mit einem kurzen Winken in Uhnas Richtung wieder in dem Schwarmknäuel, das zu seiner Begrüßung eingetroffen war. Kurz folgte Uhnas Blick ihrem Sohn, dann wandte sie sich ab, um langsam loszuschwimmen. Anscheinend ging sie ganz automatisch davon aus, dass ich ihr folgen würde. Nett. Seufzend machte ich mich daran, genau das zu tun.
Während ich Uhna durch den See folgte, musste ich mich zusammenreißen, mich nicht immer wieder nach Zac umzudrehen. Seit über drei Zyklen war er meine einzigste Bezugsperson, die mir nie mehr als zwanzig Meter von der Seite gewichen war. Jetzt ohne ihn zu sein fühlte sich beängstigend und befreiend zugleich an. Verwirrt versuchte ich diese Gedanken abzuschütteln und mich wieder auf meine Umgebung zu konzentrieren, immerhin verriet mir die ruhiger werdende Strömung und der sanft ansteigende Seeboden, dass wir langsam in Ufernähe kamen. Allerdings führte Uhna mich noch etwas weiter parallel zum Ufer bis wir zu einer Art gemauerter Wand kamen, die bis auf den Grund des Sees reichte. Verwundert drehte ich mich zu der Flussfrau um, doch da, wo sie eben noch gewesen war, sah ich nur noch, wie sich zwei schlanke Füße anmutig aus dem Wasser zogen.
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Des Wassermanns Weib II - berührt
Фэнтези*ABGESCHLOSSEN* Mir wurde mal gesagt, dass rote Haare unter Wasser ganz besonders schön sind. Sie setzen einen Kontrast zu dem gedämpften, grünen Licht, das dort unten herrscht. Das ist nicht wahr. Mittlerweile weiß ich das. Denn nur ein paar Mete...