Kapitel 10

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Natürlich durften wir uns wieder eine Predigt unseres Lehrers anhören, aber daran waren wir selbst Schuld. Ich vergaß einfach viel zu oft die Zeit.

Vielleicht hatte ich darin ja mein verstecktes Talent? Ironisch.

Seufzend, kritzelte ich in Gedanken auf meinen Block herum und überlegte.

Mittlerweile hatten wir drei Mitglieder, einen Sänger, einen Rapper, welcher anscheinend auch einen Hang zum produzieren von Musik hatte...

und-

Mein Blick ging zu Jimin, musterte ihn.

Ich wusste, dass er privat tanzte, was genau hatte ich allerdings vergessen. Doch wenn ich mich richtig entsinnen konnte, war es ein Tanzstil ähnlich den seiner Mutter. 

Ballett? Nein, etwas anderes... Was war denn nochmal?, leise prustete ich meine Luft heraus und strich meine Kritzeleien schließlich durch.

Ich musste mehr über alle Erfahren, vor allem über Jimin. Immerhin war er mein Freund und die Erkenntnis nach all der Zeit doch noch nicht soviel über ihn zu wissen, ließ mich nachdenklich werden. 

Ich bemerkte wie ich all die Zeit immer noch viel zu sehr auf mich selbst fokussiert war, wie sehr ich darauf bedacht war meine Fortschritte zu sehen, sodass ich meine Mitmenschen teilweise ausblendete. 

Jimin und ich waren in dem letzten Monat so sehr zusammen gewachsen. Er hat mir geholfen die ersten Schritte aus meinem Loch zu kommen, aber nie hatte ich ihm gegenüber viel Interesse gezeigt.

Eigentlich wusste ich nicht mehr, als alle anderen und dass obwohl er mir mittlerweile so wichtig war.

Ich musste das unbedingt ändern.

Die nächsten Stunden schritten viel zu schnell an uns vorbei und ehe ich mich versah, klingelte es bereits zur letzten Pause. 

Eilig packte ich alles zusammen, dachte an Yoongis Worte zurück und schnellte zu Jimin. Auffordernd sah ich ihn an, atmete tief durch. Ich wollte ihm gegenüber mehr Interesse zeigen und die Tatsache, dass Yoongi nochmal über das Projekt sprechen wollte, half mir dabei jetzt von alleine auf ihn zu zu gehen. Meine Absicht war zwar eine andere, aber ich war gleichzeitig auch noch nicht dazu bereit ihm gegenüber offen mein Interesse zu schildern.

„Kann ich heute wieder mitkommen?", kaute ich nervös auf meiner Lippe herum, eine Marotte, welcher ich viel zu oft in stressigen Situationen zum Opfer fiel. Genauso wie das kauen meiner Fingernägel. 

Jimin lächelte allerdings sofort, stand auf und nahm mir meine Tasche ab.

„Ich dachte, dass wäre für heute klar, Miss Min", zwinkerte er mir neckend zu und verlegen blickte ich zur Seite. "I-inwiefern?", fragte ich unnötigerweise und pustete kurz meine Luft durch meine Nasenflügel hinaus. 

Peinlich, geh doch einfach mit, dass ist doch das was du willst...

Die Blicke unserer Mitschüler lagen mittlerweile wieder auf uns. Ich spürte sie in meinem Nacken. Sie verschafften mir eine enorme Gänsehaut. 

"Du bist ganz schon verpeilt, Yeonmi", riss mich Jimins leises Lachen schließlich aus meiner Trance und etwas erschrocken blickte ich zu ihm hinauf. 

"Du hast doch gehört, dass Yoongi nochmal über alles reden will... Also ist es doch klar, dass unbedingt dabei sein musst und desweiteren...", schritt für schritt nährte er sich mir, beugte sich zu meinem Ohr, mein Herz schlug viel zu schnell. 

"Möchte ich eigentlich, dass du jetzt immer in meiner Nähe bleibst", flüsterte er beinahe schon. Ich zog die Luft ein, drückte meine Hände an meinen Körper und blinzelte kein einziges Mal. 

Between love and obstaclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt