Kapitel 31 - Schicksal

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N/A: Schicksal - die höhere Macht, welche die Zukunft eines Wesens beliebig beeinflusst und lenkt.

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»Entspann dich! Setz dich endlich zu mir und streck deine Fesseln über die Öffner!« Ich sah fast seufzend zu ihm auf. Thor stand noch immer breitbeinig, mit angespannten Muskeln, fast mittig, im Raum und musterte die Engel misstrauisch, die um uns herumliefen.

»Also ich weiß nicht, Elahla. War diese mächtige Säule schon gestern da? Wir waren doch gestern auch hier, oder? Ich kann mich nicht an sie erinnern.«

»Was meinst du? Eine Säule wie all die anderen. Komm! Wir sind spät dran. Die Anchoriten haben schon mit der Messe begonnen.«

Nun, an einer Wahrnehmungsstörung litt Elahla nicht, oder vielleicht doch. Es kam darauf an, wie man diese Angelegenheit betrachtete. »Thor komm jetzt! Ich dachte, wir wollten unsere Schwester finden und nicht die Engel anstarren.«

»Und sie können uns wirklich nicht hören, oder sehen?«

Thor kam auf die Knie, die vorbeigehenden Engel nicht aus dem Auge lassend. Erst als er sich auf die Fersen setzte und mir seine gefesselten Hände entgegenstreckte, wandte sich seine Aufmerksamkeit meinem Tun zu. Ich schob die Rechtecke unter ihn. »Sie sehen nur die Säule. Eine etwas andere Illusion. Und unser Gespräch klingt für sie wie die Musik aus den Andachtshallen.«

»Hm.« Es war mir ungeheuerlich so nahe neben dem Feind zu harren.

Ich berührte mit der Linken seine Fesselung und ließ die Rechte über die Schlüsselhüllen schweben.

»Und jetzt? Was hast du vor?«

»Thor.« Ich seufzte. »Ich will ausloten, welcher Schlüssel zu deiner Fesselung gehört. Er ist augenscheinlich in diesem Haufen, denn ich spüre seine Unruhe. Und jetzt still, ich muss mich konzentrieren.« Mit zusammengefurchten Brauen sah mein Gefährte mir einige Lidschläge zu, bevor er mir seine Hände entzog.

»Das dauert mir zu lange.« Entschlossen hob ich Mjölnir an.

»Halt! Nein! Was hast du vor?«

Sanft ließ ich Mjölnir auf den Schlüsselhaufen sinken. Die Behältnisse zerbrachen klirrend.

»Thor!«

»Warte!«

Dieser ungeduldige Narr zerstörte einfach... ich stockte in meinem Ärger. Aus den zerbrochenen Behältnissen krochen mannigfaltige zähe Flüssigkeiten, die miteinander zu ringend schienen. Dann hielten sie inne und krochen allesamt auf Thor zu, der erwartungsvoll seine Arme zu ihnen ausstreckte. »Ich weiß nicht, ob das dein bester Einfall war...« Die Flüssigkeiten schlängelten sich hastig Thors Finger empor.

»Langsam Jungs, langsam!« Ich unterschätzte die Kraft der Masse und wankte nach vorn, während alle Flüssigkeiten gleichzeitig versuchten in meine Fesseln zu gelangen. Es brach ein regelrechter Kampf aus. »Hey! Heeey!« Meine Arme wurden heruntergerissen und ein wahres Farbenspiel entstand. Eine nach der anderen Flüssigkeit eilte, um ihrer Bestimmung zu folgen und kehrte ebenso schnell um, weil sie nicht das richtige Schloss vorfand. Da sie kein intaktes Behältnis mehr fanden, in das sie zurückkehren konnten, stoben sie nach allen Richtungen aus, um ihr Schloss zu finden.

»Sehr unauffällig, wenn in ganz Heven Flüssigkeiten herumkriechen. Meine Methode wäre dezenter gewesen. Hoffen wir, dass der richtige...« In diesem Moment riss Thor jubelnd die Hände hoch, die Ketten fielen klirrend zu Boden.

Prinzenrolle 4 (Thorki)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt