Kapitel 7

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Sicht: Legolas

"Hast du das gehört Legolas?.", fragte Elrohir, welcher lautlos an mich heran getreten war. Ich sah zu ihm auf und lauschte. Es war die dunkelste Stunde der Nacht. Die Stunde vor dem Sonnenaufgang und im Wald war es noch dunkler, dass selbst wir Elben nicht alles erkennen konnten. "Ungyl (*Spinnen)!", zischte ich und sprang auf. "Sie kommen auf uns zu, sie sind fast da.", stellte ich fest. Elrohir nickte und weckte Estel und Elladan. Ich nahm meine langen, weißen Zwillingsmesser und befestigte es wieder an meiner Hüfte, dann ging ich zu den Pferden. "Lauft nach Norden, dem Fluss entlang.", flüsterte ich Hamish ins Ohr. Er wieherte und führte die anderen Pferde mit sich aus der Gefahrenzone. Ich nahm dann meinen Bogen und schnallte meinen Köcher um. Hinter mir löschte jemand das Feuer und Dunkelheit hüllte uns ein. Ich drehte mich zu meinen Freunden und half alles zu zusammen zu räumen, damit wir Bewegungsfreiheit hatten.
Nachdem wir fertig waren kamen wir zusammen. "Ich kann nichts hören und in der Dunkelheit sehe ich nicht viel. Wo sind die Spinnen?", fragte Estel. Er war sichtlich angespannt und seine Hand lag steif um sein Schwert. Elrohir legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Beruhige dich Estel.", sprach er sanft, "Mach einfach alles, wie immer. Du bist ein guter Schwertkämpfer. Auch wenn die Feinde fremd sein mögen, wirst du sie besiegen können.", sprach er sanft auf ihn ein und er entspannte sich ein wenig. Jedoch nickte er nur und fing an sich zu konzentrieren. "Die Spinnen kommen aus Südosten. Sie werden nicht mehr lange brauchen. Ihr Ziel wird es sein uns einzukreisen. Ich werde sie von oben beschießen und kümmere mich vorrangig um die Spinnen, die versuchen werden uns in den Rücken fallen. Also konzentriert ihr euch auf die vor euch.", erklärte ich. Die anderen nickten. Niemand von ihnen hatte Erfahrung mit Kankras Brut. Sie verließen sich auf mich. "Gut, macht euch bereit.", befahl ich und schwang mich dann in die Baumkronen. Schnell fand ich einen guten Platz zum schießen.
Nun hieß es warten. Eine bedrückende Stille legte sich über uns.

"Ich kann sie hören.", flüsterte Estel und zog sein Schwert. "Wartet noch.", befahl ich leise. Die Zwillinge nickten und gingen in Kampfposition. Beide standen etwas vor Estel. Sie würden den ersten Angriff abfangen. Kurz nachdem Estel gesprochen hatte, sah ich die erste Spinne. Auch die anderen sahen sie. 
Ich spannte meinen Bogen und schoss. 
Kurz darauf ging es los. Der Schrei der Spinne, die ich getroffen hatte gab das Startsignal Die Spinnen griffen an. Sie waren schnell bei den Zwillingen. Die ersten schoss ich an, doch schaffte es nicht sie zu töten. Zu sehr konzentrierte ich mich auf unsere Umgebung und erschoss alle die versuchten uns einzukreisen.  Langsam merkten die Spinnen, dass sie uns nicht einkreisen konnten und konzentrierten sich darauf auf die Zwillinge los zugehen.
Auch Estel war im Kampf mit einer Spinne. Er kämpfte wirklich gut, doch ihm fehlte es an Erfahrung und noch dazu kämpfte er im unbekannten Terrain mit einem unbekannten Feind. Ich wollte gerade die Spinne erschießen, die ihn so penetrierte, doch da sah ich aus den Augenwinkeln, wie eine Spinne auf mich zu sprang. Ich ließ den Pfeil los, den ich gerade spannen wollte. Sofort zog ich eins meiner Messer und erstach die Spinne. Jedoch war sie mitten im Flug und so prallte ihr toter Körper gegen mich und stieß mich von dem Ast auf dem ich stand. Ich landete auf einem Ast weiter unten. Bevor ich jedoch auch von diesem rutschen konnte, stieß ich die Spinne von mir hinunter und stand auf. In den Moment sah ich, wie die Spinne mit der Estel kämpfte ihn zu Boden war. Schnell zog ich einen Pfeil, spannte den Bogen und schoss auf die Spinne. Sie schrie auf, doch war noch nicht tot. Der Augenblick in der sie sich jedoch vor Schmerz aufbäumte reichte Estel, um sie zu erstechen. Schnell schob er sie von sich herunter. Währenddessen schoss ich auf die Spinnen, die Estel währenddessen angreifen wollten.
Ich sah zu den Zwillingen. Wie immer waren sie ein perfekt eingespieltes Team, kämpften, als wären sie eine Person mit zwei Körpern. Trotzdem erkannte ich, dass auch sie Schwierigkeiten mit dem neuen Gegner hatten und mit der Überzahl, die sie versuchten mir und Estel vom Leib zu halten. Ich griff zu meinem Köcher und musste erkennen, dass er leer war. Ich stockte erstaunt. Eigentlich dürfte ich noch nicht alle Pfeile verschossen haben. Schnell sah ich zu Boden und erkannte, dass mir beim Fall einige aus dem Köcher gefallen waren. Ich fluchte leise und sprang zu Boden. Die Spinnen erkannten, dass keine Pfeile mehr kamen und versuchten wieder uns einzukreisen. Schnell hob ich einige Pfeile vom Boden auf und schoss. Meine Präzision ließ jedoch mit jedem Schuss nach, also beschloss ich in den Nahkampf zu wechseln. Wir hatten mehr als die Hälfte der Spinnen dezimiert.
Schnell sprang ich Estel zur Seite, der von zwei Spinnen angegriffen wurden. "Ziel auf die Augen und auf den Bauch.", gab ich ihm einen Tipp. Er nickte nur, da er keinen Atem für Worte fand. Er konzentrierte sich auf den Feind und das war auch gut so, denn ich merkte schnell, dass es meine kurze Unachtsamkeit nicht ungestraft blieb.
Eine Spinne ließ sich von oben auf mich fallen. Ich konnte gerade noch mit meinen beiden Messern ihre Fangzähne abwehren, ging jedoch zu Boden und keuchte, als ich mit dem Rücken auf eine Wurzel landete, die aus dem Boden ragte. "Legolas!", schrie Estel und versuchte die Spinne von mir herunter zu bekommen. Ich konnte mich kaum Bewegen, da die Spinne mit ihrem Körpergewicht meine Beine zu Boden drückte und ihre Fänge meine Arme blockierten, da ich sie mit meinen Messern abhalten musste, mich nicht zu beißen. Kurz wendete ich den Blick von ihren riesigen Fängen ab und sah zu Estel. "Pass auf!", rief ich, als ich erkannte, dass eine Spinne von hinten Angriff. Noch während ich rief, erkannte ich, dass Estel zu spät reagieren würde. Ich nahm alle Kraft zusammen und drückte die Fänge der Spinne zur Seite, dabei zog ich meine Messer weg und sie biss in den Boden. Nicht weiter darauf achtend ergriff ich Estels Knöchel und zog ihm das Bein weg. Erschrocken schrie er auf und stürzte nach hinten.
Dies rettete ihm vielleicht das Leben, doch ich war nicht schnell genug, um ihn vor Schaden zu bewahren, denn die Fänge der Spinne streiften seine Schulter, die sofort zu Bluten begann. Mehr Zeit darauf zu achten, hatte ich jedoch nicht, da die Spinne über mir sich wieder hochgerappelt hatte und wieder zum Angriff ansetzte. Diesmal war ich schnell genug und erstach sie. Noch während ihr Körper erschlaffte, schob ich sie von mir runter und kniete mich zu Estel. "Alles gut.", keuchte er, "Sie hat mich nur gestreift... Hinter dir!" Ich drehte mich um und wehrte einen Spinnenangriff ab. Estel kam derweil hinter mir auf die Beine, nahm sein Schwert in die Hand und erschlug die Spinne. Ich lächelte anerkennend.
Dann wandten wir uns zu dem Rest. Die Restlichen Spinnen hatten die Zwillinge eingekesselt, die nun Rücken an Rücken standen. Sofort eilten wir zu ihnen. "Ach kommt ihr auch mal dazu. Ich dachte ihr hättet uns vergessen.", witzelte Elrohir während er eine Spinne parierte in ihr einen tiefen Schnitt an der Seite zufügte. "Wir dachten, dass ihr alleine klar kommen würdet, aber anscheinend muss euer kleiner Bruder euch schon wieder aus der Patsche helfen.", erwiderte Estel und erschlug die Spinne von hinten. "Was heißt hier schon wieder?", fragte Elladan lachend, während er sich einer weiteren Spinne entledigte. Es waren nur noch zwei übrig. Estel lachte nur und tötete eine mit Elrohir. Ich beteiligte mich nicht an dem Gespräch. Meine Kräfte hatten mich schnell verlassen und ich dachte nur noch daran den Rest der Spinnen zu töten. Die letzte Spinne sprang mich an, doch ich rollte rechtzeitig aus dem Weg. Vor mir lag mein Bogen und ein Pfeil. Ich ergriff beides, drehte mich um und erschoss die Spinne, gerade als Elladan zu ihr eilte, um sie zu töten. Enttäuscht ließ er sein Schwert fallen und sah mich gespielt beleidigt an. Ich ignorierte es und ließ mich einfach auf den Boden plumpsen.

Auf einmal hörte ich wie ein Schwert zu Boden fiel. Ich sah auf. Estel keuchte und griff nach seiner Schulter. "Das brennt... Ich spüren meinen Arm nicht mehr.", keuchte er und seine Atmung beschleunigte sich. Elrohir war sofort bei ihm und sah sich die Wunde an. Sein Blick glitt zu mir. Ich sprang gerade auf und ging zu der Tasche, die uns Télas mitgegeben hatte. "Das ist das Spinnengift. Du muss ruhig bleiben.", Befahl ich, während ich alles aus der Tasche suchte, das ich benötigte. Damit lief ich zu ihnen. Elladan war schon bei Estel und beruhigte ihn mit Elrohir. Langsam setzte sich mit der Hilfe seiner Brüder zu Boden.
Er sah mich ängstlich an. "Jetzt mach nicht so ein Gesicht. Das Ganze ist gleich vorbei.", sprach ich aufmunternd und fing an die Wunde zu säubern. "Elladan, hol einen Wasserbeutel. Elrohir, nimm die Schale und gib eine Priese des Pulvers, welches im kleinen Lederbeutel ist, hinein.", befahl ich während des Säuberns. Die Beiden taten dies sofort und ich nahm eine Salbe und schmierte sie auf die Wunde. Estel atmete auf. "Schön kühl.", hauchte er. Ich schmunzelte. Seine Angst war komplett gewichen, als er gemerkte, dass ich wusste, was ich tat und die Schmerzen dank der Salbe nachließen. Elladan brachte währenddessen Wasser. Ich deutete auf die Schale und er füllte es hinein. Das Pulver löste sich sofort auf und färbte das Wasser grün. "Trink, Ará. Dies wird das Gift, welches schon in deinem Kreislauf ist, neutralisieren.", erklärte ich. Er nickte und trank. Obwohl er das Gesicht verzog, trank er es Widerworte aus. "Gut. In spätestens einer Stunde müsstest du deinen Arm wieder spüren. Du hattest Glück, dass es nur ein Kratzer war. Deswegen geht es so schnell.", sagte ich dann und wandte mich zu den Zwillingen. "Die Wunde versorgt ihr am besten weiter. Ich denke ihr seid da etwas besser geschult als ich.", meinte ich und räumte das Gegengift zusammen. Elladan nickte und machte sich an die Arbeit.
Ich packte wieder alles zusammen und pfiff dann nach den Pferden. Ich wusste, das Hamish in Hörweite sein würde und kommen würde, also ging ich wieder zu den Brüdern. Elladan hatte währenddessen die Wunde fertig versorgt und fein-säuberlich verbunden. Elrohir saß neben Estel und schien einfach froh, dass seinem kleinem Bruder so glimpflich davon gekommen ist. "Hannon le (*Danke dir), Leggy.", sprach Estel, als ich zu ihnen kam. "Du hast den Kratzer doch nur, weil du mir helfen wolltest, als eine Spinne mich zu Boden drückte. Also alles gut. Du hast dich gut geschlagen.", winkte ich seinen Dank ab und lobte ihn stattdessen. Er lächelte verlegen. "Ich bin wirklich erleichtert, dass ihr Waldelben wirklich so gut auf Spinnengifte vorbereitet seid, wie behauptet.", meinte Elrohir, stand auf und umarmte mich. Ich war etwas perplex. "Ich hatte große Angst bekommen, als Estel plötzlich sein Schwert fallen gelassen hat und so schmerzverzerrt hatte ich sein Gesicht noch nie gesehen. Ich kenne das Gift der Orks, aber das der Spinnen ist mir unbekannt.", erklärte er erleichtert. "Es ist alles gut gegangen. Jetzt weißt du, dass du dich nicht mehr um das Gift sorgen musst. Erst bei hoher Dosis wird es schwierig, aber so weit wird es nicht kommen.", sprach ich und löste mich sanft von ihm.
Ich wollte mich nur noch hinlegen. Langsam drehte sich die Welt vor mir. Ich schwankte und fühlte mich fallen. "Legolas!", rief jemand und ich wurde aufgefangen. Dann war mir schwarz vor Augen. Doch ich spürte noch, wie ich zu Boden gelegt wurde und jemand mich rüttelte. 
Langsam kam meine Sicht zurück und sah Elrohir über mich gebeugt. "Bin noch da.", murmelte ich erschöpft. Elrohir atmete erleichtert auf. Nun drängte sich auch Estel in mein Sichtfeld. "Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein.", beschwerte er sich. "Goheno (*Verzeih), versprechen kann ich es dir aber leider nicht... Wenn es ums Überleben geht, jage ich euch lieber einen Schrecken ein, als euch sterben zu sehen, oder selbst zu sterben.", meinte ich nur. Estel war jedoch mit dieser Antwort nicht zufrieden. "Das reicht jetzt.", kam es von Elladan. Ich setzte mich langsam mit Elrohirs Hilfe auf und sah ihn an einem neu entfachten Feuer. "Legolas hat schon recht. Außerdem hat Télas Kräuter für einen Stärkungstee eingepackt. Kurz gesagt. Wir warten auf die Pferde trinken Tee und wenn die Sonne dann aufgegangen ist, geht es weiter.", sprach Elladan. "Na gut.", meinte Estel und reichte mir eine Hand. Ich nahm sie und er zog mich hoch. Auf ihm stützend gingen wir zu Elladan. "Pass auf Legolas und den Tee auf, Estel. Elrohir und ich räumen solange hier auf.", meinte er und ging zu seinem Bruder. Estel nickte und wir setzten uns. "Das wird eine beschwerliche Reise.", murmelte Estel. Ich nickte. "Ein richtiges Abenteuer.", sprach er dann und ich sah den Schelm in seinen Augen. Ich musste etwas lachen. "Du bist wirklich unverbesserlich Ará."

Aran o Taur-e-Ndaedelos! (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt