Kapitel 12 - Die Süße der Vergangenheit

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Schreie dröhnten in den Ohren, Explosionen erschütterten den Boden, Schmerz strömte durch unsere Körper, so wie in jedem Albtraum, so wie in der Realität. Doch bei einem einzigen Traum war ich mir nicht sicher, ob es sich bei diesem um einen Albtraum handelte. Dieser Traum ähnelte der Realität in so vielen Dingen, ich sah die Geschehnisse vor mir so klar wie bei vollem Bewusstsein, spürte meinen Körper, spürte den Schmerz und hörte die Schreie. Jemand packte mich an der Schulter und als ich mich verwirrt umdrehte, sah ich Lieutenant Cale neben mir. Seine Augen waren pechschwarz, seine Narben bluteten und er drückte mich grob zur Seite, das Ziel lag klar vor seinen Augen. Ich hörte ihn schreien, doch noch bevor mich das Brüllen aller anwesenden Brüder irritierte, spürte ich ein gewaltiges Stechen in der Brust. Mein Schädel dröhnte, als würde etwas mein Hirn zerquetschen, doch dieser Schmerz wurde nebensächlich zu dem, der meine Brust attackierte. Ein Schussloch zierte meine Rüstung, die mit Blut beschmiert war, und als ich meine Brüder neben mir ansah, da wurden diese ebenfalls von Schüssen getroffen, die uns durchlöcherten und uns die Hirnmasse aus den Schädel wegpustete.
Mein Kopf schlug auf dem Boden auf und kurz bevor mein Traum endete, sah ich etwas Längliches aufglühen - Dann wachte ich schweißgebadet auf.
Es war dunkel in unserem Quartier, ich hörte wie Blackout schnarchte und Silver sich herumwälzte, doch trotz dieser beruhigenden Atmosphäre schaffte ich es nicht wieder einzuschlafen. Ich stand auf, lief leise zur Tür und machte mich auf den Weg zu den Duschräumen, denn eine Dusche konnte nicht schaden.
Keine Ahnung wie früh es noch war, doch ich sah niemanden auf den Fluren und in dem Waschraum. Es war diese wohltuende Stille, diese Einsamkeit, dieser Moment von etwas Privatsphäre, was mich beruhigte und noch dazu das heiße Wasser, das meine Muskeln angenehm entspannte. Ich hatte noch nie etwas von Schallduschen gehalten, denn auch wenn diese dich säuberten, fühlte man sich danach nicht viel sauberer. Es gab diese meistens auf Kreuzer und Lagern während einer Schlacht, in der Kaserne sparte man wenigstens nicht an Wasser.
„Sieh einer an... Cross."
Ich schreckte auf und als ich mich umdrehte, stand Commander Hammer vor mir, der ebenfalls das Wasser anstellte und leise seufzte, als dieses ihn berührte.
„Sir.", gab ich von mir und stand kerzengerade.
Was tut er hier in den Waschräumen?
Für gewöhnlich besaßen die obersten Offiziere ein privates Badezimmer mit eigener Dusche, sogar auf Kreuzern.
„Hör auf mit diesem Mist, Cross. Stell dich normal hin.", murmelte Hammer und ich sah, wie eine lange, breite Narbe seine Brust zierte und schluckte.
„Tut mir leid, Sir. Es ist nur unerwartet seinen Commander um diese Uhrzeit hier anzutreffen."
„Meine Dusche hat den Geist aufgeben, sie wird erst morgen repariert. Und ich wollte nicht, dass mich morgens alle Männer anstarren, als wäre ich wieder von den Toten auferstanden."
„Sie wurden wieder entlassen?"
„Sonst wäre ich nicht hier. Außerdem gehen mir Krankenstationen auf die Nerven."
Ich nickte, gab etwas Seife auf meine Hand und wusch meine Haare.
„Und du?", fragte Hammer mich und sah mich fragend an.
„Ich kann nicht schlafen."
„Hm... Habe ich bereits erwartet."

***

Sofort, als Cease erfuhr, dass Commander Hammer wieder entlassen wurde, wollte sie aus ihrem Quartier stürmen. Doch als sich ihre Tür öffnete, stand Seyda mit einem süßen Lächeln vor ihr, was sie viel jünger erscheinen ließ, als sie eigentlich war.
„Guten Morgen, Meisterin."
„Seyda.", erwiderte Cease überrascht und blinzelte ebenfalls lächelnd.
„Ich habe zwei Nachrichten für euch, Meisterin.", erklärte das junge Mädchen und ihr Blick wurde erwachsener, härter.
„Eine Gute und eine Schlechte?"
„Undefinierbar."
Cease lachte lautlos und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Na gut. Ich bin eine Optimistin, also... zuerst die Gute."
Seyda seufzte, dann sah sie wieder zu ihr, was sie mühelos tat, da sie fast genauso groß wie Cease war, obwohl sie sich selbst nicht als klein beschreiben würde. Seyda würde eine große Frau werden.
„Commander Hammer ist entlassen."
Sie schnaubte grinsend.
„Oh, das wurde mir bereits mitgeteilt."
„Nun ja... Dann ist das hier die Bestätigung."
„Und die schlechte Nachricht?"
Das Gesicht ihres Padawans veränderte sich ein wenig, es wurde trüber, blasser, ängstlicher und als sie ihre Angst spürte, wartete sie einen Augenblick bis sie ihr wieder in die Augen sah, jedoch schwieg.
„Seyda... Was betrübt dich? Ich spüre deine Angst gegenüber etwas."
„Nun ja... Ihr solltet besser in den Mannschaftsraum kommen."
In den Mannschaftsraum? Seyda hatte keine Angst vor einem Haufen Männer, die sie nicht kannte, doch vor etwas anderem sträubte sie sich.
„Nun gut."
Cease folgte ihr und auch wenn es auf dem Weg zwischen ihnen ruhig blieb, so hörte sie Seydas Furcht in der Macht rufen. Ihre Nackenhaare stellten sich allein bei der Erkenntnis auf, dass ihr Padawan sich vor etwas fürchtete, das sie noch nicht kannte. Doch sie war erst ein Mädchen in der Ausbildung zu einer Jedi-Ritterin, sie würde noch lernen, wie sie ihre Gefühle vollständig unter Kontrolle bringen konnte.
Als sie den Mannschaftsraum betraten, war dieser fast voll, was Cease wunderte. An einem Vormittag war dieser meistens nur rege besucht, doch als Hammer, Dox und alle anderen zu ihr sahen schluckte sie.
In der Mitte des Raumes war ein Hologramm des Kanzlers im Senat abgebildet, welcher mit dem größten Stolz der Republik seine alltäglichen Reden hielt. Aber diese war anders, bemerkte Cease.
„General.", begrüßte Hammer sie und nickte.
Sie strahlte übers ganze Gesicht, doch als sie die erwartungsvollen Blicke sah, verblasste ihr Lächeln und sie fragte verwirrt:
„Was geht hier vor sich?"
„Hört euch das hier an.", antwortete Dox und deutete auf das Hologramm.
„...Also schicke ich, schweren Herzens, zweihunderttausend zusätzliche Soldaten zum äußeren Rand, obwohl ich es in vollem Vertrauen darauf tue, dass das Ende dieses brutalen Konflikts endlich in Sicht ist. Aus dem Kern verjagt, vertrieben aus dem inneren Rand und den Kolonien und bald schon in die Spiralarme gescheucht, wird die Konföderation einen hohen Preis für das bezahlen, was sie unserem schönen Haus angetan hat.", sprach Palpatine mit gehobener Stimme, mit jenem Stolz und Optimismus, sodass Cease sofort schlecht wurde.
„Und falls meine Aussagen den Eindruck erwecken, dass die schwierigsten Entscheidungen schon hinter uns liegen, will ich schnell hinzufügen, dass es noch viel zu tun gibt: So viel Wiederaufbau, so viel Neuordnung! An euch, an euch alle werde ich mich wenden, wenn ich Anleitungen brauche bei der Neufassung unserer Verfassung, um sie den Bedürfnissen der neuen Epoche anzupassen. Und schließlich wende ich mich an euch alle, um einen neuen Geist in Coruscant zu erwecken, im Kern, in den Sternsystemen, in denen das Licht der Demokratie weiterhin leuchtet, sodass wir uns auf weitere tausend Jahre Frieden freuen können, und weitere Tausend danach, und so weiter!"
Als der tosende Applaus der Senatoren im Hintergrund zu hören war, schluckte Cease. Dies war eine Zurschaustellung von Macht, es waren leere Hoffnungen von Frieden, die Palpatine den Bürgern der Republik gab.
Als sie Cales Blick auf sich brennen spürte, sah sie ihn an. Er hatte noch einen Drink und ein Gespräch bei ihr gut, und das ließ sie fast schmunzeln, als sie seine zerzausten Haare sah, als wäre er gerade erst aufgestanden.
Als Palpatine seine Rede nun so beendete, schaltete Hammer den Holoprojektor aus und es war totenstill im Raum. Cease sah in die abwartenden Blick ihrer Männer und dann zu Seyda, welche nervös auf ihrer Lippe kaute.
Was sollte sie sagen?
„Nun...", begann sie, doch vergaß wieder wie sie beginnen wollte. Stattdessen sah sie Cale an, ehe sie wieder einen klaren Kopf fassen konnte. „Ich wusste nichts von dieser Entscheidung und man hat mich noch nicht über eine mögliche Versetzung in den äußeren Rand informiert. Dazu werden es zweihunderttausend Soldaten sein, es besteht also die Chance, dass wir auf Coruscant stationiert bleiben könnten... Allerdings..."
„Allerdings ist die Chance sehr hoch, dass wir gehen müssen.", beendete Seyda den Satz und sah auf den Boden.
„Seyda...", wollte sie beginnen, doch dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie beide gerade vor über achtzig Männern standen.
„Diese Chance besteht natürlich auch, Ja. Doch ich würde vorschlagen uns erst darüber zu unterhalten, wenn uns diese Versetzung trifft. Bis dahin sollten wir einen kühlen Kopf bewahren.", sprach sie klar und sah die meisten Anwesenden mit einem festen Blick an, denn Vermutungen und leere Überlegungen waren im Moment fehl am Platz. Doch sie musste wissen, was Seydas Furcht auslöste.
„Was werden wir tun, wenn es dazu kommen wird?"
Diese Frage kam von Hammer. Sie sah ihn an, sah das Gesicht, welches sich nahezu nicht von den anderen unterschied, und dennoch sah sie einen ganz anderen Mann vor sich stehen, als würde ihr Auge ihr nur einen Streich spielen. In diesem Raum lagen ganz unterschiedliche Gedanken, Träume, Wünsche und Ängste, unterschiedliche Charakter und Verhaltensmuster. Spielten ihre Augen ihr einen Streich? In diesem Raum waren über achtzig verschiedene Seelen, doch es standen über achtzig gleichaussehende Männer vor ihr. Als sie von einem Gesicht zum anderen blickte, fühlte sie sich überrumpelt. Es war nicht nur das viele Testosteron, sondern diese scheinbare Illusion.
Als sie sich nach einigen Sekunden sich erwischte, dass sie nicht antwortete, räusperte sie sich und sah Hammer in die Augen.
„Wir werden dem Befehl nachgehen, Hammer. Genaueres werden wir sehen, wenn es tatsächlich zu dem Fall einer Versetzung kommen wird."
„Eigentlich ist es taktisch sinnlos weitere Truppen in den äußeren Rand zu schicken."
Als sie in das Gesicht des Mannes sah, welcher die Feststellung von sich gegeben hatte, entdeckte sie Cale. Seine Augen sahen sie so intensiv an, dass sie plötzlich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Cease erwischte sich dabei, wie sie in seine Augen starrte, ihn musterte, sein Gesicht mit diesen wundervollen zerzausten Haaren, den rötlichen Wangen, den Narben, die sein Gesicht zierten. Je länger sie in seine Augen starrte, desto blauer wurden sie plötzlich. Dann, als er seinen Kopf leicht bewegte, spiegelte sich das Licht darin und es schien, dass sie blaue Augen ansahen. Ein kalter Schauer durchfuhr sie. Cease sah einen Augenblick lang Drayk vor sich mit seinen blauen Augen und ihr Herz setzte aus. In ihren Gedanken hörte sie seine Stimme erneut nach ihr rufen.
„... Cease. Du weißt, dass ich es nicht so meinte.... Cease... Vergib mir..."
Sie schloss kurz die Augen, dann verschwand er und übrig blieb Cale, was sie zum Lächeln brachte.
„Ja, Cale, das mag sein. Doch wir bekommen alle unsere Befehle und es liegt oft nicht in unserer Macht, Sinn in manche Dinge zu bringen."
Cale sah sie weiter an und sie konnte nicht länger seinem Blick standhalten und senkte den Blick. Achtzig Männer waren zu viel für sie im Moment.
„Na schön. Ich werde Sie alle darüber informieren, wenn ich Genaueres weiß, Gentlemen."
Sie legte ihre Hand auf die Schulter ihres Padawans und führte sie aus dem Mannschaftsraum heraus, ohne sich nochmal zu Cale umzudrehen. Du musst aufhören an Drayk zu denken, er hat dir das Herz gebrochen, dachte sie sich und schüttelte innerlich den Kopf.
Draußen vor der Kaserne blieben sie und Seyda stehen. Ihr Padawan sah sie mit etwas an, das sie noch nicht genau kannte, schließlich hatte sie Seyda erst vor ein paar Tagen getroffen.
„Seyda...", fing sie an. „Was bedrückt dich so?"
Das junge Mädchen kaute auf ihrer Lippe und schien zu zögern, doch Seyda war kein schüchternes Mädchen und rückte nach einigen Sekunden mit der Sprache raus.
„Es ist nur so... Ich bin erst seit ein paar Tagen eure Schülerin. Davor hatte ich schon längst die Hoffnung aufgegeben, hatte noch nie wirklich ein Schlachtfeld gesehen und nun, kurz nachdem ich euch zugeteilt wurde, kommt diese Nachricht, dass wir vielleicht in den äußeren Rand müssen für längere Zeit. Ich... Ich bin noch so unerfahren... Ich habe keine Kampferfahrung auf dem Schlachtfeld und eine längere Zeit, dessen Nächte man nicht im Tempel verbringt... bedrücken mich ein bisschen. Ich bin... nervös."
Seyda senkte beschämt den Blick.
Ein Hauch von Sorge um ihre Schülerin durchströmte Cease, doch als sie sich an ihre erste Kampferfahrung erinnerte, beruhigte sie sich wieder. Als Kind war es schwer für sie gewesen den Schutz und die Wärme des Tempels zu verlassen, um sich auf den Weg zu etwas Unbekanntem zu machen. In der Galaxis lauerten Gefahren, die Kinder nur aus Albträumen kannten, Sorgen und der Tod. Und manchmal konnte sogar auch die Schwärze des Universums bedrückend wirken.
Cease lächelte warm.
„Du bist nicht die einzige, der es so ergeht. Weißt du, als ich das erste Mal einen Auftrag mit meinem Meister bekam, wollte ich den Tempel auch nur widerwillig verlassen. Alles ist dort so warm, so sicher, dass man glatt die gesamte Galaxis vergisst, alle Sorgen ausblendet. Aber manchmal müssen wir uns auch dem stellen, das wir fürchten. Es ist besser sich dem zu stellen, Erfahrungen zu sammeln und festzustellen, dass es vielleicht doch nicht ganz so schlimm war, wie man erwartet hatte, als sich dem nie zu stellen und diese Sorge immer im Hinterkopf bleibt bis man sich dem ganz plötzlich, ohne Vorbereitung, stellen muss.", sprach sie. „Wir stellen uns dem gemeinsam, wenn wir wirklich in den äußeren Rand müssen, Seyda. Du bist nicht alleine und du wirst es auch nie sein. Die Galaxis mag manchmal ein unangenehmer Ort sein mit viel Brutalität und Gefahren, besonders in diesen Zeiten, doch ich, Hammer und alle anderen sind bei dir. In dir steckt viel, doch du musst es nur hervorholen."
Es war einige Sekunden still und dann bekam Cease das Lächeln des Mädchens.
„Danke, Meisterin. Vielleicht ist es an der Zeit. Schließlich bin ich schon fünfzehn."
„Das Alter und die Zeit spielen keine Rolle. Nur du und deine Fähigkeiten in allem."
„Denkt ihr, es wird dazu kommen?"
„Zu der Versetzung? Ich weiß es nicht, Seyda. Ich weiß es wirklich nicht und kann nur einen Funken Hoffnung in die Lage stecken."
Cease blickte über das GAR-Gelände und sah weit weg den Tempel, wie er dort über Coruscant und allen Gebäuden thronte.
„Ich gehe zurück zum Tempel für den Rest des Vormittags. Wieso unterhältst du nicht ein bisschen Commandeg Hammer? Ich habe gehört ihr habt euch schon ein bisschen kennengelernt."
Seyda lächelte sie mit ihren vollen Lippen an.
„Gerne. Das Training am Nachmittag steht noch fest?"
„Auf jeden Fall. Ich möchte dich ein bisschen schwitzen sehen."
So verabschiedete sie sich von ihr und machte sich auf den Weg zu Fuß, obwohl sie auch einen Gleiter hätte nehmen können, doch sie wollte noch ein wenig Zeit haben, um ihre Gedanken zu sortieren.
Vielleicht würde sie an diesem Tag mit Meister Yoda sprechen bezüglich der Versetzung, dann mit Hammer und vielleicht... vielleicht noch mit Cale, der bei ihr noch ein Abendessen gut hatte. Doch als sie an ihn dachte, schämte sie sich, dass sie ihn gerade eben im Mannschaftsraum mit Drayk in Verbindung gebracht hatte. Doch seitdem sie Cale näher und näher kennenlernte und er ihre Interesse weckte, desto mehr wurden alte Wunden von Drayk aufgerissen. Sie wollte nicht mehr daran denken, doch jede Nacht tat sie es. Und beruhigte sich schließlich mit dem Gedanken an Cale. So durfte das nicht weitergehen, denn je näher sie Cale kam, je mehr sie mit ihm sprach, umso mehr musste sie an ihn denken, und zu was sie dies führen konnte, kannte sie genau genug. Ein gebrochenes Herz wollte sie nicht erneut zu spüren bekommen. Und dennoch dachte sie an Cale. Als würde sie es mittlerweile von alleine tun.
Schnaubend lief sie zügig weiter und spürte einen Ansturm von Wut auf sich selbst, welche sie jedoch sofort zurückdrängte und tief einatmete. In letzter Zeit war sie wieder so aufgewirbelt.
Ein lautes Geräusch eines Kanonenbootes an einer Kaserne riss sie aus ihren Gedanken und sie sah zu, wie mehrere Klone mit Dreck an den Rüstungen aus diesem stiegen und andere, die aus der Kaserne kamen, klopften diesen brüderlich auf die Schulter. Sie lächelte. Immerhin waren sie nicht die einzigen, die jetzt ihr Bett genießen durften.
Es war lange her, dass Cease sich einen ganzen Tag lang ausgeruht hatte, geschweige denn länger als sieben Stunden geschlafen hatte. Vielleicht würde sie dies in der kommenden Nacht versuchen. Einfach abschalten und jeglichen Schlaf nachholen.
Als sie die leichte Müdigkeit in ihren Gliedern spürte, zwang sie sich schon dazu in der kommenden Nacht mehr zu schlafen, wozu auch gehörte: Keinen Gedanken mehr an Cale oder Drayk. Keiner von beiden.
Sie seufzte und sah nach rechts - Entdeckte die Kaserne der 546sten. Schwer schluckte sie, doch irgendwie musste sie daran vorbeigehen. Mit einem schneller schlagendem Herzen lief sie weiter auf den Tempel zu, der einfach nicht näher zu kommen schien, und knirschte mit den Zähnen, als sie Klone ein und aus laufen sah.
Doch dann spürte sie etwas Stechendes in ihrer Umgebung, etwas, was sie aufwirbelte.
Und als sie nach links sah, sah sie dreißig Meter vor sich Drayk.
Verdammt.
Cease blieb abrupt stehen, wusste nicht mehr was sie tun, denken oder sagen sollte, oder ob sie überhaupt irgendetwas tun sollte. Sie beobachtete ihn kurz und bemerkte auch, dass sein Ziel die Kaserne und nicht sie war. Was auch bedeutete, dass er sie womöglich noch nicht gesehen hatte. Sein Körper steckte in einer neuen Rüstung, die dunkle, fast blutrote Farbe zierte einige Rüstungsteile und das Kama wehte leicht umher, wenn ein Windstoß kam. Um seinen Oberkörper schlungen sich zwei Munitionsgürtel und es war offensichtlich, dass er bereit war auszurücken.
Egal wie sehr sie sein Anblick forderte zu bleiben, sie musste jetzt dort weg und zwar schnell. Wenn sie auch nur noch einmal seinen Blick auf sich spürte, dann würde sie eine ruhige Nacht vergessen können.
Hastig drehte sie sich um und ergriff die Flucht, konnte jedoch nicht rennen, da dies zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.
Eigentlich wollte sie gemütlich zum Tempel gehen und dort mit einer Meditation entspannen, doch soeben hatte Drayk ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Frustriert lief sie zügiger, als sie erneut etwas stechendes in der Macht spürte, hinter sich, und betete in Gedanken, dass Drayk sie nicht entdeckt hatte.
„Cease."
Eine Hand berührte sie plötzlich, wie aus dem Nichts, an der Schulter und stoppte sie.
Er hatte sie entdeckt. Denn Commander Drayk entging nichts und niemand.
Cease wollte nicht mit ihm reden, sie wollte nicht mal in das Gesicht schauen, das sie schon unzählige Male gesehen hatte, das sie vor nicht allzu langer Zeit verletzt hatte.
Als sie nicht antwortete und einfach nur dort stehen blieb, ergriff ihr Verfolger die Chance und stellte sich vor sie. Ohne Helm. Und als sie in die blauen Augen sah, trieb es ihr fast die Tränen in die Augen.
„Ich möchte nicht mit dir reden.", gab sie stur von sich und senkte den Blick.
„Warum, Cease? Warum ergreifst du immer die Flucht, wenn du mich siehst?"
Seine Augen brannten in ihren, als sie ihn wieder ansah und diesmal konnte sie ihren Blick nicht lösen, so sehr es auch schmerzte und so sehr sie ihm auch alles vorwerfen wollte, was sie bedrückte.
Doch sie versuchte stur zu bleiben.
„Weil ich mit dir nicht mehr reden möchte."
Ein verzweifeltes Seufzen entwich ihm und als er zum Himmel blickte, wäre sie fast wieder seinem Anblick verfallen. Ein Fehler, den sie nicht erneut begehen durfte.
„Ich dachte, wir hätten es langsam hinter uns. Wie oft soll ich dir noch sagen, wie leid es mir tut?"
Und dann brachen bei ihr alle Dämme.
„Hinter uns? Nein, Drayk das haben wir nicht hinter uns. Ich habe dir vertraut, wie niemand anderen, ich habe dich geliebt wie niemand anderen und ich hätte alles für dich getan. Und weißt du was? Nicht mal jetzt zweifle ich daran, dass ich all das getan hätte. Doch du musstest alles zerstören."

White ArmorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt