-Kapitel 2-

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Kapitel 2

Phoebe

Er war unglaublich. Jail bewegte sich agil und schnell, zu keinem Moment ließ seine Deckung nach. Sein Gegner holte zu einem Schlag aus, zielte auf Jails rechte Seite, aber Jail trat einfach einen Schritt beiseite und wich seinem Schlag aus. Der Gegner traf ins Leere.

Es wirkte beinahe so, als könnte Jail die Schritte seines Gegners vorahnen und duckte sich jedes Mal rechtzeitig weg.

Jail war so energiegeladen, dass er keinerlei Anzeichen von Müdigkeit aufzeigte. Er hüpfte belustigend um seinen Gegner herum, ehe er ihn angriff. Bei jedem seiner Treffer rastete die gesamte Menge aus. Haufenweise Mädchen riefen ihm schmutzige Sachen zu, die sich hauptsächlich auf andere Dinge als das eigentliche Boxen bezogen. Ich versuchte, die Sprüche auszublenden.

Jail schlug seinem Gegner mit seiner rechten Faust gegen den Kiefer und dann gegen seine rechte Seite. Der Gegner, der Gorilla genannt wurde, fing an zu taumeln und fiel auf die Knie.

Die Lautstärke erhöhte sich. Ein Jubelruf fuhr durch die Menge, Jail wurde bereits als Sieger gefeiert. Aber gerade als der Ringrichter mit dem Zählen bei der Vier ankam, kämpfte sich Gorilla wieder auf die Beine.

Ich blickte zu Jail und merkte, wie er mich aus dem erhöhten Ring betrachtete. Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. Konnte er mich wirklich in der Menge erkennen?

Aber dann zwinkerte er mir zu und widmete sich wieder seinen Gegner. Meine Hände wurden feucht und in meinem Magen macht sich ein warmes Gefühl breit.

»Hat er dir gerade zugezwinkert?«, stieß Jeremy hibbelig aus und fuhr mit aufgerissenen Augen zu mir herum.

»Ich denke, er hat einfach der Menge zugezwinkert, hier sitzen doch haufenweise Frauen«, sagte ich und deute auf die Handvoll Mädchen in unserem Block.

»Jaja, rede dir das nur weiterhin ein, ich habe doch gesehen, wie er sich angesehen hat.« Jeremy verdrehte grinsend die Augen und sah jubelnd wieder zum Ring, als Jail einen weiteren Treffer in Gorillas Rippen landete.

Jail war definitiv attraktiv. Ich hatte ja immerhin auch Augen im Kopf. Ich und die anderen fünfhundert Frauen, die sich im Publikum befanden. Ich warf Jer einen kurzen Blick zu, aber den bemerkte er gar nicht.

Ich freute mich jetzt schon auf mein Bett. Die vergangenen Stunden hatten definitiv mein Bedürfnis nach sozialen Kontakten gestillt, auch wenn ich zugeben musste, dass dieser Sport doch spannender war als gedacht. Ich sah rechtzeitig wieder nach vorne, um zu beobachten wie Jail dem Gorilla noch einen Schlag in das Gesicht versetzte, wodurch der wieder taumelte. Schließlich ging er zu Boden und dieses Mal blieb er liegen. Der Ringrichter fing erneut an zu zählen.

»Sieben ... Acht ... Neun ...« Und noch bevor der Ringrichter die letzte Zahl aussprechen konnte, explodierte die Menge ein weiteres Mal.

»Unser Gewinner an diesen Abend, Ladies und Gentlemen, ist JAAAAAIL!«, ertönte die Stimme des Ansagers.

Zwei Dutzend Fans liefen auf den Ring zu, um Jail zu feiern. Dabei entstand so ein großes Chaos, dass ich kurz meine Orientierung verlor. Ich drehte mich wieder zu meinem Platz um, aber Jeremy war weg, einfach weg. Kurz überkam mich Panik. Er konnte mich doch jetzt nicht alleine lassen. Überall um mich herum waren nur fremde Gesichter. Ich stieß den angehaltenen Atem flach aus und strich mit den feuchten Händen über meine Jeans.

Ich sollte ihn an mir festbinden, wenn wir unterwegs waren.

Jeremy war viel zu hibbelig, als dass er jetzt sitzen geblieben wäre.

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