-Kapitel 4-

239 5 0
                                    

Kapitel 4

Phoebe

»Bin um 6 da - J«

Das war alles, was mir Jason geschrieben hatte. Ich speicherte seine Nummer sofort in mein Handy ein. Woher zum Teufel wusste er meine Adresse? An den Gedanken hielt ich mich nicht länger auf und begann damit, mich fertig zu machen. Eine einfache Jeans und ein Shirt, mehr nicht. Ich wusste nicht so ganz, was es war, aber alleine Jasons Anwesenheit war irgendwie ungemein aufregend. Er wirkte nicht wie die anderen Jungs an meiner Uni. Er verhielt sich anders. Er wusste, was er wollte und offensichtlich war das ich. Aber mir fiel ein, was Jeremy mir schon von ihm erzählt hatte: Jason sei einer der größten Playboys im Umkreis von fünfzig Meilen. Und ich wollte ganz sicher nicht zu seinen Püppchen gehören. Wenn Jason nur mit mir ausging, um mich in die Kiste zu bekommen, würde ich schnell und höflich ablehnen und mich vom Acker machen.

»Wieso ziehst du nicht was anderes an, etwas was ihn so richtig heiß macht?«, gab Jeremy wie üblich seinen Senf dazu. Ich blickte ihn durch den Spiegel an und rückte meine Klamotten zurecht. »Weil ich nicht möchte, dass er denkt, dass ich ihm gefallen will.«

Jer fing an zu grunzen. »Ich denke, du gefällst ihm sowieso schon.«

»Aber vielleicht will ich das gar nicht?«, entgegnete ich rasch.

Jeremy zog die Augenbrauen in die Höhe. »Wieso solltest du das nicht wollen?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Weil ich meine ersten Erfahrungen gerne mit jemanden machen würde, für den ich nicht nur eine von vielen bin«, stammelte ich und warf einen letzten Blick in den Spiegel.

Dann wandte ich mich ab und ging zum Schreibtisch, auf dem meine Ohrringe lagen. Sie waren milchweiß und hatten eine Tropfform. Nachdem ich mir sie angesteckt hatte, drehte ich mich wieder zu Jeremy.

»Phi, ich habe so das Gefühl, dass da mehr hinter steckt als du denkst.«

»Und woher willst du das wissen?«

Jeremy richtete sich an der Kante meines Bettes weiter auf.

»Vertrau mir einfach, außerdem ist es euer erstes Date, es wird schon nichts passieren.«

Für einen Moment sah ich ihm in die Augen, Jeremy blickte mir ernst entgegen. Seufzend nickte ich schließlich und ließ den Kopf hängen. »Du hast ja recht.« Ich machte mir einfach viel zu viele Gedanken.

Ich ließ den Blick zu der Uhr auf meinem Nachttisch gleiten.

»Oh verdammt, ich muss runter!« Schnell nahm ich noch meine kleine Tasche und hängte sie mir über die Schulter. »Mach bloß nichts kaputt, Jer!« Jeremy wollte in meiner Wohnung auf mich warten, sodass ich ihm sofort alles erzählen konnte, wenn ich wieder zurück war. Jer hob beide Hände und setzte einen unschuldigen Blick auf. »Niemals, Phi.« Ich musste aufgrund seiner imitierten Baby-Stimme lachen und schüttelte mein Haar. »Bis später«, rief ich ihm noch zu, schloss die Wohnungstür hinter mir und trat hinaus in den Flur.

»Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder?«, hörte ich einen wutentbrannten Jason sagen. Ich stand in der Eingangstür meines Wohnhauses. Jason hatte mir den Rücken zugewandt und hielt sein Handy gegen sein Ohr gedrückt. Dabei umfasste seine Hand das Handy so stark, dass seine Fingerknöchel weiß hervorstanden. »Oh nein, ich brauche keine Ausreden von dir, Cole.« Aus dem Handy war eine Stimme – vermutlich Cole – zu hören, aber ich verstand kein Wort. »Du wusstest ganz genau, dass ich heute mit ihr ausgehen wollte, also was soll der Schwachsinn?«

Wieder die Stimme am anderen Ende der Leitung.

»Dann sag es halt ab! Ich kann heute Abend nicht«, stieß Jason aus.

DESIRE ISN'T ENOUGHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt