Vertrau mir

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Angestrengt, der Versuchung zu widerstehen, jetzt nichts zu denken, ging ich weiter, bis ich einen Gang fand.
"Geh weiter." sagte die hysterische hohe Stimme. Gehorsam folgte ich ihr.
"Schau sie dir an Florin. Sie ist groß geworden." staunte die Sanfte.
Als ich ankam, konnte ich es kaum glauben. Mit offenem Mund stand ich vor einer mir sehr bekannten Frau und ihrer kleineren Gehilfin, welche meine ehemalige Kindergärtnerin war. Die Bekannte konnte ich nur schwer benennen. Sie war mir lediglich so bekannt wie einem nur die eigene Mutter war. Genau das war der Knackpunkt. Sie war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.
"Du hast lange gebraucht junge Dame." mahnte mich die, mit der hohen Stimme.
Ich vergaß meinen Mund zu öffnen und dachte nur daran, was ich sagen wollte.
"Deine Mutter hatte keine Psychosen. Sie war eine Hexe. Leider hat sie die Wiedergeburtssache nicht ganz geschaft. Es liegt nun an dir, ihre Linie weiter zu führen." klang die vertraute Stimme lauter und weiterhin sanft.
Wie sehr ich mir wünschte, dass Tate jetzt bei mir wäre. Ich wollte nicht alleine hingehen, wo auch immer ich hinging.
"Oh nein, der Junge gefällt ihr auch noch." seufzte die mit der hohen Stimme. Kaum zu fassen, dass diese meine Kindergärtnerin wär und aus mir was geworden ist.
"Du wirst dich sicher fragen wer ich bin." setzte das Ebenbild meiner Mutter an. "Ich bin deine Tante. Lana Winters." fuhr sie fort. Ungläubig starrte ich die beiden Damen an, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Ich verzog keine Miene. Ich glaubte ihr ohne irgendetwas an ihrer Geschichte zu hinterfragen. Meiner Meinung nach, ist es einfacher, Dinge zu glauben ohne diese in Frage zu stellen.
Mrs. Winters kam auf mich zu und reichte mir die Hand. Zögernd stand ich da und überlegte. Es wäre einfacher gewesen auch hier nichts zu hinterfragen. Tate fehlte mir in diesem Augenblick so schrecklich doll, dass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre.
"Er fehlt ihr, dabei sind sie nicht mal lange getrennt." wandte sich meine Tante an Florin. "Vertrau mir." forderte sie mich direkt nach ihrer Feststellung auf und kam weiter auf mich zu. "Woher weiß ich, dass dies keine Falle ist?" fragte ich nervös. "Mein Kind, vertraue mir doch." sagte sie wieder. Ich berührte die Hand und begann zu schweben. Unmöglich und doch passierte es. Ein Schrei schlich sich durch meine Lippen. "Was zur..." setzte ich an und begriff nicht wie mir geschah. "Er wusste es die ganze Zeit. Er hätte sie viel früher herschicken sollen." sagte die Gagsstimme.
Immer fester umklammerte ich Mrs. Winters' Hand und betete, dass ich nur träumte.
"Sie muss zurück. Tate hat dir noch viel zu erklären." sagte Mrs. Winters und ließ mich los.

"Violet." sagte Tate meinen Namen so zärtlich, wie es nur er konnte. "Das war ziemlich viel für dich oder?" fragte er besorgt. "Du hast es gewusst. Du wusstest von meiner Mutter oder? Warum gerade du? Warum haben sie dich genommen, um auf mich auf zu passen?" funkelte ich ihn böse an. "Bitte sei nicht sauer auf mich, aber ich kann das erklären." stammelte er vor sich hin.

Wie am ersten TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt