Ich habe eine Supernatural Fanfiction geschrieben, in der ich die Charaktere ein wenig an meine Version des Universums angepasst habe. Einiges kennt man, einiges wird neu sein. Ich hoffe, ihr habt Spaß!
(Meine erste hier veröffentlichte Story. Lasst mir Zeit, die Funktionen zu kapieren. #technikklaus)Der Engel und die Kräuterhexe
Die Musik, die aus den Kopfhörern direkt in Hannahs Ohren schallte, war nur einen Hauch davon entfernt, zu laut zu sein. So sang und tanzte sie völlig in ihrer eigenen Welt gefangen durch ihre Küche. Der Rock’n’Roll war so laut, dass selbst ihre eigenen Gedanken nicht dagegen ankamen und sie die dadurch entstandene innere Stille ziemlich genoss. Das Lied wechselte. Der Übergang dauerte nicht mal zwei Sekunden, reichte allerdings aus, um zu hören, wie jemand ihren Namen rief. Erschrocken drehte Hannah sich mehrfach um sich selbst, doch war sie wie erwartet allein in ihrer kleinen Wohnung.
Nachdenklich fuhr sie die Lautstärke etwas runter, indem sie mehrere Male auf eine Taste am rechten Ohraufsatz drückte und überprüfte mit zusammengezogenen Augenbrauen jedes Fenster und die Eingangstür.
Als sie vor vier Jahren hier eingezogen war, war es ihr wichtig gewesen, dass sie im ersten Stock wohnte - aus dem konnte man im Notfall noch springen, ohne gleich zu sterben und fühlte sich trotzdem etwas geschützter als im Erdgeschoss. Sie hatte direkt beim Einzug alle Fenster zusätzlich gesichert und die Tür verstärkt.
Alles schien seine Richtigkeit zu haben, Hannah beruhigte sich, hatte aber die Leichtigkeit des Musikhörens nicht mehr bei sich, hängte die Kopfhörer weg und setzte sich vor ein großes, altes Buch am Küchentresen und begann, einige Zutaten daraus zu notieren.
***
Der düstere Herbsttag war verregnet und windig, genauso, wie Hannah den Herbst mochte. Sie trug einen halblangen Wollmantel und einen wärmenden Schal samt Mütze, als sie eilig die Tür schließend die kleine, alte Apotheke betrat. Im Kontrast zu ihren schwarzen, langen Haaren und ihrer schwarzen Kleidung wirkte ihr blasses Gesicht beinahe strahlend, wenngleich auch unterbrochen von geröteten Wangen und ihren immer dunkelroten Lippen. Hätte sie die nicht schon gehabt, seit sie vierzehn oder fünfzehn gewesen war, wäre sie ganz sicher in Schule und später an der Uni noch viel mehr gemobbt worden, als sowieso schon. Durch die vollen, dunklen Lippen hatten viele Mädchen sie immer beneidet und hämisch missachtet. Schneewittchen hatten sie sie früh genannt, später dann ein abfällig gespucktes Gothschlampe. Hannah sollte es nur Recht sein. Sie umgab sich mit nur wenigen Menschen und wenn, dann fielen sie wohl zumindest optisch in eine ähnliche Kategorie, teilten Musikgeschmack oder Hobbies und hatten generell eher wenig Meinung zu Äußerlichkeiten.
Hannah hatte die durchaus, allerdings bezog sie sie ausschließlich auf sich und würde nie über andere Menschen urteilen.
Mit einem wissenden Lächeln und einem freundlichen Kopfnicken wurde sie von der älteren Apothekerin begrüßt und übergab ihr die selbstgeschriebene Liste.
Die Frau setzte sich in einer kleinen Bewegung eine schmale Brille auf die Nase und überflog die Aufzählung. Sie runzelte die Stirn, warf einen Blick auf Hannah, die sie ruhig anschaute, tippte dann auf dem erstaunlich neuen Computer herum und strich sich nachdenklich übers Kinn.
“Ich habe alles hier, außer der Alraunenwurzel. Das dauert zwei, drei Tage. Reicht das?”
“Ja, das reicht.”
Die Grauhaarige zögerte kurz, dann gab sie sich einen Ruck: “Hannah, wir kennen uns schon lange und ich bin sicher, dass du weißt, was du tust. Aber weißt du, was du da tust?”
Die Frauen lächelten sich an und Hannah legte ihre Hand beruhigend auf die der älteren.
“Entspann dich, Rose. Ich habe alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, alle Vorbereitungsschritte mehrfach getestet und ausgeführt und ich bin auch nicht allein. Nora wird mir zur Hand gehen.”
“In Ordnung”, nickte Rose.
“Es ist lieb, dass du dich sorgst”, lächelte Hannah wieder.
“Das scheint ja sonst niemand zu machen!”, grinste Rose nun jugendhaft und begann einen kurzen Monolog zu Hannahs Familie, den diese schweigend über sich ergehen ließ.
Als Rose laut lachte und begann, diverse Phiolen und Tiegel zum abfüllen von Hannahs Einkauf unter dem Tresen hervor zu sortieren, hörte Hannah sie wieder. Eine tiefe Stimme, die ihren Namen rief. Diesmal war sie sich ganz sicher und drehte sich blitzschnell um ihre eigene Achse. Rose war beschäftigt mit wiegen und abmessen und beachtete Hannah nicht weiter, als diese argwöhnisch ans Fenster trat und rechts und links die enge Straße absuchte.
“Liebes, soll ich dir die Alraunenwurzel Ende der Woche schicken oder kommst du nochmal vorbei?”
Hannah fuhr erschrocken herum, denn die Stimme der alten Lady hallte direkt hinter ihr.
“Ist alles in Ordnung?!”
“Ja, Rose. Danke. Ich komme am Freitag vorbei und hole den Rest ab. Wie viel schulde ich dir?”
“83,74”, antwortete Rose, bekam 85 in die Hand gedrückt und lächelte Hannah traurig hinterher, als sie aus der halbverglasten Tür hetzte.
Ihr Mann Will kam vom Lager in den Verkaufsraum und schaute fragend. “War das Hannah?”
“Ja. Will, ruf mal Rufus an, er soll auf einen Kaffee vorbeikommen. Irgendwas stimmt hier nicht.”
***
Angestrengt, aber zufrieden joggte Hannah gerade mäßig schnell durch den Stadtpark. Um sie herum traf sie immer wieder Menschen und Hunde, hörte sie aber aufgrund der Musik aus ihren Kopfhörern nicht. Sport ohne Musik war quasi unmöglich! Sie warf einen Blick auf ihr Smartphone, welches sich in einer Tasche an ihrem Unterarm befand: vier Kilometer hatte sie schon, noch gut einen halben, dann wäre sie zu Hause.
Jemand rief ihren Namen und sofort reagierte sie suchend, wurde sich aber im selben Augenblick darüber klar, dass sie niemanden hören KONNTE, denn die Foo Fighters auf ihren Ohren waren viel zu laut. Verwirrt blieb sie stehen, schaute sich um. Rechts Bäume, links der Weg mit Menschen, dahinter eine Wiese mit Kindern und Hunden. Hinter ihr eine sanfte Kurve, mehr Menschen - niemand jedoch schien ihre Aufmerksamkeit zu fordern.
Sie schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg nach Hause. Wahrscheinlich hatte sie sich vertan. Hoffentlich.
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Der Engel und die Kräuterhexe (Supernatural FF)
FanfictionHannah ist eine Kräuterhexe, die sich neben ihrem regulären Job mit einigen magischen Tränken und Salben etwas dazu verdient. Und dann plötzlich wird ihre Welt einmal komplett auf den Kopf gestellt und sie erfährt, dass ihre Lieblingsserie gar keine...