Kapitel 3

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Langsam öffnete ich die schwere Eingangstür unserer Villa. Alles war dunkel und still und in mir bahnte sich die Hoffnung an, dass meine Mutter nicht mit einem Suchtrupp im Wohnzimmer wartete. Vielleicht konnte ich mich unbemerkt in mein Zimmer schleichen und morgen meiner Mutter erzählen, dass ich bei einer Freundin geschlafen hatte. Die große Wendeltreppe knarzte als ich die erste Stufe betrat. "Ach, bist du auch mal Zuhause?" Erschrocken fuhr ich herum und dort stand meine Mutter in einem Morgenmantel. Das Licht war plötzlich angegangen und es blendete meine, an die Dunkelheit gewohnten, Augen. Reflexartig kniff ich sie zusammen und schrie erschrocken auf. "Mum... schon wach?", ich versuchte eine unschuldige Miene aufzusetzen. "SCHON??? Olivia, ich war die halbe Nacht wach. Du erklärst mir jetzt wo zum Teufel du gewesen bist. Ein paar Minuten später und ich hätte die Polizei informiert." Denk nach! Doch meine geistigen Fähigkeiten mussten sich wohl irgendwo unter der Last der Müdigkeit verstecken, welche alles um mich herum verschwommen schienen ließ. "Ich war bei einer Freundin und...", begann ich mir irgendetwas zurecht zu legen, aber der Blick meiner Mutter ließ mich verstummen. "Du gehst jetzt in dein Zimmer und wenn ich dir sage, dass du wieder runter kommen kannst, will ich die Wahrheit hören!"

Die Wahrheit... ja.... die Wahrheit war, dass ich heute Abend mit einem fremden Typen geschlafen hatte, den ich gerade mal ein paar Stunden kannte. Die Wahrheit war, dass meine Mutter mich vermutlich den Rest meines Lebens in mein Zimmer sperren würde, wenn sie erfahren würde, dass ich mit einem Pogue zusammen gewesen war, der kiffte und offenbar alleine wohnte oder nicht gerade fürsorgliche Eltern hatte. Aber wenn das die Wahrheit war, wieso sollte ich mir dann irgendwelche Gedanken über das heute Geschehende machen? JJ hatte mit Sicherheit meinen Namen schon wieder vergessen und ja offensichtlich auch kein Interesse weiteren Kontakt mit mir zu haben. Aber würde es mir genauso leicht fallen über diese Nacht hinweg zu kommen? War ich überhaupt der Typ für One night stands? Bevor ich jedoch weitere verwirrende Gedanken aus meinem Kopf zusammenfügen konnte, hatte ich mein Bett erreicht und die Müdigkeit zog mich in eine schwarze Leere.

... 3 Tage später ...

Das Wasser schimerte und ich beobachtete ein paar der Fische, welche dann aber unter der Yacht verschwanden. Ich saß gerne hier, es war nicht viel los und die letzten Tage brauchte ich einfach Ruhe von meiner Familie, besonders aber von meiner Mutter. Sie hatte mich, nachdem ich eine Nacht weg gewesen war, am nächsten morgen mit Fragen bombadiert, aber ich war immer noch der festen Überzeugung, dass mir eine Lüge weniger Ärger einbringen würde, als das, was wirklich passiert war. Der Untergrund schaukelte ein wenig und mir war ein wenig schwummrig. Ich war schon seit ein paar Stunden hier auf unserem Schiff und die Sonne prallte auf meinen Kopf. Gerade als ich beschloss, so wenig Lust ich auch hatte, wieder rein zu gehen, ertönte eine Stimme hinter mir: "Da bist du ja, komm jetzt rein Olivia! Wir wollen bald los." Meine Mutter hatte gesprochen, war aber schon wieder umgekehrt, ehe ich etwas antworten konnte. Stimmt, fiel es mir wieder ein. Heute Abend wollten wir zusammen Essen gehen, wegen irgendeinem wichtigen Geschäft, was mein Vater abgeschlossen hatte. Genervt ließ ich mich zurück sinken und einen Moment blickte ich wieder auf die Fische im Wasser, aber dann stand ich wehmütig auf und ging zurück Richtung Haus. Meine Mutter würde mich umbringen, wenn ich nicht rechtzeitig fertig war oder sowieso wenn es irgend einen Anlass geben würde, zumindest nachdem wie die Stimmung gerade zwischen uns war.

"Du siehst hübsch aus!" Ich kam die Treppe runter gesprintet und griff hastig nach meinen Schuhen und meiner Tasche. Ich lächelte kurz meinen Vater an und warf dann meiner Mutter einen entschuldigenen Blick zu, als ich bemerkte, dass sie die Arme verschränkt hielt und auf die Uhr an ihrem Handgelenk starrte.

Der Weg war nicht lang und ich hatte keine große Lust mich an der Diskussion meiner Eltern über irgendwelche Geschäfte zu beteiligen. Ganz in Gedanken versunken, bemerkte ich kaum, dass der Wagen hielt und wir wohl offenbar angekommen waren. Erst als eine Autotür aufging, löste ich meinen Gurt und stieg aus. Es war ein schönes Restaurant und es roch nach Meeresfrüchten und Fisch. "Herzlich Willkommen, Sie haben einen Tisch? Unter welchem Namen?" "Brown", antwortete meine Mutter hastig und ich sah mich neugierig um. Ein schicker Laden, aber dennoch mit Stil. "Der Kellner dort drüben wird Sie zum Tisch geleiten und Sie den Abend über bedienen. Viel Spaß."

Ich lief meinen Eltern hinter her, die zielstrebig den Raum durchquerten. "Junger Mann, Sie können uns helfen?" Vor uns stand ein blondhaariger Typ mit blauen Augen und der außerdem sehr befremdlich in einem Kellneroutfit aussah. Jetzt kapierte ich auch warum er hier am Fenster stand, denn als meine Mutter angefangen hatte zu sprechen, wirbelte er herum und drückte hastig die Kippe in seiner Hand aus.

Outer Banks - we call it DREAM // JJ ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt